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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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Ausgrabungen des letzten Jahrhunderts überwacht. Manchmal haben wir unsere Repräsentanten wie Professor Llyleworth im Rahmen irgendei nes Forschungsprojekts ausgesandt, meistens aber haben wir uns von den Ausgrabungsleitern Berichte schicken lassen. «
    » Ich bin 1963 dazugestoßen «, sagt Loland. » Es war meine Verantwortung, die Ausgrabungen in Norwegen zu überwachen. Und ich habe der SIS jeden auch nur ansatzweise relevanten Bericht zukommen lassen, der in diesem Land geschrieben worden ist. «
    » Wie nett «, sage ich.
    » Und lassen Sie mich hinzufügen «, sagt Loland, » dass all das vollkommen legal war. Wir sind keine Verbrecher. «
    » Wir haben Kontakt zu guten Leuten – wie Sigurd Loland und Ihrem Stiefvater Professor Arntzen –überall auf der Welt «, sagt MacMullin. » Und Männer vom Kaliber eines Professor Llyleworth als Feldagenten. «
    » Genau wie 007 «, sagt Llyleworth ausdruckslos. Es ist das erste Mal, dass ich erlebe, wie er einen Witz macht. Sogar MacMullin und Loland sehen ihn verwundert an. Er schickt einen Rauchring Richtung Zimmerdecke.
    » Wir nähern uns dem Kern der Sache«, sagt MacMullin. »Es ist nämlich so, dass die SIS ein Geheimnis bewahrt. Das indirekt mit dem Schrein zu tun hat. «
    » Endlich! «
    Er räuspert sich. In diesem Moment hat er etwas Feierliches. Etwas Unwirkliches.
    Es vergehen ein paar Sekunden.
    » Ich habe es so gemacht «, sagt er, » dass ich mir einen Strom vorgestellt habe. Und ich möchte, dass Sie das Gleiche tun. Tun Sie mir diesen Gefallen, Bjørn. Schließen Sie die Augen. Stellen Sie sich einen Strom vor. «
    Vor meinen Augen sehe ich das Wasser. Es fließt langsam und still. Wie geschmolzener Stahl unter einer tropischen Sonne. Es ist spät am T ag . Die Insekten schwirren in müden Wolken über dem Schilf am Ufer. In den Strudeln treiben Äste und abgerissene Blätter. Das Wasser fließt durch eine Landschaft mit Wüste und Zypressen. Auf einer Klippe steht ein Marmortempel. Aber ich sehe keine Menschen.
    MacMullin wartet, bis sich das Bild gefestigt hat, dann sagt er: » Nun stellen Sie sich eine Gruppe Reisender vor. Nicht sehr viele. Zwei –drei vielleicht. Auf einer Expedition. Auf dem Wasser. Sie fahren den Strom hinunter. Auf dem Weg in eine fremde, rätselhafte Landschaft. «
    Vor meinen Augen erscheint die Szenerie wie auf einer Filmleinwand: Sie sitzen auf einem Floß. Stämme, die mit einem dicken Seil zusammengebunden sind. Hinter dem Masten steht ein Windschutz aus geflochtenen Zweigen und Lianen. Die Männer sitzen vorne auf dem Floß. Einer von ihnen hat seine nackten Füße ins Wasser gesteckt. Der andere pafft eine Pfeife. Die Männer schwitzen in der Hitze.
    » Sie sind auserwählt «, sagt MacMullin. » Aufgrund ihrer Qualifikationen. Und ihres Mutes. Die Reise ist gefährlich. Sie führt durch fremde Länder. Durch eine Landschaft, die sie noch nie gesehen haben. Geschweige denn besucht. Von der sie nur gelesen haben. «
    Ich schließe die Augen und sehe die Bilder immer klarer vor mir.
    » Der Strom ist endlos. Er strömt weiter und weiter und weiter. «
    » Bis er in ein Meer mündet. «
    » Oh, nein, dieser Strom mündet nirgends. «
    » Nirgends? «
    » Sie müssen sich vorstellen, dass er weder eine Quelle noch eine Mündung hat. «
    » Was für ein Strom. «
    » Er geht einfach weiter und weiter. Und das Gefährt der Reisenden kann nur treiben –nicht mit dem Strom, sondern gegen den Strom. Die Mitglieder der Expedition sind gezwungen, sich gegen den Willen des Stroms zu stellen. Sie können nicht umdrehen. Sie können nie wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehren. Sie müssen weiter gegen den Strom segeln. «
    » Können Sie nicht an Land gehen? «
    » Sie können an Land gehen. Aber dann sind sie gestrandet. Dann geht es nicht weiter. Sie können ein Lager aufschlagen, doch kommen sie dann weder stromauf noch stromab. «
    » Auf einem Strom ohne Ende. «
    » Ganz richtig. Auf einem Strom ohne Ende. «
    » Eine Reise ohne Ende. «
    » Genau. «
    » Und ohne Ziel? «
    » Die Reise selbst ist das Ziel. «
    » Das muss mit der Zeit langweilig werden. «
    Er lacht. Dann legt er die Handflächen aneinander, spreizt die Finger, sodass sie fünf Zacken bilden, und sagt: » Sie haben keinen Kontakt zu denen, die sie verlassen haben. Und unterwegs auch nur mit einigen Auserwählten. Aber sie hinterlassen eine - ja, sagen wir Flaschenpost. Für die, die sie verlassen haben. Reiseberichte , wenn Sie so wollen. In denen

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