Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort
Kambodscha, die verkaufen uns Barbiturate.«
»Barbiturate?«
»Ja.«
»Glaubst du, sie haben gutes Kokain?«
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich schon.«
Loeser ging ans Fenster und blickte hinaus. »Diese Sache wird den ganzen Nachmittag dauern, oder? Ich wollte mir heute ansehen, wo das Théâtre des Encornets stand.«
»Das kannst du noch. Für die Vorbereitungen brauche ich dich nicht. Sei einfach um drei Uhr wieder hier.«
»Bis dahin hast du hoffentlich gebadet. Besorg dir wenigstens ein paar Liter Karbolsäure von den Kambodschanern.«
Und so trafen ein paar Stunden später Herbert Wolf Scramsfield und Sergej Woronoff vor dem Hotel Concorde Sainte Lazare ein, in weißen Arztkitteln, braune Arzttaschen in den Händen, mit einem Rollwagen, auf dem ein verhüllter Vogelkäfig stand, als wollten sie einer teuflischen und unbegreiflichen Bestellung beim Zimmerservice nachkommen. Als sie dem Portier von der primatösen Natur ihrer Fracht berichteten, wollte er sie hinauswerfen, aber sie bestanden darauf, dass er auf dem Zimmer anrief, und es wurde genug Wirbel gemacht, dass er keine andere Wahl hatte, als sie in den Lastenaufzug zu lassen.
Die Norbs bewohnten eine Suite. »Mordechai möchte den Affen sehen«, sagte Elisalexa Norb, kaum waren sie durch die Tür.
»Ich fürchte, das kommt nicht in Frage.«
»Warum?«
Scramsfield dachte kurz nach. Dann versuchte er es mit: »Ärztliche Schweigepflicht.« Das schien die Norbs zufriedenzustellen. Man hätte diese Suite bis einen Zentimeter unter die stuckverzierte Decke mit Teer vollpumpen können, dachte er, und sie wäre insgesamt noch immer schöner als seine Wohnung.
»Werden wir uns vor der Operation entkleiden müssen?«, sagte Margaret Norb.
»Nein«, sagte Dr. Woronoff, bevor Scramsfield antworten konnte.
»Aber wo werden Sie die Drüsen einsetzen?«
»Zyreoidal«, sagte Dr. Woronoff und deutete auf seinen Hals.
»Sie werden zumindest Ihre Ärmel aufrollen müssen, für die Anästhesie«, sagte Scramsfield.
Er holte zwei Spritzen aus seiner Arzttasche und setzte die Injektionen. Dann führte er Margaret Norb zu einem Sessel und Elisalexa Norb zu einer Chaiselongue. Binnen weniger Minuten schliefen beide fest, wobei Letzterer die Zunge aus dem Mund hing. Hinter ihnen zeigte ein japanischer Wandschirm aus bemaltem Zedernholz einen bärtigen Mann, der eine Schildkröte in ein Fischerboot zog.
»Warum hast du ihnen gesagt, dass sie sich nicht ausziehen müssen?«, fragte Scramsfield Loeser.
»Ich bin im Leben schon tief gesunken, aber es ist noch nicht so weit, dass ich mich als Arzt verkleide, um betäubte Frauen zu missbrauchen. Noch nicht ganz!«
»Wer hat denn etwas von Missbrauch gesagt?«
»Du hättest sie bestimmt missbraucht.«
»Hätte ich nicht, aber egal, wir müssen uns beeilen. Ich habe ihnen nicht viel von dem Nembutal-Zeugs gegeben, und ich weiß nicht, wann sie wieder wach werden.« Wenn Weitz nur hier wäre, dachte Scramsfield. Er holte ein kleines Päckchen aus der Arzttasche und leerte dessen Inhalt auf der glänzenden Platte des Boulle-Schreibtisches aus.
»Was ist das?«, fragte Loeser.
»Wonach sieht es denn aus?«
»Nach gepanzerten Himbeeren.«
»Hast du schon mal eine Litschi gesehen?«
»Nein.«
»Gut. Hoffen wir, dass es den Norbs ebenso geht. Sehr lecker übrigens. Die Kambodschaner sind ganz verrückt danach. Schmecken auch in einem Martini überraschend gut.« Scramsfield warf Loeser eine zu. »Pellen!«
Loeser konnte den Auftrag mit einiger Mühe erfüllen. Scramsfield pellte eine zweite.
»Perfekt«, sagte Scramsfield. »Hundertprozentig überzeugende rohe Affenglocken.«
Er widmete sich wieder seiner Arzttasche und holte eine kleine Tube Leim heraus.
»Das ist dein Plan?«, sagte Loeser ungläubig. »Du willst ihnen diese Dinger an den Hals kleben?«
»Was denn sonst? Wir sind keine Chirurgen. Wenn du dich nicht eingemischt hättest, hätten wir sie an einen weniger öffentlichen Ort kleben können.«
Er wollte eben an die Arbeit gehen, da sah er aus den Augenwinkeln Mordechai neben der Uhr auf dem Kaminsims hocken.
»Loeser«, zischte er.
»Was?«
»Die Echse.«
»Was ist mit ihr?«
»Sie beobachtet uns.«
»Na und?«
»Was, wenn sie dem Mädchen alles erzählt?«
»Wie soll sie das bewerkstelligen? Sie kann nicht sprechen.«
»Ich glaube, sie haben eine Art … eine Art Verbindung . Fang sie und steck sie in deine Tasche.«
Loeser versuchte, den Leguan zu packen, aber der sprang vom Kaminsims
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