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Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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speziellen Nudelwasserabgießdeckels, eines Bananenschneiders und einer Brotbackmaschine eingehandelt. Was genug war, war genug. Ich griff in die Besteckschublade und reichte Dotty ein Küchenmesser.
    »Hier ist er doch«, sagte ich und lächelte so süß ich konnte, »unser allerbester Apfelteiler.«
    Dotty fiel nicht darauf herein. »Du weißt ganz genau, dass das ein Küchenmesser ist, Louisa«, sagte sie.
    Bevor sie aber dazu kam, uns den Unterschied zwischen einem Küchenmesser und einem Apfelteiler auseinanderzusetzen, floh ich ins Badezimmer. Es wurde Zeit für den Schwangerschaftstest. Zur Tarnung ließ ich mir ein Bad einlaufen.
    Als ich das Teströhrchen von der Plastikfolie befreite, bemerkte ich, dass meine Hände zitterten.
    »Warten Sie fünf Minuten«, stand in der Packungsbeilage. Ich setzte mich auf den Badewannenrand und starrte das schicksalhafte weiße Plastikstäbchen an. Wurde aus dem rosafarbenen Strich ein Pluszeichen, bedeutete das, ich war schwanger. Blieb es beim Strich, würde ich nie, nie wieder vergessen, die Pille zu nehmen, Ehrenwort, ich würde sogar zusätzlich mit Kondom verhüten und mir eine Spirale einsetzen lassen …
    »Lars muss mal aufs Klo«, sagte Betty vor der Tür. Lars trat zur Verdeutlichung ihrer Worte mit dem Fuß dagegen.
    »Jetzt nicht«, sagte ich, ohne die Augen von dem Teststäbchen zu wenden.
    »Er muss aber dringend, Louisa«, sagte Betty, und an ihrem Tonfall erkannte ich, dass es wirklich dringend war. Seit Lars keine Windeln mehr trug, konnte man diesbezüglich kein Risiko eingehen. Der Teppichboden hatte schon unter dem Bobbycar genug gelitten. Ich versteckte den Schwangerschaftstest samt Verpackung im Schrank und öffnete die Tür.
    Während Lars sich mit bereits heruntergelassener Hose auf das Klo stürzte, durchwühlte Betty hastig den Kulturbeutel ihrer Schwester.
    »Da, schau dir das an«, sagte sie und hielt mir Dottys geöffneten Lippenstift unter die Nase. »Spitz und kantig, wie das Matterhorn. Das bedeutet, sie ist kleinlich, rechthaberisch und ohne jegliches Einfühlungsvermögen.«
    »Wer hätte das gedacht?«, murmelte ich abwesend.
    »Abputzen«, befahl Lars.
    »Wie heißt das Zauberwort?«, fragte Betty freundlich.
    »Ab-put-zen«, gab Lars genauso freundlich zurück. Zauberworte wie »bitte« und »danke« waren ihm gänzlich unbekannt, seine Mama benutzte sie auch nicht.
    »Sie hat gesagt, dass sie darüber nachdenkt, morgen nach Hause zu fahren«, sagte Betty zu mir, während sie ihres Amtes als Abputzer waltete.
    »Nachdenken ist ja schon mal was.« Ich schielte zum Schrank hinüber.
    »Nächstes Mal sage ich, dass wir eine ansteckende Krankheit haben und dass unser Mixer kaputt ist«, versprach mir Betty, als Lars voller Tatendrang davongestiefelt war. (Um die Wohnzimmertapete mit Kugelschreiber zu bemalen, wie wir hinterher feststellten.) »Und du musst zugeben, dass es auch seine guten Seiten hat. Immerwenn Dotty hier war, wissen wir ganz sicher, dass wir niemals Kinder haben wollen.«
    »Also, niemals würde ich nicht sagen«, sagte ich unbehaglich. »Nur nicht unbedingt jetzt. «
    »Wo habt ihr denn euren Kartoffelstampfer?«, rief Dotty aus der Küche.
    Betty lächelte mich verschwörerisch an. »Was genau meinst du mit einem Kartoffelstampfer, Dotty?«
    Ich schloss die Tür hinter ihr ab und stürzte zum Schrank. Die fünf Minuten waren um.

    Die Babys waren nicht das Problem, ehrlich nicht. Ich mochte Babys, jedenfalls die meisten. Ich mochte ihre grübchenbesetzten Hände und die sonderbar gurgelnden Laute, die sie von sich gaben, und ich mochte ihr Lächeln, das ebenso zahn- wie vorbehaltlos und gerade deswegen hinreißend war. Nein, die Babys waren nicht das Problem. Auch nicht die Mütter, obwohl sie nicht eben hoch oben auf meiner Sympathieliste standen. (Na ja, um ehrlich zu sein, war Dotty die einzige junge Mutter, die ich kannte, und sie musste ja nicht unbedingt ein Paradebeispiel darstellen. Aber Betty sagte, vor Lars’ Geburt sei auch Dotty ein ganz normales, nettes Mädchen gewesen, was jetzt kaum noch vorstellbar war. Betty schob die Schuld auf eine Art »Muttergen«, das beim Kinderkriegen aktiviert und aus patenten Frauen eingebildete Nervensägen machte, die glaubten, die Welt habe sich ausschließlich um sie und ihren Nachwuchs zu drehen.)
    Das Problem war der Zeitpunkt. Wenn ich irgendwanneinmal Mutter werden sollte, dann auf keinen Fall jetzt. Ich wollte mein Studium abschließen und etwas damit anfangen, bevor

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