Ehemann für eine Nacht?
öffnete und sich dann dessen Inhalt auf die Handfläche legte.
Sie riss die Augen auf. Es waren zwei schlichte Goldringe, ein größerer mit einer flachen Rille am Rand und ein kleinerer mit einem eingeätzten feminineren Muster.
Sie hatten diese Ringe vor ihrer Trauung in Vegas gemeinsam ausgewählt.
Colin suchte ihren Blick, und Belinda las Begehren und ein gewisses Versprechen in seinen Augen.
Dann verzog er den Mund zu einem amüsierten Lächeln. „Um unseren Deal zu besiegeln.“
Mit plötzlich trockenem Mund verfolgte Belinda, wie er den größeren Ring an seinen Finger und den leeren Beutel in die Hosentasche steckte.
Bedächtig nahm Colin dann ihre Hand und schob ihr den kleineren Ehering auf den Ringfinger.
Es kostete Belinda einige Mühe, die Hand ruhig zu halten.
Ich weiß, was ich tue, beschwor sie sich. Sie war stark und kompetent.
Dennoch stockte ihr der Atem, als Colin ihre Hand an die Lippen führte. Ohne den Blickkontakt zu lösen, küsste er federleicht ihren Handrücken.
Sie war erleichtert – und ja, ein klein wenig enttäuscht –, ehe Colin ihr zu ihrer Überraschung die Hand umdrehte.
Ohne jede Hast küsste er ihre Fingerspitzen eine nach der anderen, und Belinda spürte, wie ihr Herz schneller schlug.
Mit geschlossenen Augen küsste er schließlich auch noch ihre Handfläche.
Die Liebkosungen seiner warmen, weichen Lippen ließen Belinda erschauern.
Warum nur wusste Colin so genau, wie er ihren Schutzwall niederreißen konnte? Er wurde der Tatsache, Nachfahre von Eroberern zu sein, mit absoluter Sicherheit gerecht. Wann immer sie zu wissen glaubte, was er im Schilde führte, überrumpelte er sie vollkommen.
Doch obwohl er sich ruhig gab, merkte sie, dass auch er erregt war. Nur mit äußerster Beherrschung gelang es ihm, sich zurückzuhalten.
Er würde sie auf der Stelle nehmen, falls sie einwilligte.
Diese Vorstellung ließ Belinda erröten. Sie erinnerte sich genau, wie wild und leidenschaftlich ihre Nacht in Las Vegas gewesen war. Alle Details waren ihr lebhaft im Gedächtnis eingebrannt, obwohl sie immer wieder gegen diese sinnlichen Erinnerungen angekämpft hatte.
Colin sah hoch, und sie fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen.
Gebannt schaute er sie an. Falls er sie küsste, würde er es mit aller Gründlichkeit tun.
Er machte keine halben Sachen. Der beste Beweis dafür war sein gegenwärtiger Coup gegen die Wentworths.
Belinda reckte das Kinn und entzog Colin die Hand.
Colin mochte der geborene Verführer sein, aber er war auch derjenige, der aus eigennützigen Motiven den Ruin ihrer Familie geplant hatte – und sie war sein Bauernopfer. Auch wenn sie ihrem Onkel gestattete, sie ihrer Familie zuliebe zu manipulieren, sie würde nicht auch noch ihrem Mann erlauben, sie zu kontrollieren – schon gar nicht jetzt, ehe ihre Vereinbarung offiziell in Kraft getreten war.
Colin lächelte. „Wir können jederzeit Ringe auswählen, die dir besser gefallen. Garrard ist seit über einem Jahrhundert der Juwelier unserer Familie. Und natürlich kannst du dir auch einen Ring aus dem Erbschmuck der Granvilles aussuchen.“
„Diese hier sind in Ordnung.“
Belinda wollte daran erinnert werden, wie ihre Beziehung mit einem überstürzten Besuch einer Hochzeitskapelle in Vegas begonnen hatte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, das würde ihr in den kommenden Wochen und Monaten helfen.
„Du brauchst auch einen anständigen Verlobungsring.“
Froh, dass die sexuelle Spannung zwischen ihnen nachgelassen hatte, erwiderte sie: „Es überrascht mich, dass du nicht schon einen ausgesucht hast. Dieses Treffen sieht doch ganz danach aus, als ob ein Sieger seine Beute sichtet.“
Colin lächelte frech. „Du siehst dich also als Kriegsbeute? Komisch, einen Vergleich mit der schönen Helena fände ich passender.“
„Der Dame, für die tausend Schiffe zu Wasser gelassen wurden? Ich bezweifle, dass du tausend Kriegsschiffe besitzt.“
„Dann werde ich wohl etwas kreativer sein müssen“, gab Colin lachend zurück.
Belinda merkte, wie schnell ihr Herz schlug.
Colin war schon kreativ genug gewesen. Sie wollte wirklich nicht, dass er sich noch mehr ins Zeug legte.
Unvermittelt neigte er den Kopf, um sie zu küssen, und sie wich zurück.
„Ich brauche etwas Zeit, um mich an den Gedanken zu gewöhnen …“
In diesem Moment wurde leise an die Wohnzimmertür geklopft, und es folgte ein Hüsteln.
Belinda war für die Störung richtig dankbar.
Ein Butler erschien.
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