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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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unsichtbare Grenze überschritten, als stünden wir plötzlich alle auf der gleichen Seite und amüsierten uns über das Vergangene. Sie kennen mich schlecht. Ich bin ein harter Brocken.
    » Ich bin tatsächlich froh darüber, dass Sie so loyal sind «, sagt Reichsantiquar Sigurd Loland. Sein Gesichtsausdruck ist der eines Engels. » Wir müssten mehr Leute haben wie Sie. «
    MacMullin spürt meine Reserviertheit. Er gibt sich einen Ruck.
    » Meine Herren, bitte. Wir schulden unserem Freund eine Erklärung. «
    Manchmal kann es klug sein zu schweigen. Ich schweige.
    Sie sehen einander an. Als hofften alle, dass ein anderer beginnt. Wieder ist es MacMullin, der das Wort ergreift.
    » Wo sollen wir anfangen? «, fragt er.
    » Lassen Sie uns bei DeWitt anfangen «, schlage ich vor.
    » DeWitt … Das war dumm von mir. Ich habe Sie unterschätzt. Sehr unterschätzt. «
    » Was hofften Sie zu erreichen? «
    » Wir dachten, alles wäre leichter, wenn wir Sie glauben ließen, ich sei Charles. Wir dachten, Sie würden ihm trauen. Damit also mir. Wir hofften, dass Sie DeWitt den Schrein anvertrauen würden, wenn er Ihnen Antworten auf Ihre Fragen gab. Wir waren naiv. Ich bitte um Entschuldigung. «
    » Damit ich nicht bemerke, dass Sie ihn aus dem Weg geräumt haben? «
    » Wie bitte? «, fragen alle durcheinander.
    » Im gleichen Sommer, in dem auch mein Vater gestorben ist. « Ich sehe von einem zum anderen. » Wollen Sie mir etwa sagen, es war ein Zufall, dass die Todesfälle so dicht aufeinander folgten? «
    Die verblüfften Gesichter wirken derart glaubwürdig, dass ich einen Augenblick lang bereit bin, ihnen zu vertrauen. Aber nur einen Augenblick.
    » Warum nehmen Sie etwas anderes an? «, fragt MacMullin.
    » Ein bloßer Zufall? «, frage ich.
    » Natürlich! «, antwortet MacMullin.
    » Wir sind keine Barbaren «, sagt Llyleworth.
    Loland schüttelt den Kopf. » Sie lesen zu viele Krimis! Der Tod Ihres Vaters war ein Unfall, und Charles ist an einer Infektion gestorben. Dass beides im gleichen Sommer geschah, war ein Zufall. «
    Llyleworth sagt: » Das Leben ist voller solcher Zusammentreffen. «
    » Und erst der Tod «, sage ich.
    Ich sehe sie an. Einen nach dem anderen. » Lassen wir das «, sage ich schließlich, » vorerst. Ich verstehe trotzdem nicht, warum Sie mir nicht die Wahrheit sagen konnten. Ich habe den Schrein. Alles, was ich will, ist eine Antwort auf die Frage, was sich darin befindet. Wenn ich die Wahrheit erfahren habe, werde ich ihn zurückgeben. All diese Lügen und Ablenkungsmanöver –warum? «
    » Die Wahrheit. Tja … was ist eigentlich die Wahrheit? «, fragt MacMullin. Er betrachtet mich halb lächelnd, halb verwundert.
    Ich ziehe gleichgültig die Schultern hoch.
    » Und mit welchem Recht verlangen Sie Einblick in diese so genannte Wahrheit? «, fragt er.
    » Ich repräsentiere die norwegischen Behörden! «
    » Unsinn! «, sagt Loland. » Ich bin der Repräsentant der norwegischen Behörden. «
    » Sie! «, sage ich spitz. » Sie sind doch ein Teil dieser Verschwörung! «
    » Bjørn, Bjørn! «, brummt MacMullin freundlich. » Nicht so böse! Versuchen Sie, die Sache aus unserer Sicht zu sehen. Wir wussten nicht, auf welcher Seite Sie stehen. Ob Sie auf unserer Seite sind. «
    » Auf Ihrer Seite! «, rufe ich.
    » Ja, oder ob Sie gegen uns sind. Ob Sie ehrlich sind. «
    » Ehrlich? «
    » Ob es Ihnen um Geld geht. Wir haben nicht verstanden, warum Sie den Schrein gestohlen haben. «
    » Ich habe den Schrein nicht gestohlen! Ich habe ihn zurückgenommen. Weil Sie die Absicht hatten, ihn zu stehlen. «
    » Man kann nicht stehlen, was einem rechtmäßig gehört «, sagt MacMullin.
    » Der Schrein gehört Ihnen nicht! Der Schrein ist norwegisches Staatseigentum. Er wurde auf norwegischem Boden gefunden. «
    » Darauf können wir später noch einmal zurückkommen. «
    » Sie sind also nie auf die Idee gekommen, dass ich vielleicht ehrliche Absichten hatte? «, frage ich. » Dass ich einzig und allein der Sache auf den Grund gehen wollte? «
    » Wir dachten, Sie würden den Schrein abgeben «, sagt MacMullin. » Wie es Ihre Pflicht ist. «
    » Und deshalb sind Sie in die Haut eines Toten geschlüpft? Und haben eine Wohnung gemietet und sie für einen einzigen Tag möbliert? «
    Er sieht mich überrascht an. » Nein. Wir durften sie ganz einfach benutzen. Ehrlich gesagt, handelt es sich bei dieser Wohnung um eine staatliche Liegenschaft, die für solche … Anlässe genutzt wird. « Mit einem

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