EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
Multiplikation für andere interessierte Schulen zu schaffen. Erste Kontakte haben wir schon geknüpft, zum Beispiel über eine Seminarleiterin, die mit ihrem Hauptseminar bei uns eine Lehrerfortbildung mitmachte und die Idee künftig in ihre Seminare tragen und umsetzen will.
So wie die esbz die Prinzipien »Verantwortung« und »Herausforderung« in der Schule umsetzt, so muss es doch möglich sein, auch in der Lehrerbildung zu arbeiten.
Josef Sampl, Rektor der PH Salzburg
Wenn in Zukunft Universitäten und Lehrerausbildungsseminare diese Chance erkennen und das Begleiten eines Projekts Herausforderung vor- und nachbereiten, anerkennen und zertifizieren, bekäme das Ganze eine völlig andere Dynamik. Dann wäre das Lernen im Leben Teil der Lehrerausbildung. Die PH Salzburg will hier eine Pionierrolle übernehmen: Sie will ein Ausbildungscurriculum »Bildung durch Verantwortung – Lernen durch Engagement« entwickeln, in dem die Studierenden über ihr Fachwissen hinaus gesellschaftlich verantwortlich handeln und sich dabei persönlich weiterentwickeln.
Bei einer Herausforderung lernt man als Begleiter etwas, das viele, selbst erfahrene Lehrerinnen und Lehrer nicht können, weil es in der Ausbildung gar nicht vorkommt: den Umgang mit Jugendlichen, nicht mit Schülern. Man lernt, wie junge Menschen denken, lebt Begeisterung, aber auch Tiefen mit, spürt mit, wie junge Menschen wachsen an Grenzerfahrungen. Das sind Erfahrungen aus erster Hand, die kein Lehrbuch oder Seminar ersetzen kann. Paul B. Schmidt, der als Koordinator der Herausforderung für die ehrenamtlichen Begleiter verantwortlich ist, weist immer wieder darauf hin, wie wichtig diese Unterscheidung für eine moderne Pädagogik ist und auch für die Authentizität der Lehrer selbst. »Es geht um Kinder und Jugendliche und ihre Entwicklung. Wenn man nicht den gesamten Menschen im Blick hat, ist man ganz schnell wieder in konventionellen Mustern.« An unserer Schule verstehen sich die Lehrerinnen und Lehrer nicht als Belehrer, sondern als Coachs und Begleiter, die die Kinder in ihrem individuellen Lernprozess unterstützen. Eine wichtige Voraussetzung dafür sind gute, vertrauensvolle Beziehungen. Dieser Paradigmenwechsel lässt sich bei Herausforderungen ganz wunderbar erfahren, und die neue Rolle kann dort trainiert werden.
In diesem Jahr hatten wir schon einige angehende Lehrerinnen als Begleiter dabei, und ihre Rückmeldungen beim Reflexionsabend haben uns in unserer Erwartung bestätigt. »Ich fand es beeindruckend, wie sozial die Mädels miteinander waren. Ich dachte vorher, die sind 15 Jahre alt, die werden sich bestimmt nur anzicken«, erzählte eine Begleiterin, und eine andere, die mit zwei Jungs unterwegs war, berichtete davon, wie offen, witzig und unkompliziert die Teenager waren. »Wenn ich mit Erwachsenen unterwegs bin, erlebe ich es immer so, dass alles nach Plan gehen muss«, sagte eine dritte Begleiterin. »Die Mädels haben nie ein Drama draus gemacht, egal ob wir einen Platten hatten oder die Gangschaltung kaputtging.« – »An einem Abend saßen wir zusammen, hatten gekocht und gegessen und anschließend ein Team-Meeting«, erzählte Mandy Voggenauer von einem Moment, der ihr richtig ans Herz ging. »Und dann hat einer von den größeren Jungs den Kleinsten, den wir dabeihatten, Leon, gelobt, und alle haben angefangen zu klatschen.« Manchmal dauert der Gruppenprozess. Dann, wenn zum Beispiel anfangs einige nicht teilen wollen und sagen: »Ich geb doch nicht einen Euro fürs Frühstück, wenn ich nur ein halbes Brötchen esse und die anderen ein ganzes.« Für solche Gruppen ist die Erfahrung »Wir sind eine Gruppe geworden, die zusammenhält und teilt« dann von besonders hoher Qualität.
Das Projekt Herausforderung macht nicht nur die Kinder mutiger und stärker, sondern auch die Begleiter. Ein Beispiel ist die Sonderpädagogik-Studentin Alice Rathgeber, die von ihrem Umfeld davor gewarnt wurde, allein mit fünf Schülern loszuziehen. Fast hätte sie sich abschrecken lassen von all den Überlegungen, was da alles passieren könnte. Im Nachhinein, sagt sie, war es gut, diese Angst zu spüren, die sie später als von anderen aufgestülpt erkannte. Jetzt sagt sie: »Meine Erlebnisse an der esbz sind die besten Energie-Kraftstrotz-Katapulte der Welt! Ich bin total froh, dass ich Lehrerin werde und die Möglichkeit habe, Dinge zu verändern.«
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