Ehemann für eine Nacht?
hinterhältigen Vorfahren.
„Warum tust du das? Ich verstehe nicht, warum wir uns nicht einvernehmlich scheiden lassen können – oder noch besser, die Ehe annullieren lassen können.“
Er kam zu ihr herüber. „Nein? Zwischen den Wentworths und den Granvilles ist seit Generationen nichts einvernehmlich abgelaufen. Das Ende unserer … Begegnung in Las Vegas ist ein weiterer Beweis dafür.“
„Es läuft also wieder einmal darauf hinaus, nicht wahr?“
Colin blieb vor Belinda stehen. „Ich habe vor, die Wentworths ein für alle Mal zu erobern …“ Aufreizend langsam ließ er den Blick über sie gleiten. „… angefangen bei dir, meine schöne Frau.“
Das Desaster nahm seinen Lauf.
Ich habe gute Vorarbeit geleistet, dachte Colin. Seit mehr als zwei Jahren hatte er diesen Moment geplant, alle Eventualitäten bedacht.
„Ausgezeichnet“, sagte Colin in den Hörer. „Hat er viele Fragen gestellt?“
„Nein“, erwiderte sein Stellvertreter. „Als er erfuhr, dass du auf seinen Preis eingehen würdest, war er mehr als zufrieden.“
Und jetzt bin auch ich zufrieden, dachte Colin.
„Ich nehme an, er hat dich für einen russischen Oligarchen gehalten, der einen erstklassigen Kauf tätigen wollte.“
„Noch besser“, erwiderte Colin.
So wie er Belinda kannte, hatte sie in den vergangenen Wochen mit so wenig Aufsehen wie möglich nach einem Weg gesucht, sich aus ihrer Ehe zu retten. Aber jetzt hielt er einen Trumpf in der Hand.
Nachdem er sein Telefonat beendet hatte, schaute er seine beiden Freunde an, die an diesem Donnerstagabend zu Besuch gekommen waren. Trotzdem hatte er den Anruf angenommen, weil er ungeduldig auf Neuigkeiten gewartet hatte.
Sawyer Langsford, Earl of Melton, und James Carsdale, Duke of Hawkshire, hatten es sich in den Lehnsesseln im Wohnzimmer von Colins Londoner Stadthaus bequem gemacht. Sie waren zufällig alle drei in der Stadt und hatten sich auf einen Drink getroffen.
Obwohl sie alle drei viel auf Reisen waren, waren sie gut befreundet, und es war schon irgendwie seltsam, dass sie sich alle zur gleichen Zeit verliebt hatten.
Sawyer hatte sich unerwartet mit Tamara Kincaid verlobt, eine von Belindas Brautjungfern. Und James, den alle nur Hawk nannten, machte Pia Lumley, Belindas Hochzeitsplanerin, unbeirrt den Hof, um eine frühere unrühmliche Affäre mit ihr wettzumachen.
Im Moment hatten seine beiden Freunde in romantischer Hinsicht jedoch deutlich mehr Erfolg als Colin – obwohl Belindas Freundinnen auch nicht ganz leicht zu erobern gewesen waren. Colins Vorteil war allerdings, dass Belinda bereits seine Frau war. Doch dass sie jetzt nur über Anwälte mit ihm kommunizierte, war ein wirkliches Hindernis.
Aber egal. Er und Belinda waren noch verheiratet, und durch seinen heutigen Geschäftsabschluss würde sie früher oder später mit ihm verhandeln müssen.
„Was für ein Spiel spielst du da, Easterbridge?“, wollte Hawk wissen.
„Eines mit ziemlich hohem Einsatz, fürchte ich. Aber ich bin sicher, ihr wollt davon nichts hören.“
Hawk zog eine Braue hoch.
Saywer zuckte mit den Schultern. „Du hast dir schon immer ungern in die Karten schauen lassen, Colin.“
„Ich tue einfach mein Bestes, um den Namen Granville aufzupolieren.“ Und was wäre dafür wohl besser geeignet, als endlich die Erzfeinde der Familie, die Wentworths, zu bezwingen?
Colin hatte sich nie viele Gedanken über seine Grundstücksnachbarn in Berkshire gemacht. Schließlich lebte man im einundzwanzigsten Jahrhundert, und zivilisiert mit seinen Nachbarn umzugehen, war die Norm. Zudem wurde es in seiner recht kleinen aristokratischen Welt als niveaulos angesehen, offen im Streit miteinander zu liegen.
Im Laufe seiner siebenunddreißig Jahre hatte er die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen, hatte keinen Umgang mit den Wentworths gepflegt, sich jedoch auch nicht öffentlich mit ihnen angelegt. Er hatte einfach den Status quo einer auf gegenseitigem Misstrauen beruhenden Distanz beibehalten, weil auch nicht viel auf dem Spiel gestanden hatte.
Doch dann war er in Las Vegas unerwartet Belinda begegnet. Und wie andere Männer auch war er eben empfänglich für die Reize einer langbeinigen Brünetten mit funkelnden Augen.
Wann immer ihm Belinda Wentworth im Laufe der Jahre zufällig über den Weg gelaufen war, war er angetan von ihr gewesen, auch wenn das nicht allzu häufig der Fall gewesen war. Immerhin war sie einige Jahre jünger als er. Mit dreizehn war er aufs College nach
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