Ehemann für eine Nacht?
Blickkontakt mit Easterbridge vermied, der ein paar Schritte entfernt neben dem Bräutigam stand.
Die Hochzeit fand in der Dorfkirche in der Nähe von Silderly Park statt, dem Landgut des Duke of Hawkshire in Oxford.
Belinda war Pias einzige Brautjungfer. Tamara, die schwanger war, hatte es vorgezogen, lieber bequem zwischen den Hochzeitsgästen in der Kirche zu sitzen.
Zu Belindas großem Unbehagen war Colin Hawks Trauzeuge. Belinda fragte sich, ob Pia, romantisch wie sie war, da nicht ihre Hand im Spiel gehabt hatte. Schließlich war sie vor nicht allzu langer Zeit noch der Meinung gewesen, Easterbridge fühle sich zu Belinda hingezogen wie die Motte zum Licht.
Belinda freute sich sehr für ihre Freundin. Doch im Gegensatz zu ihr glaubte sie nicht, dass sie und Easterbridge auch nur im Entferntesten Ähnlichkeit mit Romeo und Julia hatten – auch wenn ihre Familien es durchaus mit den Montagues und Capulets aufnehmen konnten.
Belinda konzentrierte sich ganz auf den Geistlichen, als der mit der Trauung anfing. Doch als dann das Brautpaar das Ehegelöbnis nachzusprechen begann, schweifte ihr Blick wie von selbst zu Easterbridge.
„Willst du diese Frau als deine dir angetraute Ehefrau nehmen …“
Colins Miene blieb kühl und beherrscht, doch seine Augen funkelten.
Belinda spürte, wie ihr heiß wurde. Jede Faser ihres Körpers schien unter Colins zärtlichem, glutvollem Blick dahinzuschmelzen.
Die Erinnerung an ihre eigene Hochzeit hing in der Luft. Damals waren nur sie beide, der Standesbeamte und einige Trauzeugen, die die Hochzeitskapelle zur Verfügung stellte, anwesend gewesen. Ihre Trauung war unbekümmert gewesen, fast wie ein unwirklicher Traum. Sie hatten es beide kaum erwarten können, die Ehe zu vollziehen.
„Willst du diesen Mann als deinen dir angetrauten Ehemann nehmen …“
Damals, dachte Belinda, habe ich darauf mit Ja geantwortet. Und ihr Jawort hatte dem Mann gegolten, der jetzt ein paar Schritte neben ihr stand und sie mit seinen Blicken verschlang.
Pia hatte den traditionellen Text des Eheversprechens etwas abgeändert und das Wort gehorchen weggelassen, sodass ihr Text dem ihres Bräutigams entsprach.
Colin lächelte kaum merklich.
Erinnerte er sich daran, dass sie sich ebenfalls dafür entschieden hatte, nicht zu gehorchen? Das war nur gut, denn schon am nächsten Morgen hatte sie beschlossen, nicht bei ihm zu bleiben.
Sie erinnerte sich noch sehr genau an Colins Verwirrung und eiserne Beherrschung, als sie fluchtartig das Hotelzimmer verlassen hatte, entsetzt über ihre überstürzte Heirat.
Nie hätte sie sich vorstellen können, dass Easterbridge einwilligen würde, erst eine Heiratslizenz zu besorgen, ehe sie mit ihm ins Bett ging. Danach hatte sie die Blitzhochzeit über die Bühne gebracht, statt es sich anders zu überlegen, weil sie sich zu diesem Zeitpunkt bereits unwiderstehlich zu Colin hingezogen gefühlt hatte und Vegas eben ein Spielerparadies mit einer irgendwie verrückten Atmosphäre war.
Es hatte sie unglaublich berauscht, derart heftig begehrt zu werden. Und da Easterbridge jetzt erneut Ansprüche auf sie erhob – und dafür Himmel und Hölle in Bewegung setzte –, fühlte sie sich beinah … liebevoll umworben.
Belinda verspürte ein erregendes Kribbeln bis hinunter in die Zehenspitzen. Sie trug ein dezentes Kleid aus pfirsichfarbenem Chiffon. Doch unter Colins Blick hatte sie das Gefühl, ein sexy Outfit anzuhaben, das mehr enthüllte, als es verbarg.
Colin sah aus, als würde er sie am liebsten sofort zur Kirche hinaus- und direkt in sein Bett tragen.
Wenigstens, dachte Belinda, habe ich Leidenschaft bekommen, wenn schon keine Liebe. Easterbridge hatte zwar gelobt, sie zu lieben , doch das konnte er nicht ernst gemeint haben – da sie sich ja kaum gekannt hatten.
Sie unterdrückte einen Seufzer. Es wäre wunderbar, wenn ein Mann ihr schwören würde, sie zu lieben, und das auch ernst meinen würde. Sie hatte keine Gelegenheit gehabt, wegen ihrer geplatzten Trauung das Gelöbnis mit Todd zu testen. Und mit Easterbridge, nun ja …
Da ihr unerwartet nach Weinen zumute war, straffte Belinda die Schultern.
Sie würde Easterbridge nicht die Genugtuung geben, einen Gefühlsausbruch von ihr zu erleben. Auch wenn es natürlich nicht ungewöhnlich war, auf einer Hochzeit zu weinen, würde Colin sich fragen, ob Pias Glück oder ihre eigene Erinnerung sie zu Tränen rührte.
Glücklicherweise überstand sie die Trauung ohne die kleinste
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