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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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Der Autopolitur-Typ. Soll die größte im ganzen Land sein – vielleicht sogar die größte der Welt. Oben in seiner Villa in Pasadena. Ich kenn aber keinen, der sie je zu Gesicht bekommen hätte. Vielleicht nur ein Schwindel. Aber wenn einer Ihr Buch hat, dann wahrscheinlich der.«
    »Ich verstehe. Vielen Dank für Ihre Hilfe.« Loeser wollte eben gehen, da fiel sein Blick auf ein Exemplar von Erstickter Schrei an der Kasse. »Sie haben Stent Mutton auf Lager?«
    »Ist bei der Kundschaft sehr beliebt.«
    »Welches ist sein Neuestes?«
    Der Mann holte ein Buch mit dem Titel Fließband vom Regal.
    »Was ist mit Rupert Rackenham?«
    »Nee, von dem hab ich nichts.«
    »Freut mich zu hören.« Es war noch nicht Mittagszeit, aber Loeser hatte nicht gefrühstückt, also sagte er: »Außerdem würde ich gern ein amerikanisches Hamburger Sandwich probieren. Wo gibt es die besten?«
    »Die besten in Hollywood oder die besten in Los Angeles?«
    Loeser konnte diese beiden Ziele im Kopf noch nicht auseinanderhalten, aber er hatte das Gefühl, das letztere sei weiter gefasst. »Die besten in Los Angeles.« Hätte er Kalifornien sagen sollen?
    »Wenn Sie mich fragen, im Nickel’s drüben in Pacific Palisades.« Der Mann nahm eine Visitenkarte aus der Jackentasche, schrieb mit einem Bleistift etwas auf die Rückseite und gab sie Loeser.
    »12 203 Sunset Boulevard«, las Loeser. »Und auf dem Sunset Boulevard bin ich schon. Also Richtung Westen und dann immer geradeaus?«
    »Ja, ist angenehm zu fahren, die Strecke.«
    Zu fahren! Loeser hatte schon davon gehört – von diesem bizarren amerikanischen Hass auf das Zu-Fuß-Gehen. Sie dachten sich nicht einmal etwas dabei, ins Auto zu steigen, wenn sich ihr Ziel in derselben Straße befand. »Ich gehe zu Fuß«, sagte er.
    »Würd ich nicht machen. Ist ein ganz schönes Stück.«
    »Keine Sorge, ich komme aus der Alten Welt. Da gehen wir alle zu Fuß.« Als er pfeifend aus dem Laden schlenderte, hörte Loeser, wie der Besitzer ihm etwas nachrief, aber er kümmerte sich nicht darum. Er trug die Visitenkarte noch in der Hand und drehte sie um: WALLACE BLIMK – BUCHHÄNDLER . Er wollte sich sein Mittagessen redlich mit etwas Bewegung verdienen. Vier Stunden später brach er am Straßenrand zusammen.
    Sunset Boulevard
    Zweifellos lag es an irgendeinem Versagen der behördlichen Aufsicht, dass der Sunset Boulevard einen Anfang und eine Mitte hatte, aber kein Ende. Die Küste war jetzt nicht mehr weit, aber der Sunset Boulevard zog sich wahrscheinlich einfach über den Strand ins Wasser und weiter bis nach Schanghai hin. Loeser hatte schon früh bemerkt, dass die Hausnummern, die er an den Häusern ausmachen konnte, von der 12 203 weit entfernt waren, aber da sie mit jedem neuen Häuserblock in unberechenbaren Schritten anzusteigen schienen, hatte das leider nicht genügt, ihn abzuschrecken. Und so war er weitermarschiert, mit jedem Schritt entschlossener, den besten Hamburger in Los Angeles zu essen, und als er in Ohnmacht fiel, direkt neben einer Werbung für einen Tierfriedhof, war er schon weiter gewandert als je zuvor in seinem Leben. Über lange Strecken hatte es Häuser gegeben, aber keinen gepflasterten Weg, oder nicht einmal Häuser, nur Obstgärten und gelegentlich eine Tankstelle, und er war auf Gras oder Schotter gelaufen, während die Autos höhnisch an ihm vorüberbrausten. Die Sonne hämmerte wie ein Gin-Kater, und zu seiner Rechten fingen die Berge das Nachmittagslicht ein, wiegten es und ließen es wieder ziehen. Wer hatte dieses Bühnenbild entworfen, und warum hatte ihnen niemand gesagt, dass sie viel zu weit gegangen waren?
    »Alles in Ordnung?« Eine hundeäugige Frau in einem Baumwollkleid hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt. »Brauchen Sie ein Glas Wasser? Mein Haus ist gleich da drüben. Ich glaube, Sie haben Ihr Buch fallen lassen.«
    Beschämt und unsicher, in seinem eigenen Saft geschmort, kam Loeser auf die Beine, hob Fließband auf und folgte der Frau auf ihre Terrasse.
    »Wo ist Ihr Auto?«, sagte sie, als er dankbar Platz genommen hatte. Zum Wasser hatte sie ihm einen Schokoladenkeks gelegt.
    »Ich kann nicht Auto fahren.«
    »Mussten Sie den Führerschein abgeben?«
    »Nein. Ich habe es nie gelernt.« Sie warf ihm einen besorgten Blick zu, so als wisse sie nicht, ob er debil war oder nur arm, also setzte er hinzu: »Ich komme aus Deutschland.«
    »Oh. Wie finden Sie Amerika?«
    »Grotesk.«
    Während seines unfreiwilligen Marsches war Loeser klar

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