Ehemann für eine Nacht?
nie auf die Idee gekommen wäre, Verantwortung für die Finanzen zu übernehmen.
Ihre Mutter seufzte auf. „Was für ein Leben wirst du jetzt führen?“
Auch Belinda hat sich das schon mehrfach gefragt, seit sie sich damit einverstanden erklärt hatte, mit Colin verheiratet zu bleiben.
Es fiel ihr schwer, sich auszumalen, wie ihre Ehe aussehen würde. Vielleicht würden sie Schritt für Schritt vorangehen müssen, wie die meisten Paare das taten.
Sie biss sich auf die Lippe. Was, wenn sie von Colin schwanger wurde?
Nur allzu lebhaft konnte sie sich vorstellen, was ihre beiden Familien davon halten würden, wenn sich die beiden Stammbäume kreuzten, und was für ein Leben ihr Kind zwischen den Fronten der verfeindeten Familien haben würde.
Kaum merklich schüttelte Belinda den Kopf. Nein, sie und Colin hatten eine Vereinbarung, und wenn die erfüllt war, würden sie beide ihrer Wege gehen. Das setzte natürlich voraus, dass sie keine Kinder bekommen würden.
Sie war jetzt dreiunddreißig. Wenn Colin ihr die Immobilien in zwei Jahren zurückgab, wäre sie fünfunddreißig und hätte immer noch Zeit, eine Familie zu gründen.
Sie erinnerte sich genau an Colins Antwort auf ihre Frage, was sie davon abhalten sollte, sich letztendlich doch scheiden zu lassen. Vielleicht baue ich darauf, dass du das dann nicht mehr willst.
Sie erschauerte, war sich nicht sicher, ob sie Colins Motive immer noch vollkommen verstand, und das beunruhigte sie.
Ihre Mutter wechselte mit Onkel Hugh einen Blick und sagte dann: „Vielleicht könntest du dich ja mit Todd treffen … um euch zu versöhnen.“
„Um uns zu versöhnen?“
„Ja, Darling, um dir alle Optionen offenzuhalten. Du wirst schließlich eines Tages wieder eine alleinstehende Frau sein.“
Belinda war sprachlos. Da hatte sie sich eben noch Gedanken über die Möglichkeit gemacht, so unwahrscheinlich die auch war, ein Kind von Colin zu bekommen, und ihre Mutter dachte bereits über ihren nächsten Ehemann nach.
Offenbar hatte ihre Mutter die Dillinghams noch nicht abgeschrieben.
„Ich werde nicht ewig bei euch sein“, stimmte Onkel Hugh ein, „und Todd würde einen guten Verwalter für die Immobilien der Wentworths abgeben.“
„Im Moment haben die Wentworths praktisch keine Immobilien“, gab Belinda zurück. „Die sind nämlich alle im Besitz der Granvilles.“
Das stimmte nicht ganz. Sie hatten noch ein Gut in Berkshire sowie einige Mietshäuser, doch diese waren noch nicht sehr lange in Familienbesitz. Wenigstens wären sie nicht ohne Dach über dem Kopf – dem Himmel sei Dank! –, falls Colin sie vor die Tür setzte.
„Diese Vereinbarung mit Colin stellt sicher nur einen kleinen Umweg dar“, fuhr Onkel Hugh fort. „Sobald sie erfüllt ist, wirst du doch sicher zu deinem rechtmäßigen Bräutigam zurückkehren und dort weitermachen wollen, wo du aufgehört hast.“
Erst jetzt erkannte Belinda, wie groß die Feindseligkeit war, die ihr Onkel Colin entgegenbrachte, der ihn seiner Würde als Oberhaupt der Wentworths beraubt hatte. Onkel Hugh war jederzeit bereit, sie wieder in Todds Richtung zu drängen.
Ihre Mutter war noch schlimmer. Sie schlug praktisch vor, dass Belinda mit Todd Umgang pflegte und sich so ihre Optionen offenhielt, noch bevor ihre Ehe mit Colin beendet war.
„Todd spielt keine Rolle mehr“, erwiderte sie knapp.
Dann stellte sie ihre Teetasse geräuschvoller ab als nötig.
„Aber Belinda“, versuchte ihre Mutter sie zu besänftigen, „kein Grund, schnippisch zu werden. Dein Onkel meint es nur gut.“
„Wir wollen nur dein Bestes.“
„Tatsächlich?“ Belinda stand auf und ging zur Tür. „Warum ist es dann an mir, das Vermögen der Familie zu retten?“
Sie würde in ihr Hotel zurückkehren und dann nach New York fliegen, um dort ihre Angelegenheiten zu regeln.
Ihr Leben nahm in der Tat einen Umweg – einen, der nach Halstead Hall führte.
7. KAPITEL
Belinda traten Tränen in die Augen, als Pia zum Altar in der Kirche schritt.
In ihrem Brautkleid und mit dem eng gebundenen Brautstrauß aus roten Röschen sah Pia wunderschön aus. Im Haar trug sie eine zierliche Tiara, eine Morgengabe ihres Bräutigams Hawk.
Das Kleid stammte von einem britischen Designer und hatte halblange Ärmel aus Spitze und einen weiten bodenlangen Rock. In seiner Zartheit passte es sehr gut zu Pia.
Belinda zupfte den Rock des Brautkleides zurecht und nahm ihrer Freundin dann den Strauß ab, während sie die ganze Zeit eisern jeden
Weitere Kostenlose Bücher