Effington 06 - Verborgene Verheissung
dieser Angelegenheit haben Sie keine Wahl. Daher schlage ich vor«, sie holte tief Luft, »dass wir über die Bedingungen des Arrangements sprechen.«
»Bedingungen, Miss Townsend?« Ihm gefiel der Klang dieses Wortes nicht. »Was meinen Sie damit?«
»Bedingungen. Erwartungen. Konditionen. Vertragliche Bestimmungen. Unsere ...« Sie schluckte, und er staunte über ihre Ungerührtheit in dieser Situation. »Unsere Heirat betreffend.«
Erleichterung durchflutete ihn. Und noch ein überraschendes Gefühl; sicherlich keine Freude, aber doch ein gewisses Vergnügen. Plötzlich fragte er sich, ob in dem Unsinn, den er ihr über ihr gemeinsames Schicksal erzählt hatte, vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit steckte. Vielleicht waren sie füreinander bestimmt.
»Nun, dann gratuliere ich euch beiden.« Reggie verbeugte sich, als sei dies eine Liebesheirat und kein geschäftliches Arrangement. »Und da ihr sicher einiges zu besprechen habt, möchte ich mich zurückziehen.«
»Das musst du nicht«, sagte Marcus schnell.
»Sie könnten uns durchaus eine Hilfe sein«, fügte Gwendolyn hinzu.
»Ich würde euch natürlich gerne meine Unterstützung anbieten, aber leider habe ich jetzt einen unaufschiebbaren Termin.« Reggie ging zur Tür und sah sich noch einmal grinsend zu Gwendolyn um. »Seien Sie vorsichtig, meine Liebe, er ist ausgesprochen gefährlich.« Er ging aus dem Zimmer. »Sehen Sie sich vor, Godfrey. Sie werden bald eine neue Herrin haben.« Die Tür fiel hinter ihm zu.
Eine unbehagliche Stille entstand. Marcus wusste nicht, was er sagen sollte. Oder tun sollte. Sie wirkte ebenso verlegen wie er.
»Möchten Sie einen Brandy?«, platzte er heraus.
»Das wäre sehr freundlich.« Sie schien erleichtert.
Er ging zum Schreibtisch, nahm ein Glas vom Silbertablett und füllte es, bevor er sein eigenes erneut füllte. Er war dankbar für die Beschäftigung. Als er sich ihr wieder zuwandte, hatte sie den Hut abgenommen und strich sich das Haar aus dem Gesicht.
»Ich will hoffen, dass Sie mir nicht wieder Vorhaltungen über meine mangelnde Schicklichkeit machen. Wie ich gestern schon erwähnte, achte ich normalerweise sehr auf geziemendes Verhalten. Nur ...« Sie zog charmant die Nase kraus, was sie sehr jung und viel zu unschuldig wirken ließ. »Ich weiß, dass Hüte ein notwendiges Übel sind, aber ich hasse sie einfach.« Sie ließ den Hut aufs Sofa fallen, als wollte sie seinen Widerspruch provozieren.
»Dann haben wir ja etwas gemeinsam. Ich selbst trage auch nicht gerne Hüte.« Er trat näher zu ihr. »Außerdem wird dies bald Ihr Zuhause sein. Sie sollten sich hier völlig ungezwungen fühlen. In angemessenem Rahmen selbstverständlich.«
Sie neigte den Kopf zur Seite. »In angemessenem Rahmen?«
»Ich würde Godfrey ungern schockieren.« Er reichte ihr das Glas. »Das ist ein sehr guter Brandy ich hoffe, Sie mögen ihn.«
»Das werde ich sicher.« Sie beäugte das Glas etwas skeptisch. »Obwohl ich noch nie zuvor Brandy getrunken habe.« Sie nahm einen Schluck und rang nach Luft. »Er ist sehr«, ihre Stimme klang erstickt, »intensiv.«
»Ja, das ist er wohl.« Er grinste.
Ihre Augen tränten, und sie griff sich mit der Hand an den Hals. »Und sehr heiß.«
»Das auch.«
»Dennoch ...« Sie nahm einen zweiten, etwas vorsichtigeren Schluck. »Der Geschmack ist nicht unangenehm.«
»Nein, keineswegs.«
Sie leckte sich die Lippen und nickte gedankenvoll. »Recht angenehm sogar. Finden Sie nicht?«
»O doch.« Ohne Nachzudenken beugte er sich vor und berührte mit seinen Lippen leicht die ihren. »Sehr angenehm.«
Sie starrte ihn an. »Warum haben Sie das getan?«
Er verzog das Gesicht. »Ich weiß es nicht genau. Normalerweise bin ich kein impulsiver Mensch, aber ...«
»Aber Sie waren noch nie in dieser Situation.«
»Was für eine Situation?« Er sah auf ihre Lippen, die leicht geöffnet, voll und fest waren und wunderbar nach Brandy schmeckten.
»Heirat?«
»Ach, ja.« Er sah ihr in die Augen. »Ich sollte mich noch einmal entschuldigen.«
»Dafür, dass Sie mich geküsst haben?« Ihre Augen waren groß, und ihr Atem ging flach.
»Aber ja«, erwiderte er sanft. »Wir haben uns erst gestern kennen gelernt, und doch scheint es, als würde ich mich ständig bei Ihnen für mein Verhalten entschuldigen.«
»Das müssen Sie nicht.« Sie beugte sich kaum merklich weiter nach vorne. »Nicht dafür.«
»Das könnte ich auch nicht.« Er wollte sie wieder küssen. »Nicht dafür, dass ich Sie
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