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Ehemänner

Ehemänner

Titel: Ehemänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angeles Mastretta
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für Sie abgegeben«, verkündete er.
    Amanda stand mit Mühe auf. Auf dem Esszimmertisch lag ein Blumenstrauß. Sie suchte nach dem Kärtchen. Es fehlte die Unterschrift. »Hochachtungsvoll«, stand nur drauf. Mitten im Blumenstrauß steckte ihr Lackschuh. Und in ihm befand sich noch ein Kärtchen und das unselige Dein.
    Eine Woche später wurde das ganze Haus durch das Krachen eines Feuerwerks zu Ehren der Jungfrau von Guadalupe aus dem Schlaf gerissen. Das war am Morgen des 12. Dezember, und wer hätte auch erwartet, dass der Pfarrer sich dieses Fest entgehen lassen würde. Nur Saldívar, der abends zum Essen gekommen und neben Amanda in einem der Wohnzimmersessel eingenickt war.
    »Ich habe dich ja gewarnt; es war keine gute Idee, in dieses Haus einzuziehen«, sagte sie, noch nicht ganz wach.
    »Scheißpfaffe mit seinem Feuerwerk«, sagte er. »Wie sehr hat er mir gefehlt.«
    Es wurde früh hell. Als sie ihr Gespräch wieder aufnahmen, war es aber noch dunkel. So standen die Dinge, keiner auf Erden war so jung wie sie in dem Moment, als sie ihr Leben Revue passieren ließen, das auf die Dauer so oder so zu kurz ist.

 
     
     
     
    Sie liefen am Ufer des Sees entlang. Kein Laut war in der Luft zu hören, auch nicht das Schweigen eines vorbeischwebenden Engels, nur die Stimme von Julia Corzas, die ihrem dritten Ehemann das Ende eines Traumes schilderte:
    »Und unsere Geschichte?«, wollte er wissen, während er die Münze auffing, mit der er beim Laufen gespielt hatte. »Willst du die nicht erzählen?«, fragte er, als er auf der Türschwelle stand und das Lächeln aufsetzte, mit dem er sich zu verabschieden pflegte.
    »In einem anderen Buch«, sagte Julia Corzas.
    Dann betrat sie die Wohnung und beschwor einen Anfang. In ihren Nasenflügeln bebte noch die gleiche Unrast wie in alten Zeiten. Sie trällerte ein Lied. Was konnte man sonst tun an Tagen wie diesem? Der Abend färbte sich wieder orange und verschwand hinter dem Wasser und den Bergen. Sie verstaute das Schachbrett.

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