Effington 06 - Verborgene Verheissung
Abenteuer zu erleben. Ich kannte sie kaum.«
Sie trank einen Schluck. »Jetzt ist sie tot. Von Kannibalen verspeist, soweit ich weiß.«
»Lieber Himmel! Kannibalen?«
»Irgend so etwas. Es spielt keine Rolle.« Sie zuckte die Schultern. »Sie ist tot, und ich stehe nun ganz allein da.«
Er sah sie lange von der Seite an. Sie sprach so nüchtern über eine Schwester, die von Kannibalen verspeist wurde, eine Mutter, die im Kindbett starb, und einen Vater, der sich nicht um sie kümmerte, als wäre das vollkommen normal. Sein Herz zog sich zusammen.
»Nicht ganz allein«, sagte er ruhig. »Jetzt haben Sie mich.«
Sie lachte. »Ob Sie mich wollen oder nicht.« Sie wandte sich ihm zu. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine völlig fremde Frau Ihre Wunschkandidatin ist.«
Ohne nachzudenken nahm er ihre Hand und führte sie an seine Lippen. »Sie, meine liebe Miss Townsend, sind zu meiner Wunschkandidatin geworden.«
»Weil Sie, wie Sie so schön feststellten, keine andere Wahl haben.«
»Ich hatte Unrecht«, gab er mit Bestimmtheit zurück. »Ich habe doch eine Wahl. Ich kann die Verfügung meines Vaters nicht befolgen, mein Vermögen aufgeben und meinen eigenen Weg in der Welt finden. Es wäre nicht einfach, aber zweifellos würde ich es schaffen. Haben Sie nicht genau das getan?«
»Und es war nicht leicht.« Sie entzog ihm ihre Hand. »Ich musste Arbeit finden, für die ich nicht ausgebildet oder geeignet war. Ich lebte kaum besser als ein Dienstmädchen und war völlig abhängig von den Launen anderer. Mein Verdienst reichte kaum für meinen Lebensunterhalt. Eines können Sie mir wirklich glauben.« Die Andeutung eines Lächelns umspielte ihre Lippen. »Mit Armut, mein lieber Lord Pennington, lebt es sich schwer.«
»Dann sollten wir sie unbedingt vermeiden.« Er lachte, und sie fiel ein. Es war ein merkwürdiger Moment der Übereinstimmung, und er fragte sich, ob sie gerade den ersten Schritt für ein gemeinsames Leben getan hatten.
»Nun dann.« Sie kehrte zum Sofa zurück und setzte sich. »Weiter mit den Formalien. Zusätzlich zu meinem Einkommen werde ich ein kleines Haus auf dem Land haben, das mir alleine gehört.«
Das Gefühl der Einigkeit schwand. »Soll das heißen, was Ihre s ist, das ist Ihre s , und was meinem ist, das ist auch Ihm?«
Sie dachte einen Augenblick nach und nickte dann. »So kann man es sagen.«
»Aber das ist nicht gerecht.«
»Ich werde Ihnen Kinder schenken. Söhne.« In ihrer Stimme lag ein Hauch von Abscheu, und in Anbetracht ihrer Vergangenheit konnte er das gut verstehen. Was die Angelegenheit nicht weniger ärgerlich machte. »Das erscheint mir überaus fair.«
»Fair oder nicht, die Countess of Pennington zu sein beinhaltet mehr Pflichten als nur Kindererziehung.« Er setzte sich wieder auf den Schreibtisch. »Ich erwarte, dass Sie meinen Haushalt führen. Dafür und für Ihre persönlichen Bedürfnisse, wie Kleidung und was Frauen sonst noch benötigen, werden Sie ausreichende Mittel erhalten. Darüber hinaus erfordert meine Position auch ein gastfreies Haus, wofür ebenfalls Sie zuständig sein werden. Und Sie werden sich als meine Gattin angemessen verhalten müssen.«
»Wir wollen ja Godfrey nicht schockieren.«
»Godfrey ist die geringste meiner Sorgen. Da der Zweck dieser Eheschließung — wie bei den meisten — in der Erhaltung meines Familiennamens liegt, erwarte ich so lange, bis die Erben da sind«, er verengte die Augen, »absolute Loyalität und Treue.«
»Genau wie ich«, erwiderte sie spröde.
Er zog eine Augenbraue hoch. »Die meisten Frauen erwarten das nicht von ihrem Ehemann.«
»Dann sind die meisten Frauen Närrinnen.«
»Schon möglich.« Diese Auslegung störte ihn nicht. »Dann sind wir uns einig.«
»Ich bitte mir allerdings das Recht aus, zu kommen und zu gehen, wie es mir beliebt. In angemessenem Rahmen natürlich.«
Er zuckte die Achseln. »Solange Sie mir treu bleiben, habe ich dagegen keine Einwände. Ich wollte noch nie eine Gattin, die nicht ein gewisses Maß an Unabhängigkeit besitzt.«
»Dann, Lord Pennington, passen wir vielleicht doch zusammen.« Sie warf ihm ein strahlendes Lächeln zu, und wieder bemerkte er, wie sehr sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Und wie hübsch sie eigentlich war. »Dann sind wir wohl für heute Abend fertig.«
»Noch nicht ganz.« Er stand auf und trat auf sie zu. »Mir behagt der Gedanke nicht, dass meine Frau mich mit meinem Titel anspricht. Wie auch immer diese Verbindung zustande
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