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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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jemand, der eben vom Tod eines nahen Verwandten erfahren hat.
    DER CHEFERMITTLER : Sind Sie deshalb auf Herriman eifersüchtig?
    MR LOESER : Ein wenig, aber er ist im Jahr 1944 gestorben. Und soweit ich weiß, hat er meiner Frau nie einen Orgasmus verschafft.
    DER CHEFERMITTLER : Um wieder zum Thema zu kommen: Wie lange sind Sie Ihrem Irrtum unterlegen, was den Anlass der Vorladung angeht?
    MR LOESER : Den ganzen Weg nach Washington über. Selbst als ich gestern Nachmittag aus dem Hotel ging, um meiner Frau ein paar Strümpfe zu kaufen, weil sie keine zum Wechseln dabeihatte, lag ich noch platt wie eine Küchenschabe darunter. In der Calvert Street entdeckte ich plötzlich jemanden, den ich nicht sofort wiedererkannte. Ich hatte ihn fast fünfzehn Jahre nicht mehr gesehen. Es war Hans Heijenhoort – Ziesels Kumpel aus Berlin. Wir gaben einander die Hände und setzten uns in einen Coffee Shop.
    »Wann hast du Deutschland verlassen?«, fragte ich ihn, als meine heiße Schokolade gekommen war.
    »Gegen Kriegsende«, sagte Heijenhoort. Er hat kantige, fast heldische Züge, aber sein Gesicht ist viel zu lang und unten viel zu breit, sodass er erst bedingt hübsch ist, wenn er den Kopf senkt und seine trapezförmigen Proportionen perspektivisch verkürzt werden, wie in einer Parabel über die Demut.
    »Und du lebst in Washington?«
    »Nein, in New Mexico. Ich bin beruflich hier. Hast du noch Kontakt mit jemandem aus der alten Clique von der Uni?«
    Wir gingen einen nach dem anderen durch, wie man es bei solchen Gelegenheiten tut. »Hast du gehört, was Ziesel passiert ist?«, fragte ich.
    »Ja. Schrecklich.«
    »Ich war dabei. Was ist mit Klugweil?«
    »Ja, das mit ihm habe ich auch gehört.«
    »Ich nicht! Was ist ihm passiert?«
    »Ach, ziemlich aufregende Geschichte. Er wurde zur Wehrmacht eingezogen und landete schließlich bei einer Propaganda-Kompanie in Paris. Die genauen Einzelheiten kennt offenbar keiner, aber irgendwie war er dann in die Résistance verwickelt – das hatte wohl etwas mit einem Mädchen zu tun. Und er wurde ein ganz eifriger Verräter. Zum Beispiel hat er sie immer vor den Razzien gewarnt. Na ja, eines Tages merkte er, dass sein befehlshabender Offizier ihn unter Verdacht hatte, und ist geflohen. Die Résistance versteckte ihn auf einem Bauernhof gleich vor der Stadt, und am nächsten Morgen wollten sie ihn außer Landes schmuggeln. Aber in derselben Nacht kam die SS – vielleicht gab es bei der Résistance auch einen Verräter. Sie haben ihn verprügelt und an einen Stuhl gefesselt, dann haben sie den Bauernhof mit Petroleum in Brand gesetzt. Er solle bei lebendigem Leib verbrennen, haben sie ihm gesagt.«
    »Und dann?« Nicht der passende Moment, um zu erzählen, wie Klugweil auf schändliche Weise etwas mit meiner Exfreundin angefangen hatte, wie ich fand.
    »Als der Bauernhof in Schutt und Asche lag, gingen die SS -Leute wieder rein und sahen sich um. Sie dachten, sie würden Klugweils verkohltes Skelett finden. Aber da war nichts. Er war durch ein Fenster entkommen. Ein paar Monate später ist er in der Schweiz aufgetaucht.«
    »Was ist passiert?«
    »Die SS weiß natürlich, wie man jemanden fesselt. Und wenn man sich selber die Arme auskugeln könnte, man hätte sich immer noch nicht aus diesen Stricken befreien können. Aber Klugweil hat es geschafft. Er mochte nie genau erklären, wie, habe ich gehört.«
    »Was ist mit Achleitner?«
    »Bei der Schlacht um Berlin gefallen.«
    »Und Blumstein?«
    »Dora.«
    »Wer ist das?«
    »Ein Arbeitslager.«
    »Oh.« Ich schwieg kurz. Dann sagte ich: »Was hast du im Krieg gemacht?«
    »Physik. Dasselbe wie immer.«
    »Weiter an der Uni?«
    »Nein.«
    »Wo dann?« Heijenhoort nahm seine Kaffeetasse, dann setzte er sie wieder ab, ohne einen Schluck genommen zu haben. »Eine Zeit lang war ich beim Artillerieamt.«
    »Nein! Du hast für die Wehrmacht gearbeitet?«
    »Nur ein Unfall in der verwaltungstechnischen Einordnung. Ich habe mich fast nur mit theoretischer Physik beschäftigt. Nicht wie von Braun, der unter der Erde mit Arbeitssklaven Raketen gebaut hat.«
    Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück, von seliger Wärme erfüllt. »Weißt du, Heijenhoort, ich fand es schon immer unnatürlich, wie wahllos du immer nett zu allen warst und allen helfen wolltest, und jetzt weiß ich, dass ich recht hatte! Bestimmt warst du genauso wahllos nett zum Dritten Reich und wolltest ihm auch helfen! Gutmütigkeit ist abartig, das habe ich schon immer gewusst.

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