Egeland, Tom
meinem Blick, und ich werde tiefrot.
» Warum sind diese Engländer involviert? «, fragt Kristin und fügt dann rasch hinzu: » Aber Bjørn, ist dir warm? «
» Die wussten das natürlich «, sagt Caspar. » Dass der Schrein dort war. Llyleworth, MacMullin, die SIS. Warum hätten sie sonst das Gesuch gestellt, den Acker umgraben zu dürfen? «
» Genau, die wussten nur zu gut, dass der Schrein … «, beginnt er, ehe seine Worte bei mir die Alarmglocken schrillen lassen. Ich blättere noch einmal zurück zu dem Brief, den ich gerade gelesen habe. Dort stand der Name wieder. Schwar z a uf weiß. Michael MacMullin. Die drei Ms, die ich endlich wiedererkenne. MacMullin ist der Mann, den ich für Grethe in London aufsuchen soll. Der wissenschaftliche Betreuer, dem Llyleworth, DeWitt und Papa in ihrer Abhandlung danken. Die Welt ist voller Kungelei.
Ich hämmere mit dem Zeigefinger auf den Brief. » Hallo! Weißt du, wer dieser Kerl ist? Michael MacMullin? «
» Der Geschäftsführer der SIS? «, sagt Caspar fragend.
» – und Dozent und Betreuer von meinem Vater und Llyleworth in Oxford, 1973! « Ich erzähle ihm von der Abhandlung und der Widmung.
» Wirklich? «, platzt Caspar heraus. » Ich habe noch etwas anderes über diesen Typ! Sieh mal, was ich gefunden habe, als ich heute unsere Archive durchstöbert habe. « Er öffnet seine Dokumentenmappe und fischt eine Ausgabe der Nor wegischen Archäologischen Zeitschrift, Nr. 4, 1982 heraus. Auf Seite 16 ist ein Artikel über ein interdisziplinäres Symposium über die internationale Forschungszusammenarbeit. Der norwegische Gastgeber des Symposiums war das Institut für Archäologie, finanziert von der SIS. Mit gelbem Textmarker hat Caspar drei Namen markiert: Graham Llyleworth und Trygve Arntzen, Referenten, und Michael MacMullin, Diskussionsleiter.
» Gute alte Bekannte «, sagt Caspar.
» Irgendetwas ist da 1973 in Oxford passiert «, sage ich nachdenklich.
» Llyleworth und dein Vater müssen irgendetwas Aufsehenerregendes entdeckt haben. «
» Schließlich ging es in ihrer Arbeit um Schätze und Münzen. Die müssen irgendeine Entdeckung gemacht haben. Zusammen mit diesem DeWitt, wer auch immer das ist. «
» Eine Entdeckung, die sie zum Kloster Værne geführt hat «, sagt Caspar wie abwesend.
» Nach fünfundzwanzig Jahren. «
» Das muss dann aber mehr als eine Pfeilspitze gewesen sein «, sagt Kristin. Auch nach zehn Jahren als Caspars Frau hat sie noch immer eine etwas simple Vorstellung davon, was Archäologen eigentlich machen.
» Hast du schon mal was von dem Geheimnis des Oktogons gehört? «, frage ich Caspar.
Er durchstöbert sein Gedächtnis. » Das hat was mit den Johannitern zu tun, oder? Die versteckten ihre Reliquiare in einem achteckigen Tempel. Ich hab mal so was gelesen. «
Es braucht wenig, um die Patina meines Selbstbildes anzukratzen. Sogar Caspar weiß etwas über dieses Geheimnis. Das Gefühl deprimiert mich. Ich war Kontrolleur bei der Ausgrabung. Ich hätte die Tragweite erkennen müssen, als Irene die Grundmauern freilegte. Aber ausgerechnet ich hatte noch nie etwas von einem Oktogon gehört.
» Wir haben den Schrein in einem Oktogon gefunden «, sage ich.
» Machst du Witze? « Caspar hält meinem Blick stand. » Ein Oktogon? Beim Kloster Værne? « Kopfschüttelnd starrt er vor sich hin.
» Dann weißt du vielleicht auch etwas über die Mythen, die sich um Rennes-le-Château ranken? «, frage ich.
Er runzelt die Stirn. » Nichts Genaues. War das da, wo sie beim Umbau dieser Kirche die Pergamente gefunden haben? «
Ich seufze. » Warum war ich der Einzige, der bei den spannenden Vorlesungen gefehlt hat? «
Caspar lacht. » Vielleicht weil du so damit beschäftigt warst, den Professorinnen hinterherzurennen? «
Meine Wangen werden tiefrot. Kristin wirft Caspar einen zurechtweisenden Blick zu. Das bekomme ich natürlich mit.
» Was weißt du über die SIS? «, frage ich und versuche, die Röte hinter meinen Händen zu verbergen.
» Nicht viel. Ich hab mich ein bisschen schlau gemacht, als wir das Gesuch bearbeitet haben. Eine Stiftung mit Sitz in London. Sie hat Verbindungen zur Royal Geographical Society und zur National Geographic Society und ähnlichen anderen. Außerdem zu allen möglichen Universitäten und Forschungseinrichtungen überall auf der Welt. Sie finanziert weltweit recht interessante Projekte. Aus ideellen Beweggründen. «
» Ideelle Beweggründe? Ha! « Kristin lacht. » Es gibt keine gute Fee
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