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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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und der Engländer erkannte ihn, denn sie waren einander schon drei Mal in anderen Städtchen in Wisconsin über den Weg gelaufen. Es war nichts Ungewöhnliches, dass ihre Reiseroute sich mehr als einmal mit der eines anderen Reisenden kreuzte – die Zahl der Wege, die am westlichen Ufer des Lake Michigan nach Norden führten, war begrenzt. Wenn er vom Fahrrad aus den Blick über die blanken Ebenen dieses Bundesstaates hatte schweifen lassen, hatte Bailey oft an Lukrez gedacht. »Tief ins Unendliche streckt sich der Raum aus, und es gibt in den Tiefen des Leeren nirgends Rast noch Ruhe für unsere Grundelemente, sondern getrieben vielmehr von beständ’ger, verschiedner Bewegung springen sie teils, zusammengepresst, auseinander ins Weite, teils auch trifft sie der Stoß, doch bleiben sie dicht beieinander. Außerhalb schwirrt noch gar vieles umher im unendlichen Leeren, was aus der Dinge Verband sich getrennt und nimmer vermocht hat, auch in den Wirbel zu dringen, wo sich die Bewegungen gatten.« Zwischen den Bewegungen Baileys und seines Vaters und denen des Engländers war es nicht richtig zur Gattung gekommen, aber sie waren ein paar Tage lang gemeinsam gewandert, und zuerst hatte Bailey geglaubt, es liege an diesem Hauch einer Bekanntschaft, dass der Engländer sich hier im Hotel gleich ein so kameradschaftliches Verhalten herausnahm. Erst später würde er zu dem Rückschluss gelangen, dass der Engländer sich allen gegenüber so verhielt.
    »Wie ich sehe, liegen unsere Zimmer nebeneinander«, sagte der Engländer. Er streckte die Hand aus. »Bertrand Renshaw. Archäologe.«
    Aber sein Vater beachtete die Hand nicht und schob Bailey rasch in ihr kleines Doppelzimmer. Als er die Tür geschlossen hatte, sagte er: »Mit dem Knaben redest du besser nicht.«
    »Warum, Dad?«
    »Mit dem stimmt etwas nicht.«
    »Arbeitet er für SIE ?«
    »Könnte sein. Am besten reisen wir gleich morgen früh ab und machen kehrt in Richtung Madison.«
    Die Kriterien, nach denen sein Vater einen Fremden als Agenten der Familie Phenscot oder der katholischen Kirche identifizierte, blieben Bailey ein Geheimnis. Manchmal mussten sie einem Menschen nicht einmal in mehreren Städten begegnen wie dem Engländer: Eine einzige Sichtung aus der Ferne konnte genügen. Aber diesmal konnte Bailey seinem Vater nicht widersprechen. Mit Renshaw stimmte wirklich etwas nicht. Wahrscheinlich hätte sein Vater am liebsten sofort mit ihm die Flucht ergriffen, aber seit fast zwei Wochen wand er sich am Haken eines Zahnabzesses, und in Sheboygan Falls gab es einen guten billigen Zahnarzt. Also ging er aus, nachdem er Bailey seine tägliche Algebra-Aufgabe gestellt hatte. Wie immer durfte Bailey das Hotelzimmer unter keinen Umständen verlassen, es sei denn, sein Vater war nach sechs Stunden noch nicht zurück, worauf Bailey davon auszugehen hatte, dass er gefangen worden war, und allein nach Tiny Lustre weiterreisen sollte.
    An jenem Tag war der Himmel bedeckt, und als Bailey aus dem Fenster blickte, konnte er hoch oben Krähen fliegen sehen. Sie sahen aus wie auf einem leeren Blatt Papier verstreute Interpunktionszeichen. Er wartete eine Viertelstunde lang, dann ging er auf den Flur und klopfte an die Tür des Engländers. Als Renshaw öffnete, sagte er: »Bitte entschuldigen Sie die Störung, Sir, aber ob ich mir vielleicht bei Ihnen einen Bleistiftanspitzer borgen könnte? Ich kann meinen nicht finden.«
    Renshaw wirkte erfreut. »Natürlich. Komm rein, dann suche ich dir einen.«
    In den ersten paar Jahren, seit er mit seinem Vater auf Reisen war, hatte Bailey sich sehr vor ihren Verfolgern gefürchtet. Aber in der letzten Zeit hatte er immer öfter darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, einer dieser Wesenheiten zu begegnen. Und dies war seine erste Gelegenheit. Er wusste, dass er Angst haben sollte, aber er hatte keine.
    »Setz dich doch, mein Junge«, sagte der Engländer. »Es dauert vielleicht ein bisschen, bis ich ihn gefunden habe.« Er fing an, in einem Koffer zu wühlen. »Woher kommt ihr denn, dein Vater und du?«
    »Aus Philadelphia.«
    »Da ist man mit dem Fahrrad lange unterwegs.«
    »Er hat mich für ein Jahr aus der Schule genommen, damit ich unser Land besser kennenlerne.«
    »Eine großartige Idee. Ich komme aus London, war aber schon überall auf diesem Kontinent. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Ich bin dabei meistens mit dem Auto unterwegs.«
    »Sie haben gesagt, Sie sind Archäologe, Sir?«
    »Ja.«
    »Und Sie suchen

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