Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort
alten Büchern vollgestopft, zwischen denen oft nur der allerengste Gang verlief, und diese Stapel wurden ständig versetzt, um- oder abgebaut, sodass sich die Katzen nach jedem Schläfchen in einer völlig neuen Landschaft wiederfanden, wie ein Stamm, der einen Bergzug bevölkerte, der sich den Naturgesetzen widersetzte und sich stündlich in zufälligen, hyperbeschleunigten geologischen Konvulsionen verwandelte. Gestern hatten sie vielleicht, zwischen zwei Bänden eines Wörterbuchs versteckt, einen netten Felsvorsprung gefunden, auf dem man am Fenster in der Morgensonne sitzen konnte; heute war er schon fort oder lag zu hoch, um erreichbar zu sein, oder er brach ab, sobald man eine Pfote darauf setzte. Die Katzen schienen die Wohnung nicht oft zu verlassen, bestimmt, wie Scramsfield vermutete, weil die große Stadt draußen ihnen gespenstisch und fast unerträglich statisch vorkam. Laut Picquart gingen sie jedoch manchmal zur Paarung hinaus. Heraklit lehrte weiter, dass alles im Widerstreit entstand, und Scramsfield hatte das in Boston nicht glauben wollen, aber in Paris glaubte er es, und die Geräusche, die hier die Katzen bei der nächtlichen Paarung auf den Dächern machten, hätten jeden überzeugt.
Picquart war ein drahtiger und warziger alter Mann mit einem Zinken wie ein erodierter Wasserspeier an einer Kathedrale. Sie hatten sich in einer Gefängniszelle kennengelernt; Scramsfield hatte wegen Zechprellerei gesessen, Picquart, weil er einen Polizisten beschimpft hatte. Am nächsten Morgen waren beide freigekommen, und Picquart kaufte Scramsfield nun manchmal gestohlene Bücher ab. Richtig grün waren sie einander nicht.
»Was hast du für mich? Wer ist das?«
»Ich habe heute keine Bücher, Marcel. Das ist Egon Loeser, ein alter Freund von mir.«
»Un Allemand?«
»Ja.«
»Was will er?«
Loeser zog den Brief von Lavicini an Sauvage aus der Tasche, nebst einer Kiste Zigarren, die sie auf dem Weg gekauft hatten, und reichte beides Picquart. »Scramsfield glaubt, Sie wüssten vielleicht, wovon dieser Lavicini da redet«, sagte er.
Picquart las den Brief, dann blickte er auf. »Was glaubst du denn?«, sagte er.
»Keine Ahnung. Aber ich dachte, vielleicht geht es um …«
»Oui?«
»Eine Art schwarze Magie.«
Picquart lachte. »Schwarze Magie? Non. Du bist ein Schwachkopf.«
»Worum dann?«
»Hier geht es nicht um den Teufel. Hier geht es um Ludwig XIV . Weißt du, was Villayer im Wunderhof getrieben hat?«
»Nein.«
»Er wollte ein Postamt einrichten.« Villayer war, wie Picquart erklärte, ein Politiker gewesen, ein ausgefuchstes und besonders illoyales Mitglied des Conseil d’État von Ludwig XIV . Tag für Tag sandte er, wie seine Position es erforderte, seine Diener aus, um Hunderte von Nachrichten zu überbringen und Hunderte von Antworten einzuholen – politischer, geschäftlicher, philosophischer, sozialer und erotischer Natur. Doch je größer Paris wurde, desto teurer und komplexer wurde sein Netzwerk und desto obsessiver beschäftigte sich Villayer mit dessen Schwächen. Bis tief in die Nacht hinein zeichnete er Diagramme und markierte Stadtpläne – seine Freunde gewöhnten sich daran, Mitteilungen zu erhalten, auf denen nichts stand als »Dies ist ein Test« –, bis ihm klar wurde, dass die einzige Anhängerschaft, mit der er noch wirklich Zeit verbrachte, das geschäftige Dorf seiner Kuriere war. Er kam zu der Auffassung, dass die Stadt einen einheitlichen Postzustelldienst brauchte, und sei es nur, damit er sich wieder der Politik widmen konnte. Zur selben Zeit arbeitete der Journalist Henri Sauval im Auftrag des Sonnenkönigs daran, alle respektablen Bürger der Stadt Paris glauben zu machen, der Wunderhof sei voller Verbrecher und Teufelsanbeter. In Wahrheit war es nur ein beliebiger verwahrloster Platz, aber Ludwig wollte die Stadt umgestalten und suchte dabei nach Vorwänden, jeden Stadtteil, der sich nicht unter seiner Kontrolle befand, so klein er auch sein mochte, zu räumen und abzureißen. Und Villayer wusste, dass er Sauvals Machenschaften aufdecken konnte, wenn er mitten im Wunderhof das Hauptpostamt von Paris einrichtete. Und so unterzeichnete er nicht nur sein eigenes Todesurteil, er zeichnete es auch noch gegen: Louis wollte in Paris keine Post, weil er nicht wusste, ob er sie unter Kontrolle halten konnte, und im Wunderhof wollte er erst recht keine. Also ließ er Villayer auf dem Heimweg von einem Bankett greifen und totschlagen.
All das wusste Lavicini, weil
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