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Effington 06 - Verborgene Verheissung

Effington 06 - Verborgene Verheissung

Titel: Effington 06 - Verborgene Verheissung Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihren Augen lag ein merkwürdiger Ausdruck. »Sie wollen vermutlich Söhne.«
    »Absolut. Zwei sollten reichen.«
    »Aha.« Sie nahm einen Schluck. »Wann?«
    Er zuckte zusammen. »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Bald, denke ich mal.«
    »Und wie sieht es mit Mädchen aus?«
    »Was denken Sie über Mädchen?«, fragte er langsam und musterte sie eingehend. Man sah ihr die Trunkenheit zwar äußerlich nicht an, aber vermutlich forderte der Brandy langsam seinen Tribut.
    Sie seufzte tief. »Was geschieht, wenn wir Mädchen bekommen?«
    »Um ehrlich zu sein, Miss Townsend, darüber habe ich ebenfalls noch nicht nachgedacht. Mir geht es um Erben.«
    Sie verengte die Augen. »Sie mögen wohl keine Mädchen?«
    »Ich habe mir nie näher Gedanken um sie gemacht.«
    »Natürlich nicht.« Sie schwankte nicht beim Aufstehen, warf sich in die Brust und funkelte ihn an. »Ich bin ein Mädchen.«
    Er verbiss sich ein Grinsen. »O ja, das kann ich deutlich erkennen.« »Mögen Sie mich?«, fragte sie hochmütig.
    »Ich fürchte schon.«
    Sie neigte wieder den Kopf und sah ihn an. »Sie fürchten?«
    Er nickte. »Ja.«
    »Warum? Sollte ich nicht diejenige sein, die vor Ihnen Angst hat?«
    »Schon möglich.« Er zögerte. »Haben Sie Angst?«
    » Überhaupt nicht.«
    Er lachte. »Warum nicht?«
    »Nun .. .« Sie machte eine Pause. »Weil Sie ein erwachsener Mensch sind, vermute ich mal. Und ich betrachte mich Ihnen als ebenbürtig.«
    »Wirklich?«
    »Aber ja.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie vor irgendetwas Angst haben.«
    »Das haben Sie aber nett gesagt. Stimmt zwar nicht ganz, aber es war sehr liebenswürdig.« Sie nippte an dem Brandy und betrachtete ihn. »Ich hatte immer ziemliche Angst vor Kindern.«
    »Das ist aber doch nichts Ungewöhnliches, Miss Townsend. Ich glaube, viele Frauen haben Angst vor dem Kinderbekommen.«
    »Oh, das meine ich nicht.« Sie winkte ab. »Obwohl das auch nicht gerade angenehm klingt. Meine Mutter starb im Kindbett.« Wieder zögerte sie. »Wussten Sie, dass ich Gouvernante war?«
    Er nickte. Von Whiting und seiner Mutter hatte er beinahe jede Einzelheit aus ihrem bisherigen Leben erfahren.
    »Ich war keine besonders gute Gouvernante«, erklärte sie trocken. »Kinder scheinen mich nicht zu mögen. Selbst meine eigenen Ni... Schützlinge waren mir nicht sehr zugetan.« Nachdenklich runzelte sie die Stirn. »Ich glaube, sie haben meine Angst vor ihnen gespürt.«
    »Warum um alles in der Welt sollten Sie sich vor Kindern fürchten?«
    »Das habe ich mich auch schon gefragt. Der einzige Grund, den ich mir vorstellen kann, ist, dass ich selbst noch fast ein Kind war, als ich meine erste Anstellung annahm. Ich hatte keinerlei Erfahrung mit Kindern und keine Ahnung, was man tun musste. Vermutlich habe ich meine Ängste durch eine besonders strenge und rigorose Behandlung ausgedrückt.« Ihr fragender Blick traf den seinen. »Ergibt das irgendeinen Sinn für Sie?«
    »Mir erscheint es durchaus logisch.«
    »Ja, nicht wahr?« Sie nickte zustimmend. »Ich habe erst kürzlich entdeckt, dass man viel mehr Erfolg hat, wenn man Kinder wie vernünftige Lebewesen behandelt.«
    Wovon sprach sie überhaupt? »Das würde ich auch denken, obwohl ich zugeben muss, dass ich keine Erfahrung mit Kindern habe.«
    »Und Sie mögen keine Mädchen. Das macht die Sache schwierig.« Sie seufzte und ging langsam auf den Kamin zu, über dem ein altmodisches Portrait des siebten Earl of Pennington hing. »Ist das Ihr Vater?«
    »Ja.« Marcus stellte sich neben sie und sah das Gemälde an. Der Künstler hatte seinen Vater gut getroffen: seine Miene war bestimmt, aber nicht unfreundlich. Und in den Augen lag ein angedeutetes Lächeln.
    »Vermissen Sie ihn?«
    »O ja.« Marcus hatte seinen Vater gern gehabt, und das hatte auf Gegenseitigkeit beruht. Selbst in dieser seltsamen Situation, für die sein Vater verantwortlich war, konnte er ihm nicht böse sein. Er hatte immer das Beste für seinen Sohn gewollt. »Vermissen Sie Ihren Vater?«
    »Dazu kannte ich ihn nicht gut genug.« Sie betrachtete weiterhin das Bild. »Er wollte Söhne und bekam nur Töchter. Eine große Enttäuschung für ihn. Er schickte mich aufs Internat, als ich noch sehr klein war. Ich sah ihn nur selten.« Sie sagte das so sachlich, als hätte diese Aussage nichts mit ihr selbst zu tun.
    »Sie sagten Töchter. Dann haben Sie Schwestern?«
    »Eine, doch sie heiratete gegen den Willen meines Vaters und ging fort, um mit ihrem Mann große

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