Ehemann für eine Nacht?
Anwesens hinauffuhr, zwang Belinda sich zu entspannen.
Nevada war für schnelle und problemlose Annullierungen bekannt. Ihr Glück, denn sie und Colin hatten in Las Vegas geheiratet. Sie brauchte also nicht einmal einen sechswöchigen Wohnsitz in Nevada zu haben, um die Gesetze des Staates in Anspruch nehmen zu können.
Colin hatte sie lange genug zappeln lassen. Sie hatte abgewartet, bis ihr Hochzeitsdebakel vom Juni langsam in Vergessenheit geraten war. Jetzt hoffte sie, dass ihre Ehe mit Colin in aller Stille annulliert werden würde.
Eine Annullierung wäre ihr wesentlich lieber als eine Scheidung, denn dadurch hätte ihre Ehe praktisch nie existiert.
Leider war ihre Beziehung zu Todd an ihrer abwartenden Haltung der vergangenen Monate zerbrochen. Sie hatten sich getrennt, was sie Todd kaum verdenken konnte. Welcher Mann wollte schon auf unbestimmte Zeit warten, während seine Verlobte weiterhin mit einem anderen verheiratet war?
Sie hatte sich bemüht, einen Auftrag in Nevada zu bekommen, damit sie sich um die Annullierung kümmern konnte, ohne dass jedermann das mitbekam. Und sie hatte Glück gehabt. Ein anonymer Sammler wollte seine zahlreichen Gemälde französischer Impressionisten bewerten lassen.
Und für den folgenden Tag hatte sie bereits einen Termin mit einem Anwalt, um alles Nötige für die Annullierung ihrer Ehe zu veranlassen.
Vor einem weitläufigen Haus im Stil einer spanischen Hacienda stieg Belinda aus ihrem Wagen und atmete tief die warme Luft ein, während sie die blühenden Kakteen neben der Auffahrt betrachtete. Das Wetter in diesem Vorort von Las Vegas war wunderbar mild im März – ganz anders als das Wetter, das sie in New York oder zu Hause in England gewöhnt war. Sie fröstelte kein bisschen in ihrem ärmellosen zartgelben Kleid.
Man hatte ihr gesagt, dass die Villa eher eine Geldanlage sei und der Besitzer woanders lebe. Dennoch kam ihr das Anwesen sehr gepflegt vor. Der Besitzer war offenbar jemand, der bereit war, viel Zeit und Mühe in sein Eigentum zu stecken.
Nach einem Augenblick öffnete die Haushälterin, mit der Belinda über die Wechselsprechanlage am Gartentor gesprochen hatte, ihr die Tür. Die Frau in mittleren Jahren begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln und bat sie einzutreten.
Nachdem sie eine Erfrischung abgelehnt hatte, ließ Belinda sich von der Haushälterin kurz durch die untere Etage der Villa führen. Um Kunst richtig zu bewerten, fand sie es oft sehr hilfreich, zu sehen, wie ihre Kunden lebten. Die Räume hier waren groß und geschmackvoll eingerichtet, aber ohne jeden persönlichen Touch – wie aus einem Einrichtungskatalog. Kein Wunder, denn die Villa war ja nur eine Geldanlage.
Dann wurde sie in die obere Etage geführt, die mehr oder weniger als Kunstgalerie diente, wie ihr gesagt wurde.
Als Belinda den großzügig geschnittenen Raum betrat, hielt sie den Atem an.
Sie erblickte einen Monet, einen Renoir und einen Degas. Es waren natürlich weniger bekannte Bilder dieser Maler, denn deren berühmteste Werke hingen ja in Museen auf der ganzen Welt. Dennoch, aus ihrer Sicht gab es keinen unbedeutenden Renoir.
Was noch erstaunlicher war, war die Tatsache, dass sie in den Bildern Gemälde wiedererkannte, die in den letzten Jahren auf Auktionen ersteigert worden waren – ihren Auktionen bei Lansing’s.
Damals hatte Belinda sich gefragt, wer der oder die Käufer wohl sein mochten. In ihrer Branche war es nicht unüblich, dass ein Käufer anonym bleiben wollte oder auch einen Strohmann benutzte, um einen Kauf zu tätigen. Aber wer immer der geheimnisvolle Besitzer sein mochte, Belinda hatte sie oder ihn schon damals beneidet.
Die Gemälde waren wunderschön. Sie wünschte, sie hätte das Geld gehabt, sie zu kaufen. Sie bewunderte das Feingefühl des Besitzers und seinen guten Geschmack, der sich darin zeigte, wie er die Bilder aufgehängt hatte.
Der Raum war ein kleines Museum. Er hatte weiße Wände und verfügte über Messgeräte, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit kontrollierten. Die wenigen Sitzmöbel waren so aufgestellt, dass man, egal, wo man saß, einen exzellenten Blick auf die Gemälde hatte.
Nachdem die Haushälterin sich zurückgezogen hatte, ging Belinda in die Mitte des Raums und betrachtete zunächst den Renoir, dann den Monet. Sie nahm auf einem der Stühle Platz, um die Bilder noch eingehender in Augenschein zu nehmen.
Dass die Gemälde einen gemeinsamen Platz gefunden hatten, erfüllte sie mit Freude. Sie hatte
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