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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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verloren, den du lieb hattest. Ich hatte nie eine Mutter, die ich hätte verlieren können. «
    » Dann gab es auch keine Leere auszufüllen. «
    » Oder die Leere ist so groß, dass ich nicht bemerkt habe, mich mitten darin zu befinden. « Sie sieht mich an. » Manchmal fühle ich mich so verdammt einsam. Auch wenn ich mit einem Mann zusammen bin. «
    » Man kann sich inmitten einer Menschenmenge einsam fühlen. «
    » Warst du mit vielen Frauen zusammen? «
    » Nicht besonders vielen. «
    » Ich aber. Also nicht mit Frauen! Mit Jungs! Und weißt du was? «
    » Nein? «
    » Man fühlt sich jedes Mal gleich einsam. Jedes verdammte Mal. Auch wenn du hundert Lover hattest, fühlst du dich jedes Mal wieder allein. « Ich ziehe die Schultern hoch. Hundert Liebschaften sind für mich ebenso blanke Theorie wie Fermats letztes Theorem, ich begreife nicht einmal die Problemstellung.
    Ich frage: » Du hast hundert Geliebte gehabt? «
    Sie kichert. » Das kommt mir so vor! Neunundneunzig! Was weiß ich. In gewisser Weise habe ich nur einen gehabt. Robbie. Die anderen waren nur –du weißt schon … « Sie lehnt sich an mich. Ich lege ihr meinen linken Arm um die Schulter.
    » Manchmal hasse ich ihn «, platzt sie heraus.
    » Robbie? «
    » Nein, Papa! Versteh mich nicht falsch. Ich hab ihn lieb. Aber manchmal hasse ich ihn mit einer derartigen Inbrunst! «
    Sie seufzt, dreht sich zu mir und betrachtet mein Gesicht. » Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ziemlich süß bist? «
    » Ja, doch. Nach zwei, drei Drinks. «
    » Ich mach keine Witze. Es ist so leicht, dich zu mögen. «
    » Diane, ich weiß, wie ich aussehe. «
    » Du bist süß! «
    » Das bist du auch. «
    Sie lacht laut und drückt mir ihren Zeigefinger in die Seite. » Du Schmeichler! «
    Ihr Blick versinkt in meinem. » Ich bin so froh, dich getroffen zu haben! «, sagt sie.
    » Warum? «
    » Weil ich dich mag. Weil ich niemals zuvor jemanden wie dich getroffen habe. Der voll und ganz er selbst ist. Dem die Welt egal ist. Du bist etwas ganz Eigenes. «
    » Ich hab wohl keine andere Wahl. «
    » Das glaubst du. Du gibst nie klein bei. Egal, gegen wen du ankämpfst. Ich habe immer zu Menschen wie dir aufgesehen. Während diese Arschlöcher … «
    » Wer? «
    » Sie bilden sich ein, dass sie einfach … « Sie hält inne. » Wenn du nur wüsstest … Oh screw ’ em! « , sagt sie verbissen.
    Jetzt geschieht etwas, denke ich. Dann beugt sie sich vor und küsst mich.
    Als ich zum ersten Mal ein Mädchen geküsst habe, war ich sechzehn. Sie war vierzehn. Sie hieß Suzanne. Sie war blind.
    Als ich Diane küsse, denke ich an Suzy. Ich weiß nicht, warum. Ich habe seit vielen Jahren nicht mehr an Suzy gedacht. Aber irgendetwas an der Art, wie Diane küsst (ein e u nbeholfene Aufdringlichkeit, als wollte sie und dann auch wieder nicht), hat eine Schublade vergessener Erinnerungen aufgezogen. Ich erinnere mich an Suzys kantigen Körper und ihre unfertigen Formen und wie wir uns tief in unsere Münder geatmet haben.
    Der Atem von Diane schmeckt nach Gin. Ihre Zunge ist ein wilder Wurm. Ich weiß nicht, was ich mit meinen Händen tun soll.
    Sie zieht sich ein wenig zurück, legt ihre Hände an mein Gesicht und sieht mich an. Ihre Augen haben den wässrigen, rötlich unterlaufenen Schimmer, der so typisch ist, wenn man es nicht gewohnt ist zu trinken. Aber dort drinnen ist auch noch etwas anderes verborgen –Wut? Trauer? Verwirrung?
    Ohne ein Wort beginnt sie, ihre Bluse aufzuknöpfen. Gelähmt vor Erwartung folge ich jeder ihrer Bewegungen. Als sie fertig ist, nimmt sie meine Hand und führt meine Fingerkuppen über ihren BH.
    Sie sieht mich an. Bjørn the kind albino. Einer unter hundert.
    Sie führt mich ins Schlafzimmer. Die Wände sind feuerrot. Auf dem Doppelbett liegt eine dunkle Decke, über die ein gelber Blitz zuckt. Auf dem Nachtschränkchen stapeln sich Modemagazine.
    Sie schlägt die Bettdecke zurück, kriecht ins Bett und streift ihren Rock ab. Sie hat sich vorbereitet. Der rote, durchsichtige BH passt zum Slip. Sie wälzt sich im Bett herum, während sie auf mich wartet. Ich knöpfe mein Hemd auf und kämpfe mit dem Gürtel meiner Hose. Vor den Augen ungeduldiger Frauen habe ich immer Schwierigkeiten mit dem Gürtel. Wenn ich auch nicht gerade sagen kann, dass ich mich häufig mit diesem Problem auseinander zu setzen hätte.
    Als ich mich auf die Bettkante setze, beugt sie sich vor und küsst mich gierig. Ich fühle mich dumm. Hilflos. Ich weiß , was

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