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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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ich da in der Ferne erkenne. Der Flur ist ein Schachbrett in Schwarz und Weiß, verlängert durch ein Spiegelmosaik an der Wand und mit einer Bogenöffnung zu dem schmalen Küchenschlauch. Das Wohnzimmer verschwindet direkt im Himmel. Eine ganze Wand des Raumes besteht aus Fenstern. In dieser Höhe muss Diane jeden Morgen vom Balkon aus die Wolken wegwischen.
    Das Ledersofa im Wohnzimmer glänzt schwarz und rot. Der gläserne Tisch ist so dick, dass man unter ihm Schutz suchen könnte, sollte jemand auf die Idee kommen, mit einer Bazooka im Zimmer herumzuballern.
    Ich stelle mich ans Fenster. Unter mir entfaltet sich London in einem Fächer aus Häusern, Straßen und Parks.
    » Schöne Aussicht! «, sage ich.
    Sie sagt danke.
    Etwas vibriert zwischen uns. Doch ich bekomme es nicht zu fassen.
    » Was für eine Wohnung! «, rutscht es mir raus, und fast hätte ich hinzugefügt, dass die Möblierung auch von einem Innenarchitekten stammen könnte, aber ich weiß nicht, ob sie das als Kompliment oder als Sarkasmus aufgefasst hätte.
    » Das meiste ist Brians Werk. «
    » Wessen Werk? «
    » Brians. Ein Typ, mit dem ich zusammen war. Er war Innenarchitekt. «
    Eine ausrückende Feuerwehr zieht einen Schwanz aus Blaulicht hinter sich her durch die Straßen.
    » Lucy hat mir heute geholfen «, sage ich. » Sie war großartig. «
    » Bist du weitergekommen? «
    » Nicht im Museum. Aber es ist was passiert, als ich da war. «
    » Sie hat mich angerufen und gesagt, sie findet dich süß. «
    » Süß? «
    » Und ziemlich nett. «
    » Nett? «
    Sie lacht. » Was ist im Museum passiert? «
    » Ein Mann, zu dem ich schon versucht habe, Kontakt aufzunehmen, hat mich gefunden. «
    » Wer? «
    » Er heißt DeWitt. Charles DeWitt. «
    Sie sagt nichts, aber ich erkenne, dass sie den Namen kennt und dass sie verwundert ist. Trotzdem kann ich mich nicht aufraffen, sie zu fragen, warum.
    ∗ ∗ ∗
    S ie hat nach einem Rezept in einer Zeitschrift, die noch aufgeschlagen in der Küche liegt, ein vegetarisches Essen gekocht , » Ich hoffe, ich habe alles richtig gemacht «, sagt sie und klatscht mit einer Nervosität in die Hände, die so rührend typisch für alle ist, die glauben, dass vegetarisches Essen eine ganz besondere, nur wenigen vergönnte Einsicht erfordert.
    Ich sitze an einem runden Esstisch in der Ecke des Wohnzimmers, die der Küche am nächsten ist. Diane läuft hin und her, immer wieder fällt ihr etwas ein, das sie vergessen hat. Ich bediene mich. Es gibt überbackenen Kürbis in Käsesauce mi t S alat. Sie gießt Weißwein ein. Reicht mir ein Stück Baguette, das ich durchbreche, und das Schälchen mit der Knoblauchbutter. Mit den Händen auf der Lehne des Stuhl bleibt sie stehen und sieht mich abwartend an.
    » Lecker! «, sage ich, den Mund voller Essen.
    Sie lächelt und zieht den Rock über dem Po straff, ehe sie sich hinsetzt. Die Art, wie sie das tut, hat etwas ewig Weibliches. Sie hebt ihr Weißweinglas und nickt mir zu. Der Wein ist trocken.
    » Faszinierender Typ, dieser DeWitt «, sage ich.
    » Konnte er dir helfen? «
    » Er hat es versucht. «
    » Und was hat er dir erzählt? «
    » Eine lange Geschichte. Voller Löcher. «
    » Ach ja? «
    » Merkwürdigkeiten. «
    » Du traust ihm nicht? «
    » Ich frage mich, wie viel er mir nicht erzählt hat. «
    » Die Welt ist voller Lügner «, sagt sie verbissen. Ihre Augen werden zu Glas.
    » Ich glaube, die sind mir hierher gefolgt «, sage ich nach einer Weile.
    » Was? «
    » Ein Auto ist mir vom Hotel aus gefolgt. Ich hoffe, das macht nichts. «
    » Die haben dich verfolgt? «, fragt sie gleichermaßen entrüstet wie überrascht. » Hierher? Those bastards! «
    Sie will etwas sagen, reißt sich dann aber zusammen. Stattdessen verhakt sie sich wie eine Klette in meinem Blick, als wolle sie mir etwas Betrübliches mitteilen. Vielleicht, dass ich die Einladung nicht zu ernst nehmen soll, nicht glauben soll, wir seien füreinander geschaffen. Aber dass ich ein netter Kerl bin, den sie möglicherweise auf ihre Liste setzen kann.
    Zusammen mit Brian und George und achtundneunzig anderen.
    Wir essen beinahe schweigend. Zum Dessert hat sie einen göttlichen Quark zubereitet. Am Boden des Schälchens stoße ich unter all dem Quark auf eine Erdbeere und ein Stückchen Schokolade. Sie nennt diesen Nachtisch » Des Archäologen Versuchung «.
    ∗ ∗ ∗
    D iane legt eine alte Chicago-LP auf. Sie dimmt das Licht und zündet zwei rote Kerzen an, die auf dem Glastisch

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