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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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selber genug Probleme.
    Sie sieht mir in die Augen. Ich versuche, ihren Blick zu erwidern, was nicht ganz einfach ist. Meine schlechten Augen haben zu einem Zusammenziehen der Augenmuskeln geführt. Dieses Leiden nennt man Nystagmus. Die Ärzte meinen, das sei auf den Versuch zurückzuführen, zu fokussiere n u nd gleichzeitig das Licht zu verteilen, das durch die Iris fällt. Die meisten sehen darin nichts als einen nervös flackernden Blick.
    » Du bist nicht wie die anderen «, sagt sie.
    Die Vorspeise kommt. Wir essen schweigend.
    Erst als der Kellner den Hauptgang serviert, uns Wein eingeschenkt, bon appétit gewünscht und sich mit einer Verbeugung in sein dunkles, feuchtes Versteck bei der Küche zurückgezogen hat, lebt Diane auf. Eine Weile sitzt sie da und sieht mich an, wobei sie abwechselnd lächelt und sich auf die Unterlippe beißt. Sie spießt eine Bohne auf die Gabel und steckt sie in den Mund.
    » Also, warum bist du Archäologe geworden? «, fragt sie.
    Ich erzähle ihr, dass ich Archäologie studiert habe, weil ich Spaß an der Geschichte habe, an Systematik, Ableitungen, Deutungen und Verständnis. Theoretisch hätte ich auch Psychologe werden können. Psychologie ist die Kunst der seelischen Archäologie. Aber ich bin viel zu schüchtern, um ein guter Psychologe zu sein. Außerdem interessiere ich mich nur minimal für die Probleme der anderen. Nicht weil ich egoistisch bin, sondern weil mir meine eigenen schon reichen.
    » Was hat es mit diesem Schrein auf sich, Bjørn? «, fragt sie.
    Ich schiebe eine Stange Spargel auf dem Teller herum und lege mir eine Antwort zurecht. » Sie verbergen etwas. Etwas wirklich Großes. «
    » Was sollte das sein? «
    Ich sehe aus dem Fenster. Ein Lieferwagen mit getönten Scheiben steht im Halteverbot auf dem Bürgersteig. Ich steche die Gabel in die Spargelstange und erschaudere. Ich stelle mir Kameras und Mikrofone hinter den getönten Scheiben vor. Manchmal macht mir meine Paranoia schwer zu schaffen.
    » Etwas, das so groß ist, dass die bereit sind, sehr weit zu gehen, um es geheim zu halten «, sage ich leise.
    » Wen meinst du mit die? «
    » Alle. Niemand. Ich weiß es nicht. MacMullin. Llyleworth. Professor Arntzen. Die SIS. Den Reichsantiquar. Sie alle. Vielleicht auch du? «
    Sie sagt nichts.
    » Das Letzte war ein Spaß «, sage ich.
    Sie zwinkert mir zu und streckt mir die Zunge heraus.
    » Sie müssen da 1973 etwas entdeckt haben «, sage ich. » In Oxford. «
    » In Oxford? «
    » Dort führen all die Fäden zusammen. «
    » 1973? «
    »Ja?«
    Ein schmerzhaftes Lächeln huscht über ihren Mund.
    » Stimmt etwas nicht? «, frage ich.
    Hinter uns kippt eine Flasche um. Der Kellner eilt mit einem vorwurfsvollen Blick herbei.
    Diane schüttelt den Kopf. » Nein, nein «, sagt sie abwesend.
    » So vieles macht für mich keinen Sinn «, sage ich. » Sachen, die irgendwie nichts miteinander zu tun haben. «
    » Vielleicht siehst du den Zusammenhang nur nicht «, schlägt sie vor.
    » Wie meinst du das? «, frage ich. » Wie konnte die SIS so genau wissen, wo der Schrein ist? «
    Die Frage überrumpelt sie. » Wussten wir das? «
    » Anscheinend. Professor Llyleworth, DeWitt und mein Vater haben in ihrer Abhandlung bereits 1973 Spekulationen darüber angestellt, ob am jetzigen Fundort ein Reliquienschrein vergraben sein könnte. Erst in diesem Jahr erachteten sie es als angemessen zu suchen. «
    » Das ist nicht so erstaunlich. Wir haben erst im letzten Jahr die Satellitenbilder erhalten, aus denen hervorging, wo genau sich das Oktogon befindet. «
    Darauf hätte ich kommen müssen.
    » Die Wirklichkeit ist nie so, wie wir sie auffassen «, sage ich. » Jemand zieht die Fäden, die wir nicht sehen. «
    » Was meinst du damit. «
    » Sie wussten genau, wonach sie suchten. Wo sie suchen mussten. Und sie haben gefunden, wonach sie gesucht haben. Dann kam ich und mischte mich ein. «
    » Das ist es, was mir an dir gefällt! Du mischst dich ein. «
    » Die sind, glaube ich, nicht so begeistert über mich. «
    » Das haben sie sich selbst zu verdanken. «
    » Jetzt bin ich ihnen ein Dorn im Auge. «
    » Das geschieht ihnen nur recht! «
    Ich lache. » Du hast aber auch einiges gegen die, oder? «
    » Es ist einfach so, dass … « Sie schüttelt den Kopf und beißt die Zähne zusammen.
    » Hat dir der Bohneneintopf geschmeckt? «
    » Sehr gut! «
    » Könntest du dir vorstellen, Vegetarierin zu werden? «
    » Niemals! Too fond of meat! « Sie zwinkert mir

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