Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman
sagte Amelie. »Wir wollen vom Chef persönlich beraten werden.«
Der ließ dann glücklicherweise auch nicht lange auf sich warten. Zusammen mit Pfarrer Hoffmann trat er nur einen Augenblick später aus seinem Büro.
»Einen neuen Wagen, liebe Frau Schneider?«, zeigte er sich erfreut. »Etwas Extravaganteres? Das finde ich Ihrer eleganten Erscheinung durchaus angemessen.« Selbstverständlich nehme er den alten Kombi in Zahlung, er habe ihn ja seinerzeit schließlich selber verkauft, nicht wahr? Herr Lohmann lachte.
»Wie es der Zufall will, habe ich gerade eben ein besonders exklusives Exemplar hereinbekommen«, sagte er. »Unser Pfarrer Hoffmann hier will nämlich seinen BMW verkaufen.«
»Für einen guten Zweck«, sagte Benedikt, der nur einen kühlen Blick mit Amelie getauscht hatte und Louisa gänzlich übersah.
»Vielleicht sehen wir uns den Wagen doch einfach alle zusammen mal an«, schlug Herr Lohmann vor. »Er stehtdraußen auf dem Hof. Wie viele Kilometer ist er gefahren, sagten Sie?«
»Vierzigtausend«, sagte Pfarrer Hoffmann, während sie Herrn Lohmann im Gänsemarsch hinausfolgten. »Er ist wie neu. Ich habe keine Inspektion ausgelassen.«
»Und da steht es auch schon, das Prunkstück«, sagte Herr Lohmann.
»Seit gestern Abend«, sagte Hoffmann, und es klang ein bisschen beleidigt. »Leider waren Sie ja entgegen unserer Verabredung nicht mehr da gewesen.«
»Weil Sie entgegen unserer Verabredung mindestens eine halbe Stunde zu spät gekommen sind«, entgegnete Herr Lohmann. »So lange habe ich nämlich hier auf Sie gewartet. Aber das ist doch auch jetzt egal. Zeigen Sie der lieben Frau Schneider doch mal, was das kleine Juwel unter der Haube hat.«
»Ich weiß nicht«, sagte Amelie. »Mir hat eigentlich ein weniger pompöses Modell vorgeschwebt.
»Ja«, sagte Louisa. »Mehr Eleganz als Phallussymbol.«
»Ich sehe schon«, sagte Herr Lohmann. »Die Damen kann man mehr mit der Innenausstattung locken als mit den Zylindern.«
»Die Sitzbezüge sind aus feinstem dunkelblauem Schweinsleder«, sagte Pfarrer Hoffmann. »Das Lenkrad ist eine Sonderanfertigung.« Er öffnete schwungvoll die Fahrertür.
»Haben Sie den etwa unabgeschlossen die ganze Nacht hier stehen lassen?«, fragte Herr Lohmann tadelnd. »Also, das finde ich wirklich leichtsinnig.«
Amelie war auf die Fahrerseite hinübergeschlendert. »Darf ich?«, fragte sie und ließ sich auf das Schweinsleder fallen.
»Nicht schlecht«, gab sie zu.
»Sehen Sie?« Herr Lohmann strahlte. »Die Sitzheizung wird Ihnen sicher auch gefallen.«
»Wo geht die denn an?« Amelie tastete mit der Hand unter den Sitz. »Was ist denn das?« Sie zog einen länglichen Gegenstand hervor.
Pfarrer Hoffmann und Herr Lohmann schauten gleichermaßen konsterniert auf ihren Fund.
»Das ist ein Dildo«, sagte Louisa. »Glaube ich jedenfalls.«
»Aha«, sagte Amelie und legte das Ding mit spitzen Fingern auf den Beifahrersitz. Dort lag bereits ein Magazin, auf dessen Cover eine nackte Frau abgebildet war. Das heißt, ganz nackt war sie nicht, sie trug Häschenohren aus weißem Plüsch auf dem Kopf. Herr Lohmann starrte einen Augenblick voller Entsetzen darauf.
»Ich würde sagen, wir lassen den Herrn Pfarrer erst einmal seine persönlichen Gegenstände ausräumen, bevor wir mit der Besichtigung fortfahren«, sagte er dann. Seine fröhliche Geschäftigkeit war wie weggeblasen.
»Aber wieso denn?«, fragte Louisa. »Da sieht man doch gleich, ob so ein Auto auch alltagstauglich ist.« Sie öffnete den Kofferraum und strahlte, als habe sie einen Schatz gefunden. »Sieh mal, Mama, wenn diese Gummipuppe hier Platz hat, dann passt doch auch deine Golftasche hinein, oder?«
»Ich muss schon sagen«, murmelte Herr Lohmann.
»Das sind nicht meine Sachen«, sagte Pfarrer Hoffmann fassungslos. »Jemand muss sie mir untergejubelt haben …«
Amelie hatte in der Zwischenzeit ein Paar Lackstiefel hinter dem Beifahrersitz hervorgezogen. Es klirrte leise,als sie damit an die Handschellen stieß, die am Lenkrad befestigt waren. Eine Sonderanfertigung , hatte Benedikt gesagt. Sie konnte nicht anders, sie musste laut loslachen.
»Nichts gegen diese Extras, Herr Lohmann«, japste sie. »Aber ich würde mir doch lieber ein paar von Ihren konventionelleren Wagen anschauen.«
Irmi Quirrenberg lag im Bett und starrte mit leeren Augen an die Decke.
»Das geht jetzt schon seit gestern so«, flüsterte Carola Amelie zu.
»Was ist denn passiert?«
»Du wirst es nicht glauben,
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