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Ehe auf krummen Beinen

Ehe auf krummen Beinen

Titel: Ehe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Champagner-Flip.»
    Ihre schrägen Augen wurden etwas weiter.
    «Sind Sie ein Detektiv?»
    «Nein. Ich habe ein Institut für Eheanbahnung. Ich muß zum Direktor. Er sucht eine Frau. Netter Mensch, aber Hunde kann er nicht ausstehen. Ist mal gebissen worden. Würden Sie diese Quelle allen Übels mit in die Bar nehmen und aufbewahren, bis ich erscheine?»
    Du frecher Hund, dachte ich.
    Sie zögerte. Ihre Augen tasteten an Dan herum. Schien ihr zu liegen, der Herr. Er nahm sie auch richtig. Dan hat einen angeborenen Instinkt für Mädchen. Könnte ein Dackel sein.
    Sie mußte erst noch ein bißchen in Abwehr machen.
    «Und wenn ich nicht in die Bar gehe?»
    «Wird der Direktor mich rauswerfen und ledig bleiben. Denken Sie an die arme Frau.»
    «Benimmt er sich anständig?»
    «Der Direktor?»
    «Ihr Hund.»
    «Er hat erst kürzlich in einem Höflichkeitswettbewerb gesiegt. Er kann Klavier spielen, und nächstes Jahr kommt er auf die Volksschule.»
    «Hören Sie auf.» Sie nahm meine Leine. «Aber nicht zu lange, ja?»
    «Keine Sorge. Bis nachher, Blasius.»
    Bis nachher, du Gauner, dachte ich. Hält man so was für möglich?
    Dan ging um die Treppe herum und verschwand. Das Mädchen lächelte leise.
    «Komm, Blasius», sagte sie. «Los, Topsy!»
    Ich trottete mit. Der Schwanz tat mir immer noch weh, aber ich hielt ihn vorschriftsmäßig, um anständig auszusehen.
    Topsy wandelte neben mir her, hundgewordener Hochmut. Die Eifersucht plagte sie. Frauen können niemanden neben sich sehen.
    Mich störte das in keiner Weise. Ich stieß ungeniert mit ihr zusammen und trat ihr auf die Füße. Man mußte sie ähnlich behandeln wie ihr Frauchen.
    Wir erreichten die Bar. Sie war in Blau und Silber gehalten. Der Bartresen schwang sich wie ein großes Fragezeichen an der Wand entlang. Die Stühle davor hatten niedrige Lehnen, um die Gäste besser bei der Stange zu halten. Der Mann hinter der Bar trug eine kurze, blütenweiße Jacke, hatte ölglänzendes Haar und die Bewegungen eines älteren Truthahns. Hinter ihm glitzerten die Flaschen in dichter Linie und spiegelten sich in der Rückwand des Regals.
    Der Mixer lächelte unter seinem Schnurrbart, als er unsere Prozession kommen sah.
    «Hallo, Fräulein Reni — Topsys Bräutigam?»
    «Nein. Nur geliehen.»
    «Aha. Ich dachte, Sie wollen 'ne neue Rasse züchten. Komische Mischung, wirklich.»
    Warte ab, wie deine Kinder aussehen werden, dachte ich.
    Das Fräulein Reni schwang sich lässig auf einen Barstuhl und reichte dem Truthahn ihr Händchen.
    «Tag, Bob. Wie immer.»
    «Okay.»
    Er fing an, mit Flaschen, Gläsern und Zitronen zu jonglieren. Es ging lautlos, und nichts fiel herunter. Zum Schluß goß er alles zusammen in einen silbernen Becher und schwenkte ihn in der Luft herum. Dann füllte er ein Glas für Reni. Sie trank ziemlich viel davon.
    Erfragte: «Schluß für heute?»
    «Hm. Hab auch genug. Vierundfünfzig Aufnahmen von siebzehn verschiedenen Kleidern.»
    «Das langt. Wer hat geknipst?»
    «Rolf.»
    Er wies auf mich.
    «Sein Hund?»
    «Nein. Gehört einem Heiratsvermittler.»
    Er hörte auf, sein Glas zu polieren.
    «Wollen Sie heiraten, Reni?»
    «Um Gottes willen. Seh ich so aus?»
    «Viel besser.»
    Während sie oben weiterredeten, versuchte ich, mich Topsy auf dezente Weise zu nähern. Ich stupste die Schnauze in ihr Fell und tätschelte sie mit den Pfoten. Sie wollte mich kalt abfahren lassen, aber schließlich bin ich der Hund meines Herrn. Sie fletschte die spitzen Zähnchen und knurrte gefährlich. Das beeindruckte mich kaum. Ich schlug ihr mit der Pfote auf die Nase. Sie wollte mich beißen, aber ich nahm die Ohren rechtzeitig weg, und sie biß ins Freie. Das machte sie noch wütender. Sie fing an zu fauchen.
    «Was ist denn?» rief Reni von oben. «Könnt ihr keine Ruhe halten? Topsy, benimm dich!»
    Topsy war kurz vor dem Zerplatzen. Ich grinste sie freundlich an und leckte ihr quer über das Gesicht, als sie nicht aufpaßte.
    Allmählich gab sie auf und wurde vernünftig. Sie ließ sich anfassen und knurrte nicht mehr. Eigentlich war sie ganz nett und roch gut. Nur ihr Getue hätte sie erst loswerden müssen. Immer dasselbe mit den Weibern.
    Im nächsten Augenblick schwang die Glastür herum, und der Heiratsvermittler trat herein. Der Barmixer blickte auf und rief: «Grüß Gott, Herr Kommissar!» Dan kam heran, fröhlich feixend. Renis Gesicht überzog sich mit Eisglasur.
    «'n Abend, alter Giftmischer. Meine Dame - wie ich sehe, haben Sie alles für

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