Ehemann für eine Nacht?
viel stand fest.
Er verschränkte die Arme. „Schockiert dich die Tatsache, dass wir keinen Ehevertrag haben, Mutter, oder die Tatsache, dass wir dabei sind, eine Scheidungsvereinbarung auszuhandeln?“
„Ich hätte wissen müssen, dass eine Wentworth es nur auf das Geld abgesehen hat.“
„Ich würde ihn sofort von der Angel lassen, wenn es nicht um die Immobilien ginge, die wiederzubeschaffen ich zugesagt habe“, gab Belinda fröhlich zurück.
„Mein Sohn ist kein Fisch.“
„Natürlich nicht“, erwiderte Belinda, ehe er eingreifen konnte. „Ich angle keine Fische – und küsse eigentlich auch keine Frösche.“
Colin warf ihr einen belustigten Blick zu. „Danke, dass du das klargestellt hast.“
Zumindest war sie bereit, einzuräumen, dass er kein Frosch war – während sie zugleich von sich wies, hinter Geld oder Titel her zu sein.
Seine Mutter betrachtete sie beide abwechselnd, bis ihr Blick an ihm hängen blieb. „Ich sehe dich dann beim Abendessen, Colin.“
Damit ging sie.
„Also, das lief doch recht gut“, meinte Colin, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war.
„In der Tat. Ich freue mich schon aufs Abendessen“, erwiderte Belinda spöttisch.
Das Dinner war anstrengend.
Colin sah zu, wie seine Schwester Sophie sich ganz auf das Essen konzentrierte und nur gelegentlich einen Blick in die Runde warf.
Sophie war acht Jahre jünger als er und somit eher eine Altersgenossin von Belinda. Nach ihm hatte seine Mutter durch eine Fehlgeburt Probleme gehabt, gleich noch ein Kind zu bekommen.
Ganz wie seine Mutter es vorzog, war das Abendessen eine formale Angelegenheit im großen Esszimmer, obwohl sie nur zu viert am Tisch saßen.
Selbst die Sitzordnung war nicht dem Zufall überlassen. Einer seiner Bediensteten hatte sich vor dem Essen bei ihm danach erkundigt.
Er selbst nahm, so wie immer, den Platz an der Stirnseite des Tisches ein, und Belinda war rechts neben ihm platziert worden. Deshalb saß seine Mutter jetzt an seiner linken Seite, Sophie weiter unten am Tisch.
Colin seufzte innerlich auf. Er war froh, dass jeder viel Platz am Tisch hatte, und bisher war das Dinner auch friedlich verlaufen – zu friedlich .
Von Unterhaltung konnte kaum die Rede sein.
Seine Mutter versuchte, Belinda zu ignorieren, und Sophie beteiligte sich nur widerstrebend am Gespräch.
Sophie hatte die gleiche Haar- und Augenfarbe wie er. Im Gegensatz zu ihm stand sie sehr unter dem Einfluss der Mutter, was zum Teil sicher daran lag, dass sie jünger war und seine Mutter große Hoffnungen auf ihre einzige Tochter setzte.
Colin ließ den Blick von seiner Schwester zu Belinda wandern. Sie beide sollten sich zumindest entfernt kennen. Schließlich trennten sie nur wenige Jahre, und sie waren in denselben gesellschaftlichen Kreisen aufgewachsen.
Er räusperte sich. „Sophie, ich hätte gedacht, du und Belinda, ihr beide seid miteinander bekannt.“
Erschrocken sah seine Schwester ihn an, ehe sie kurz zu ihrer Mutter hinüberschaute. „Ich glaube, dass Belinda und ich ein paarmal auf denselben Veranstaltungen waren, aber wir haben kaum miteinander gesprochen.“
Jeder wusste natürlich, warum.
Der Unfriede, der zwischen den Granvilles und den Wentworths herrschte, war legendär, und nach dem Tischgespräch zu urteilen, schien es ihnen geradezu im Blut zu liegen, nicht miteinander reden zu können.
Colin ließ sich davon nicht beirren. „Meine Schwester ist Grafikdesignerin, Belinda. Sie lässt sich bei neuen Drucken gern von berühmten Künstlern inspirieren.“
Belinda und Sophie wechselten einen Blick.
„Hauptsächlich haben Mangas Einfluss auf meine Designs“, erklärte Sophie. „Ich war schon mehrmals in Japan.“
„Ich war auch schon in Japan – im Auftrag von Lansing’s“, erwiderte Belinda.
Sophie nickte … und das Gespräch erstarb.
Colin hatte den Verdacht, dass es ihm nicht gelingen würde, an diesem Abend die geistreiche Belinda zum Vorschein zu bringen. Das Gleiche galt für Sophie.
Seine Mutter war natürlich ein hoffnungsloser Fall.
Unvermittelt sah er die kommenden Monate, die sich dahinzogen wie eine staubige Straße in der Wüste, vor sich. Wenn seine Familie und Belinda nicht einmal miteinander reden konnten, dann musste er sie voneinander fernhalten.
Das dürfte ein Leichtes sein. Er besaß mehrere Häuser, und Halstead Hall war ziemlich weitläufig. Aber es ärgerte ihn, solche Maßnahmen ergreifen zu müssen.
Dabei hätte er den Abend genießen sollen, weil
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