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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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zu.
    ∗ ∗ ∗
    E s geschieht nicht so oft, dass ich Arm in Arm mit einem hübschen Mädchen durch London laufe. Ehrlich gesagt, habe ich alles andere als oft ein Mädchen im Arm.
    Die Luft ist warm, drückend, geladen. Oder vielleicht bin das auch ich. Ich winke den vorbeifahrenden Autos zu. Begegne jedem Mädchen mit einem Augenzwinkern. Ein Bettler döst in einer Telefonzelle. Diane hat ihre Hand in meine Gesäßtasche geschoben.
    Ich habe Diane nie gesagt, in welchem Hotel ich wohne. Trotzdem ist sie es, die mich über die Oxford Street in Richtung Bayswater Road führt. Oder mein Unterbewusstsein. Ich wage es und lege ihr meinen Arm um die Schulter.
    » Ich bin froh, dich getroffen zu haben «, sage ich.
    Wir laufen bei Rot über eine Seitenstraße. Ein Mercedes hupt.
    » Wirklich froh «, sage ich und drücke sie an mich.
    Plötzlich bleibt sie wie angewurzelt stehen und wedelt mit der Hand. Ich verstehe nicht, was das soll. Eine Mücke vielleicht. Wenn es denn im Zentrum von London Mücken gibt. Ein Taxi hält vor dem Bürgersteig. Als sie sich zu mir dreht, stehen Tränen in ihren Augen. » Entschuldige mich bitte! «, sagt sie. » Danke für heute Abend. Du bist süß. Entschuldig e ! «
    Sie knallt die Tür zu. Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, doch ich finde keine Worte. Diane sagt etwas zum Fahrer. Ich höre nicht, was. Der Fahrer macht eine Bewegung mit dem Kopf. Der Wagen fährt an. Diane dreht sich nicht um. Das Taxi biegt um die Ecke. Ungläubig starre ich auf die vorbeifahrenden Autos und bleibe wie angewurzelt stehen.
    ∗ ∗ ∗
    L inda ist noch immer an der Rezeption. Die Katze. Linda the long-legged leopard.
    » Hatten Sie einen schönen Abend? «, fragt sie professionell.
    Ich nicke stumm.
    » Ich habe wieder eine Nachricht für Sie. Und einen Brief. «
    Sie reicht mir einen handgeschriebenen Zettel und einen Briefumschlag.
    Ich lese, dass DeWitt angerufen hat und mich bittet, Kontakt mit ihm aufzunehmen.
    Auf dem Weg hinauf zu meinem Zimmer reiße ich den Umschlag auf. Er beinhaltet einen weißen Zettel mit einer kurzen Nachricht:
    S ie werden 250 000 Pfund für den Schrein be kommen. Bitte warten Sie weitere Instruktionen ab.
    Ich frage mich, ab welchem Betrag ich käuflich bin. Mein Stolz. Das Bild, das ich von mir habe. Meine Selbstachtung. Ich bin mir nicht sicher. Aber 250 000 Pfund sind auch nicht ansatzweise genug, um mich in Gewissenskonflikte zu bringen.
    Ich sollte einen Psychologen aufsuchen.
    14
    » DIANE HAT EIN ZIEMLICH kompliziertes Verhältnis zu Männern. «
    Ich sitze auf einem harten Stuhl im Lesesaal der Bibliothek des British Museum. Über mir ragt eine Kuppel in Schwindel erregende zweiunddreißig Meter Höhe empor. Die Lesetische ziehen sich wie Strahlen vom kreisrunden Zentrum des Saals zu den Wänden. Das schriftliche Gedächtnis der angelsächsischen Zivilisation. Ein Berg dicker Bücher türmt sich vor mir auf dem Tisch. Auf dem Boden neben mir stehen zwei Kartons mit Dokumenten aus der Manuskriptabteilung. Alles –die Luft, meine Kleider, die Fingerspitzen –riecht nach Papierstaub. Doch Lucy duftet nach Salvador Dalí.
    Seit vier Stunden blättere und notiere ich. Ich habe zwölf DIN-A4-Seiten mit Anmerkungen, Kommentaren und Beobachtungen voll geschrieben. Jetzt ist Lucy zurückgekommen. Sie hat ihr hübsches Hinterteil auf den freien Tisch neben mir geschoben und baumelt mit den Beinen. Sie hat rote Haare, blau geschminkte Augenlider und trägt einen ausgebeulten Pullover. Einen Minirock. Ganz offensichtlich untermauere ich Dianes kompliziertes Verhältnis zu Männern.
    Ich bin es weder gewohnt, zu den » Männern « gezählt z u w erden, noch dass Frauen überhaupt über mich sprechen. Sofern ich ihnen nicht Leid tue.
    » Ja, Mann ist Mann «, murmele ich und versuche, meine Beklemmung zu verbergen.
    » Für manche Zwecke gut zu gebrauchen! «, gurrt sie.
    » Haben Sie noch mehr gefunden? Über das Kloster Værne? «
    » Sorry, aber das ist alles, was wir haben. « Sie ist heiser, als habe sie zu lange und ein bisschen zu oft dem Alkohol gefrönt. » Das meiste sind Briefe oder Verweise in anderen Manuskripten. Aber dafür haben wir noch einiges mehr über die Johanniter, falls Sie das einsehen wollen. Warum interessieren Sie sich eigentlich dafür? «
    » Es geht um einen archäologischen Fund. «
    » Diane hat gesagt, Sie sind Archäologe. Finden Sie denn, was Sie suchen? «
    » Ich weiß ja nicht einmal, wonach ich suche. «
    Sie lacht. » Diane

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