Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman
deinen Garten wandeln kannst«, hatte er gesagt. Amelie war gerührt gewesen.
»Du sollst aber doch nicht so viel Geld ausgeben«, hatte sie gesagt und über die kostbaren Seidenstickereien gestreichelt, aber Gilbert hatte abgewunken. »Ein Freund hat mir die Sachen direkt von der Asienmesse besorgt. Hat mich sozusagen gar nichts gekostet.«
Für Louisa hatte er ein Paar Ohrringe eingepackt, besonders schöne Stücke mit roten Steinen.
»Jugendstil«, hatte er gesagt.
Louisa hatte sie sich begeistert angehängt. »Sie sind unglaublich schön.«
»Eine wirklich hübsche Replikation«, hatte Andi ein wenig säuerlich gesagt, und Gilbert hatte hochnäsig erwidert: »Es sind selbstverständlich Originale. Ich habe sie direkt aus einem Museum.«
Er hatte von Louisa einen Gedichtband von Erich Kästner überreicht bekommen, über den er sich offenkundig sehr gefreut hatte. Amelie hatte kaum Zeit gehabt, sich um Weihnachtsgeschenke zu kümmern, abersie hatte es immerhin geschafft, Louisa eines ihrer eigenen Strampelhöschen aus einer Kiste vom Speicher zu holen und einzupacken, ein gelb-braun geringelter Strickanzug mit Bommeln, über dessen Anblick sie Tränen gelacht hatten.
Nach dem Essen, bei einem Glas Rotwein, war es noch einmal spannend geworden, als Andi Louisa ein Kästchen mit einem Ring überreichte, der aus dem Besitz seiner Familie stammte.
»Es ist der Verlobungsring meiner Großmutter«, hatte Andi erklärt. »Eineinhalb Karat. Meine Mutter meinte, du solltest ihn bekommen.«
»Als Abfindung?«, hatte Louisa gefragt. In Amelies schwarzem Samtkleid von Laura Ashley und Gilberts Ohrringen hatte sie ganz entzückend ausgesehen.
Andi hatte ihr den Ring an den Finger gesteckt und gesagt: »Ich hatte eigentlich gedacht, wir verwenden ihn traditionsgemäß. Als Verlobungsring.«
Und dann hatte er sich tatsächlich auf seine Knie niedergelassen. »Willst du meine Frau werden?«
Eine Weile hatte Schweigen geherrscht. Nur das Holz im Kaminfeuer hatte geknistert, während Andi, Amelie und Gilbert gleichermaßen gespannt auf Louisas Antwort gewartet hatten.
»Wie viel Karat, sagtest du?« Louisa hatte den Ring von ihrem Finger gezogen und Andi angelächelt. »Danke, es ist nett, dass du nach all den Gemeinheiten der letzten Wochen jetzt auf Knien vor mir herumrutschst. Aber heiraten werde ich dich deshalb noch lange nicht.«
Als habe er damit gerechnet, hatte Andi den Ring zurück in das Kästchen gesteckt und schief gegrinst. »Ich frage dich einfach von Zeit zu Zeit noch einmal.«
»Mach das«, hatte Louisa gesagt.
Später hatten sie sich alle zusammen auf den Weg zur Christmette gemacht, bei der Amelie mit dem Kirchenchor hatte singen müssen.
»Reu und Zerknirschung, die bring ich zur Gabe, will nie mehr lassen von Gott, meinem Heil.«
Am nächsten Morgen war Andi wieder zurück nach Berlin gefahren.
»Das neue Auto darf ruhig kürzer sein, damit ich besser einparken kann, aber mit einem großen Kofferraum für meine Golfsachen«, sagte Amelie. »Es muss kein Rennwagen sein, darf aber ruhig ein paar PS mehr unter der Haube haben, bei den Steigungen hier braucht man das. Es muss elegant aussehen, darf aber nicht protzig wirken. Habe ich etwas vergessen?«
»Es muss dich jünger machen als du bist«, sagte Louisa. Sie waren auf dem Weg zum Autohaus Lohmann, wo sie Amelies alten Kombi in Zahlung geben und ein neues Auto dafür erwerben wollten. »Ein integrierter Gesichtsbräuner wäre auch nicht schlecht, oder?«
»Richtig«, sagte Amelie. »Das neue Auto muss mich wirklich gut aussehen lassen. Und eine Klimaanlage besitzen. Und natürlich ABC und den ganzen anderen Sicherheitsschnickschnack.«
»ABS«, verbesserte Louisa.
»Von mir aus auch das.« Amelie bog schwungvoll auf das Ausstellungsgelände ein und parkte neben einem silberfarbenen BMW.
»Ist das nicht Pfarrer Hoffmanns Wagen?«, fragte Louisa.
»Sieht so aus.« Amelie ordnete im Rückspiegel ihre Frisur.
»Meinst du, der hat auch was mit Frau Lohmann?«, fragte Louisa spöttisch, als sie das gläserne Autohaus betraten. »Oder mit einer von Lohmanns Angestellten?«
Amelie musterte die schicke Sekretärin hinter dem Verkaufstresen und zuckte mit den Schultern. Schlummerte ein armes, wehrloses Häschen hinter ihrer platinblonden Fassade? Sicher konnte man da bei niemandem sein.
Herr Lohmann sei in einer Besprechung, ließ die Sekretärin sie wissen, ob ihnen denn vielleicht der Herr Krause weiterhelfen könne?
»Nein, danke«,
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