Ehemann für eine Nacht?
Schublade steckten, machte der verrückte Plan irgendwie Sinn. Sie würde sich lieber heute als morgen scheiden lassen oder die Ehe auflösen, Colin jedoch nicht. Auf diese Art und Weise würden sie auf unbestimmte Zeit verheiratet bleiben, aber eben keine Ewigkeit.
„Eine Immobilie alle sechs Monate.“ Sie zwang sich, diese Forderung auszusprechen, ohne mit der Wimper zu zucken.
Zu ihrer Überraschung verzog Colin keine Miene. Aber er war ja auch ein versierter Spieler.
Schließlich lächelte er kaum merklich. „Du verhandelst gut.“
„Ich verdiene meinen Lebensunterhalt damit, Kunst zu schätzen und zu versteigern.“
„Da haben wir wohl etwas gemein. Wir sind beide erfahren in der Kunst des Verhandelns.“
Es behagte ihr nicht, zu entdecken, dass sie noch mehr Gemeinsamkeiten hatten. Es gab schon viel zu viele.
„Du hast noch nicht gesagt, ob du mit meiner Bedingung einverstanden bist.“
Er neigte den Kopf zur Seite. „Ein Jahr für jede Immobilie, und nach Ablauf von zwei Jahren gehören das Stadthaus in Mayfair und das Landgut in Berkshire dir.“
Zwei Jahre?
Und doch war es ein faires Angebot. Nach zwei Jahren hatte sie immer noch genügend Zeit, ihr Leben weiterzuleben, wenn ihre Ehe erst einmal offiziell beendet wäre.
„Einverstanden.“ Trotzdem konnte sie sich nicht verkneifen anzufügen: „Und was hält mich davon ab, mich am Ende doch von dir scheiden zu lassen?“
Colin lächelte geheimnisvoll. „Vielleicht baue ich darauf, dass du das dann nicht mehr willst.“
Seine Direktheit nahm ihr den Atem.
„Die Position einer Marchioness bietet viele Vorteile“, erklärte er leise, und seine Stimme klang verführerisch. „Immobilien, Autos, Reisen …“
„Geld und Titel sind nichts Neues für mich. In meinem Job bei Lansing’s habe ich tagtäglich damit zu tun.“
„Womit kann ich dich denn sonst locken?“
„Es überrascht mich, dass du nicht dich selbst ganz oben auf die Liste gesetzt hast.“
Colin lachte.
Gütiger Himmel. Drei Jahre zuvor in Vegas hatte sie ihm nicht eine Nacht lang widerstehen können. Wie sollte sie da längerfristig einen Schutzwall gegen ihn errichten?
Plötzlich betrachtete Colin sie eindringlich. „Es war gut, nicht wahr? Wir waren gut.“
„Ich hatte den Verstand verloren …“
„Vor Leidenschaft, ja, und versuch nicht, das abzustreiten.“
„Ich hatte ein paar Cocktails …“
„Einen Kamikaze?“
„Der Name sagt ja alles. Und vergiss nicht den Sex on the Beach.“
„Das war doch Stunden vorher.“
„Ich war ganz schön beschwipst.“
Colin lächelte. „Auch wenn es kein Sex am Strand war, war es nicht weit davon entfernt, oder? Es roch nach Sonne und Meer. Dann habe ich gemerkt, dass du so betörend geduftet hast.“
Belinda hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. „Hör auf damit!“
Sie hatte das Parfüm, das sie in jener Nacht aufgelegt hatte, nie wieder benutzt. Es rief zu viele Erinnerungen wach.
Unsicher, ob sie Colin ernst nehmen sollte, runzelte sie die Stirn. Er würde vermutlich alles sagen, um zu gewinnen, nur welches Spiel spielte er eigentlich?
„Warum tust du das alles?“
„Vielleicht reizt mich die Herausforderung, einen Weg zu gehen, den noch kein Granville vor mir gegangen ist.“
„Geradewegs in die Hölle?“
Colin lachte.
„Einer deiner wüsten Vorfahren hat eine Wentworth-Erbin verführt.“
„Verführt – hat sie das behauptet?“, spottete er. „Wahrscheinlicher ist, dass sie sich in den gut aussehenden Burschen verliebt hat, ehe ihre Familie sie weiß Gott wohin geschickt hat.“
„Das wäre natürlich die Granville-Version der Geschichte.“
„Traurig, aber wahr, der arme Kerl bekam jedenfalls keine Chance, sie zu heiraten. Ich dagegen habe geschafft, was kein Granville vorher geschafft hat.“
„Es dürfte ein Pyrrhussieg sein.“
Colin lächelte. „Das zu beurteilen, musst du schon mir überlassen.“
Diese Bemerkung empfand Belinda fast wie eine Liebkosung.
Unvermittelt ging er zu einem Konsoltischchen hinüber.
Ein Erbstück aus dem achtzehnten Jahrhundert, dachte Belinda. Der Reichtum der Granvilles stellte den der Wentworths locker in den Schatten, und das war vermutlich schon zu Zeiten ihrer Vorfahren so gewesen. Sie bewunderte deren Willensstärke, sich den Granvilles gegenüber behauptet zu haben.
Vorsichtig nahm Colin einen kleinen Samtbeutel aus einer Schublade. Dann kam er zu ihr herüber.
Mit angehaltenem Atem sah Belinda zu, wie er den Beutel
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