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Ehemänner

Ehemänner

Titel: Ehemänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angeles Mastretta
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Keuchen unterbrochen wurde. Da kam ihr Ehemann mit sauber geknoteter Krawatte und geordnetem Haar von der Arbeit zurück und trat an ihr Bett. Er blickte sie einen Moment an, tätschelte ihr mit einer Hand die Wange und sagte:
    »Du kannst dir nicht vorstellen, was für einen schrecklichen Tag ich hatte. «

Die genaue Uhrzeit
    Sie besaß einen Ehemann, den sie liebte, wie man einen Kometen liebt. Lange blieben sie nicht verheiratet. Ungefähr zehn Monate. Die Intensität dieser Art von Ehe verhinderte, dass die Ruhe gelegentlicher Erkältungserkrankungen und die Fernsehabende die reine Euphorie dämpften und ihre Ehe in ein weniger ungestümes, dafür beständigeres Fahrwasser lenkten, als die ungebremste Leidenschaft, in der sie lebten, es vermochte.
    Letztlich ist es jedoch müßig, nach einer Erklärung dafür zu suchen, warum der Zufall sie auseinanderbrachte. Manchmal kommt es vor, dass ein Band, wenn es allzu fest geknüpft wird, reißt, anstatt zu verbinden. So musste es wohl gewesen sein. Jedenfalls war es irgendwann so weit, dass sie sich nach einem rabenschwarzen Abend nicht wiedersahen. Allerdings meldete sie sich, wohl um dem Schrecken eines tatsächlichen Endes nicht ins Auge blicken zu müssen, ab und zu bei ihm, und auch er nahm gelegentlich Kontakt zu ihr auf. Dann telefonierten sie ausgiebig miteinander und erzählten sich, was sie gerade so trieben.
    Rund um Themen wie das Klima oder die Politik entspann sich zwischen ihnen immer ein angeregter Disput über mögliche Gründe für das, was man nicht tun konnte, aber eigentlich tun müsste. Unter dem Vorwand, jemanden zu kritisieren, stellten sie fest, wie sehr sie sich einander noch verbunden fühlten, und sei es nur hinsichtlich der Stichhaltigkeit ihrer Argumente.
    Ihr behagte es, wenn ihre Diskussionen anfangs noch in der Schwebe blieben, sie mochte es, wenn die matte Stimme des Mannes, mit dem sie nachts das Bett geteilt hatte, am helllichten Vormittag aus dem Hörer sprach und an ihr Ohr drang wie eine implizite Huldigung der Intimität, die sie miteinander zelebriert hatten.
    Ihr gefiel die Art, wie er ihr von persönlichen Dingen erzählte, etwa von seinen Ohrenschmerzen, wie schlecht ihm ein Jackett stehe, oder von merkwürdigen Schwellungen an einer verborgenen Stelle, die nur sie kannte. Ebenso gefiel ihr, dass Unausgesprochenes als bekannt vorausgesetzt werden konnte, dass man nichts erraten musste, als seien alle Fragen längst geklärt.
    Einmal hatte allein das Wort »gestern« genügt, um ihnen eine Situation zu vergegenwärtigen, in der sie einmal, als sie mit nassen Haaren im Gesicht aus der Dusche getreten war, das auf der Höhe seiner Schienbeine gelb aufschäumende Wasser gesehen hatte, in das er mit solcher Konzentration urinierte, als ob er ein Kunstwerk erschaffte. Andere Male rief ihr eine Äußerung von ihm wieder einen Moment wach, in dem er ihr ungeschminktes Gesicht bewundert hatte, wie das von Mona Lisa. Häufig behielt sie nach Beendigung des Gesprächs den Hörer noch eine Weile am Ohr, als hörte sie ihm weiter zu. Manchmal zitterte sie vor Erregung, wenn er sich meldete. Hin und wieder gerieten sie auch in Streit. Dann merkte man schon bei der Begrüßung, dass sie nicht lange reden würden, weil es um eine Sache ging, in der sie noch nie einer Meinung gewesen waren, was letztlich auch zu ihrer Trennung geführt hatte: etwa ihre unterschiedliche Vorstellung, wozu man Geld brauchte.
    Nach ihren Gesprächen, den freundlichen wie den unfreundlichen, war Adriana jedes Mal aufgewühlt. Angenehm oder unangenehm, in jedem Fall heftig. Ob sie sich zornig fühlte oder voller Tatendrang, begeistert war oder betrübt, immer bebte der Boden oder es regte sich etwas in der Gegend ihres Bauchnabels.
    Damit erklärte sich Adriana auch ihre mangelnde Bereitschaft, bei einem der vielen Männer zu bleiben, mit denen sie sich von Fall zu Fall entweder zum Essen oder fürs Bett verabredete und die sie bald wieder vergaß, denn was immer sie für sie empfand, es war nichts gegen den tiefen, wenn auch flüchtigen Schauder, den seine Stimme am Telefon in ihr auslöste.
    So verging eine ganze Menge Zeit. Sie gründete eine Anwaltskanzlei, die bald schon unter denjenigen, die einen Rechtsbeistand benötigten, um sich gegen die unsäglichen Ungerechtigkeiten mancher Gesetzestexte zu wehren, den besten Ruf genoss. Drei Jahre lang vergrub sie sich so tief in ihre Arbeit, dass sie alles andere vergaß, selbst den Wunsch, Wünsche zu haben. Nicht

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