Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
Vom Netzwerk:
den Beginn der letzten Ausgrabung zu berichten.
    Er nimmt einen Schluck Kaffee und schneidet eine Grimasse. » Interessant, dass du dich an mich wendest«, meint er. »Ich hab mich nämlich immer gefragt, was da eigentlich gelaufen ist.«
    Ich nehme den Teebeutel aus dem dampfenden Wasser und sehe ihn gespannt an.
    » Es begann mit ein paar Telefonaten an den Reichsantiquar, Herrn Loland «, erzählte er. » Erst von Arntzen, dann von Direktor Viestad. «
    » Die haben beide angerufen? «
    » Genau! Angeblich im Namen einer englischen Stiftung, der Society of International Sciences, kurz: SIS. Eine ideelle Forschungseinrichtung in London. Die SIS war der Meinung, im Bereich des Klosters Værne müsse es eine alte Rundburg geben. Hast du so etwas schon gehört? Eine Rundburg! Ic h h abe nie auch nur das Geringste davon gehört, dass man dort eine solche Festungsanlage gebaut hätte. Jedenfalls fragten sie uns, wie wir dazu stünden, wenn Professor Llyleworth dort eine Ausgrabung leiten würde. «
    » Und ihr fandet das natürlich in Ordnung? «
    » In Ordnung, nein! Du kennst mich doch! Für mich passte da nichts zusammen. «
    » Das verstehe ich gut. «
    » Nicht wahr? Eine Rundburg? Dort? Du kannst dir vorstellen, dass ich ein paar Fragen hatte. Wo in aller Himmels Namen sollte sich dort eine Rundburg befinden? Und was für ein Interesse hatte eine britische Stiftung an einer norwegischen Rundburg? Wer würde die Zeche zahlen? Warum eilte das alles so? Was würden sie tun, wenn sie die Rundburg fanden? «
    » Sie mitnehmen? «
    Caspar lacht. » Das sähe Graham Llyleworth ähnlich. «
    » Hast du die Sache später dann besser verstanden? «
    » Nee, nichts davon. Ich bekam nicht eine einzige Antwort. Nur hochgezogene Augenbrauen und tiefe Seufzer, weil ich so schwierig war. Für den Reichsantiquar ist Llyleworth der reinste Gott, und die jüngeren Angestellten halten ihn für den Begründer der Archäologie. Okay, er hat ein paar Aufsehen erregende Funde gemacht und ein paar wichtige Lehrbücher geschrieben. Aber ich meine –sollten wir diesen aufgeblasenen Kulturimperialisten deshalb wirklich mit seinen Regimentern und Ausgrabungsmaschinen aufmarschieren lassen? Deshalb streckte ich ihnen die Zunge raus und vergaß das Ganze. Bis ich dann ein paar Wochen später das formelle Gesuch auf dem Schreibtisch hatte. «
    » Ein Gesuch? Das habe ich nie gesehen. «
    » Perfekt durchgearbeitet. Mit Karten und Stempeln und schönen Unterschriften. Es gab einen ziemlichen Trubel i n d er Abteilung. Es dauerte vielleicht zehn Minuten, bis ich zu Sigurd Loland zitiert wurde. Warum ich so negativ sei? Ob ich denn nicht die Vorteile einer internationalen, archäologischen Zusammenarbeit sehe? Du weißt, wie sich Sigurd aufspielen kann. Es ist Ihre Entscheidung, sagte ich schließlich. Aber es war ihm so verflucht wichtig, dass ihn alle unterstützten. Dass ich die Genehmigung unterzeichnete. Frag mich nicht, warum. «
    » Vielleicht weil du der Kritischste von allen bist? «
    » Daran habe ich nicht gedacht. Aber wenn sie etwas verheimlichen wollten, war das ein kluger Schachzug. «
    » Erinnerst du dich an Namen? «
    » Professor Llyleworth war der fachliche Leiter. Aber sein Auftraggeber war die SIS in London. Der Geschäftsführer der Gesellschaft war der offizielle Antragsteller. Ich glaube, das Budget belief sich auf etwa fünf bis sechs Millionen Kronen. Um eine Rundburg zu finden! Mein Gott! «
    » Weißt du, wann ich ins Bild kam? «
    » Als Kontrolleur? Frag mich was Leichteres. Wir konnten auf niemanden verzichten. Ich glaubte, es war Arntzen, der dich ausgesucht hat. «
    » Aber warum ausgerechnet mich? «
    » Weil du tüchtig bist? «
    Zuerst lache ich. Dann erzähle ich Caspar von der Ausgrabung. Und dem überraschenden Fund. Ich berichte ihm über Professor Llyleworths und Arntzens seltsames Verhalten. Und von meinem Verdacht. Was ich ihm nicht erzähle, ist dass ich es bin, der den Schrein hat.
    Als ich fertig bin, schüttelt Caspar brummend den Kopf. »Was für ein Chaos! Dachte ich mir doch, dass da etwas nicht stimmt.«
    Eine junge Frau, die an unserem Tisch vorbeikommt – ich erinnere mich dunkel an sie von einer früheren Ausgrabung –, lächelt mir wiedererkennend zu und gurrt in Richtung Caspar: » Du machst heute aber früh Mittag, Caspar. «
    Er beugt sich zu mir vor und senkt die Stimme: » Weißt du was, ich hör mich mal ein bisschen um. Mal sehen, was ich rauskriegen kann. Hast du nicht Lust, heute

Weitere Kostenlose Bücher