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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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vorbereitet. Uns fehlt bloß der Schrein. «
    Mein Blick findet nichts, auf das er sich heften könnte.
    » Ja, ja «, seufzt er. » Jetzt liegt alles an Ihnen. «
    » Das hat es die ganze Zeit. «
    » Das sehe ich ein. « Er dreht sich zum Fenster. Wir fliegen in eine Wolkenbank. » Bjørn. « Er wendet sich mir zu. » Bitte. Werden Sie mir den Schrein geben? «
    Sein Blick wiegt viele Tonnen. Ich sehe ihn an. Ich begreife ja, wer er ist. Ich weiß nicht, wie lange mir das das schon klar ist. Ich zweifle nicht mehr daran.
    In meinem Inneren scheint sich etwas zu lösen. Selbst in dem widerspenstigsten Menschen schwindet irgendwann die Kraft, sich zu wehren. Ich denke an die Erlebnisse der letzten Wochen. An die Lügen. Die falschen Fährten. Die Menschen, die mich betrogen haben. In Reih und Glied stehen sie vor meinem inneren Auge da. Die Puzzlesteinchen sind an ihre Plätze gefallen. Ich bin gezwungen, MacMullins Erklärung zu akzeptieren. Weil ich ihm vertraue. Weil ich keine andere Wahl mehr habe.
    » Natürlich «, sage ich.
    Er legt den Kopf zur Seite, als verstehe er nicht recht, was er gehört hat.
    » Sie werden den Schrein bekommen «, bestätige ich.
    » Danke. «
    Er ist still. Dann sagt er noch einmal. » Danke, ich danke Ihnen. «
    » Ich habe eine Frage. «
    » Das überrascht mich nicht. «
    » Warum haben Sie mir das alles erzählt? «
    » Blieb mir eine andere Möglichkeit? «
    » Sie hätten mir eine Lüge auftischen können, der ich Glauben geschenkt hätte. «
    » Das habe ich versucht. Mehrmals. Aber es hat nicht funktioniert. Sie sind ein misstrauischer Satan. « Das Letzte sagt er mit einem Lächeln.
    » Und wenn ich das alles jemandem erzählen würde? «
    Sein Gesichtsausdruck ist nachdenklich. » Die Möglichkeit besteht natürlich. «
    » Ich kann zu den Zeitungen gehen. «
    » Das können Sie. «
    » Oder ein Buch schreiben. «
    Er hält inne.
    » Aber sicher, auch das können Sie «, sagt er.
    Es entsteht eine kurze Pause.
    Dann fügt er schelmisch hinzu: » Aber würde es irgend jemanden geben, der ihnen das glaubt? «

VII Das Ende des Kreises
    1
    SIE SIEHT AUS, als sei sie tot. Ihr kleiner Spatzenkopf ruht auf einem großen Kissen. Die Haut klebt an ihrem Schädel. Der Mund ist halb geöffnet, die Lippen sind trocken und ohne Farbe. Ein grüner Sauerstoffschlauch ist in ihr Nasenloch geschoben und an der Wange mit weißem Pflaster befestigt. Die mageren Arme mit den blauen Flecken liegen verschränkt auf der Bett decke. Aus einem an einem Stativ befestigten Infusionsbeutel tropft eine Flüssigkeit in eine Ader ihres Unterarms.
    Sie haben ihr ein Einzelzimmer gegeben. Das war gut gemeint, aber ich erinnere mich noch daran, dass sie mir einmal gesagt hat, ihre größte Angst sei, allein sterben zu müssen.
    Der Raum fließt über von warmem Licht. Ich hole einen Stuhl, der neben dem Waschbecken steht. Die Stahlbeine kratzen über den Boden.
    Vorsichtig nehme ich ihre Hand. Sie fühlt sich an wie ein leeres Ledersäckchen mit Knochen. Ich streichle ihr über die Haut und verschränke ihre schlaffen Fingern mit den meinen.
    Geräusche. Ihr Atem. Das Ticken der elektronischen Apparate. Das Brummen eines Autos unten auf der Straße. Ein Seufzen. Von ihren Lippen.
    An der Wand über der Tür hängt eine Uhr. Sie geht fünf Minuten nach. Mit ruckweisen Bewegungen kämpft der Sekundenzeiger darum, mit dem Ticken Schritt zu halten. Etwas im Uhrwerk scheint in die Brüche zu gehen.
    Auf dem Nachttischchen steht ein Strauß Blumen in eine r d er durchsichtigen Krankenhausvasen. Die Karte ist halb geöffnet. Die Botschaft ist mit Füller in großen Buchstaben geschrieben:
    P eaceful journey, Grethe! Eternally Yours, MMM
    ∗ ∗ ∗
    M acMullin hat mir einen Funken Wahrheit geschenkt. Nicht mehr. Einen Funken Wahrheit. Möglicherweise weiß ich nichts. Ich weiß nicht, welche Erklärung ich selbst glauben soll. Ich weiß nicht einmal, ob ich irgendeinem von ihnen Glauben schenken kann, aber eines weiß ich: Überreiche ich MacMullin den Schrein, verschwinden dieser und sein Inhalt für immer. Wenn es ihnen gelungen ist, sein Geheimnis zweitausend Jahre zu bewahren, wird es ihnen wohl auch zwei weitere Jahrtausende gelingen. Aus dem Kloster Værne wird niemals ein internationales Tourismuszentrum werden. Die Acker werden nicht zu überfüllten Parkplätzen, und zu keiner Zeit werden amerikanische Touristen ungeduldig anstehen, um durch die schusssicheren Plexiglasscheiben auf das freigelegte

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