Ehemann für eine Nacht?
Liebespaar geworden waren. Aber ihre Beziehung war nicht von Dauer, obwohl sie verheiratet waren.
Tamara setzte sich gerader hin. „Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Belinda Colin neuerdings freundlicher ansieht.“
„Na, wunderbar. Ich war immer der Meinung, du und Colin …“
„Es ist nicht so, wie ihr denkt.“
Tamara zog eine Braue hoch. „Schlimmer?“
Wie kam ihre Freundin darauf? Sie fühlte sich zu Colin hingezogen, und das mehr, als sie zugeben wollte.
Nach kurzem Zögern bekannte sie: „Fürs Protokoll: Ich habe mit ihm geschlafen.“
Pia verschlug es die Sprache.
Tamara lachte. „Das kennen wir doch alle, und zum Beweis habe ich jetzt ein Baby.“
Genau, dachte Belinda. Sie würde kein Baby bekommen – zumindest nicht mit Colin.
„Sei vorsichtig“, meinte Tamara. „Ich fürchte, Colin ist aus dem gleichen Holz geschnitzt, wie seine beiden Freunde unten – Pias Mann und meiner, sosehr ich ihn liebe. Mit anderen Worten, er sollte einen Warnhinweis tragen.“
Als ob ich gewarnt werden müsste, dachte Belinda.
„Der Weg wahrer Liebe ist nie gerade und eben“, schwärmte Pia.
Belinda war sich bewusst, dass die romantisch veranlagte Pia nicht zu bremsen war, das Verhältnis der Granvilles und Wentworths aber weiterhin äußerst kompliziert blieb.
Zwei Tage nach ihrem Besuch bei Sawyer und Tamara machte sich Belinda fertig, um mit Colin zu einem Ball zu gehen, der anlässlich einer Ausstellung über chinesische Kunst des achtzehnten Jahrhunderts auf einem Landsitz in der Nähe von Halstead Hall gegeben wurde. Die Gäste durften vorab einen Blick auf die Exponate werfen.
Belinda fragte sich, ob Colin die Einladung angenommen hatte, um ihr eine Freude zu machen, da sie sich ja nicht nur beruflich für Kunst interessierte.
Sie besah sich ihre Garderobe im Kleiderschrank. Auch wenn ihr Colin erklärt hatte, als Marchioness of Easterbridge habe sie ein eigenes Budget, hatte sie beschlossen, ein Kleid aus ihrer kleinen, aber feinen Garderobe für festliche Anlässe anzuziehen, die sie von Berufs wegen immer mal wieder brauchte.
Nach kurzem Überlegen wählte sie ein bodenlanges Abendkleid, das aus Tüll gearbeitet und mit Perlen besetzt war und das ihre Figur bestens zur Geltung brachte. Die Farbe harmonierte sehr gut mit ihrem Teint. Sie würde ihr Haar aufstecken und die zierliche Tiara aus Blütenelementen tragen, die Colin ihr kürzlich gegeben hatte.
Etwas später enttäuschte die Reaktion ihres Ehemannes sie nicht.
Als sie in den Salon ging, wo Colin auf sie wartete, sah er ihr bewundernd entgegen.
Belinda fühlte ihr Herz schneller schlagen – und das nicht nur wegen Colins Gesichtsausdruck. Wenn sie geglaubt hatte, sie könne sich je an seinen Anblick im Smoking gewöhnen, dann hatte sie sich gründlich geirrt.
Er strahlte eine unglaubliche Eleganz aus. Sein dunkles Haar schimmerte im Licht, und er wirkte unglaublich stattlich und maskulin, wie er so dastand.
Der Chauffeur erschien an der Tür. „Ich erwarte Sie draußen im Wagen, Mylord.“
Für einen kurzen Moment wandte Colin den Blick von ihr. „In Ordnung, Thomas.“
Belinda fing sich.
„Du siehst …“ Colin brach mitten im Satz ab, als fände er keine Worte. „… überirdisch aus.“
Sein Lob empfand sie wie eine Zärtlichkeit. „Danke.“
„Ich habe etwas für dich.“
Sie sah zu, wie er ein Samtkästchen von einem Tisch nahm und zu ihr kam.
„Wieder einmal scheinen wir auf der gleichen Wellenlänge zu liegen.“
Das Samtkästchen enthielt ein atemberaubendes Diamanthalsband. Dem Stil nach war es alt, vermutlich aus der Zeit von Königin Victoria oder König Edward.
„Es kam durch meine Ururgroßmutter in die Familie.“ Colin klang leicht amüsiert. „Sie war keine geborene Granville.“
Belinda sah zu ihm hoch. „Es ist wunderschön.“ Sie schluckte. „Ich werde einen Moment brauchen, um es anzulegen.“
„Keine Sorge, ich helfe dir.“
Leicht nervös suchte sie seinen Blick, und was sie darin entdeckte, ließ ihr Herz noch schneller klopfen.
Colin nahm das Halsband aus dem kleinen Kasten. Es funkelte im Licht.
Sie hielt still, als er sich zu ihr beugte.
Die kühlen Diamanten schmiegten sich an ihre Haut, und einen Moment später fühlte sie Colins warme Finger, als er den Verschluss des Schmuckstücks in ihrem Nacken schloss.
Belinda spürte, wie ihre Brustwarzen sich vor Erregung aufrichteten. Hitze erfasste sie.
Als er fertig war, verharrte Colin kurz, seine Lippen nur
Weitere Kostenlose Bücher