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Eheroman (German Edition)

Eheroman (German Edition)

Titel: Eheroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Seddig
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glatter Brustkorb mit den sanft sich abzeichnenden Rippen, den rosigbraunen Brustwarzen und den winzigen, gekringelten Härchen dazwischen schutzlos Avas Händen ausgeliefert ist.
    «Ava», murmelt Danilo und zerrt das T-Shirt über sein Haar. Ava drückt sich an Danilo. Sie mag ihn so gern. Sogar wenn er schwitzt und riecht. Sie mag so gern, wie er riecht.
    «Du riechst so gut», sagt sie.
    «Echt? Ich stinke doch», sagt Danilo und befreit sich von ihr.
    «Du stinkst so sexy.»
    «Dein Körper will sich nur mit mir fortpflanzen, das ist alles, du bist genetisch programmiert.»
    «Ja, klar. Aber mein Gehirn verhindert das mit Hilfe von Östrogenen, die ich täglich in mich reinschmeiße. Und was tust du?»
    Danilo legt seine Arme um Ava und wiegt sie hin und her und küsst sie auf das Ohr. «Ich tue nichts. Ich bin noch zu jung für die Verantwortung. Das überlass ich alles dir. Du bist die Bestimmerin. Du kümmerst dich um mich und um die Muschifrau und um alle. Du bist Ava, die Heilige. I love you. Komm her, süße Muschifrau.»
    Ava schüttelt den Kopf. Aber das hat nichts zu bedeuten. Denn Danilo zieht jetzt auch noch seine Jeans herunter und steht weiß und nackt und mit großen Augen vor ihr, und sie muss einfach. Sie ist so gierig nach seinem knochigen Körper, der groß und glatt und verstunken vor ihr steht, dass sie ihn einmal scharf in die Schulter beißt.
    Danilo ist neunzehn, und es ist jetzt total okay. Aber sie hat auch schon mit ihm geschlafen, als er noch lange nicht achtzehn, als er minderjährig und sie bereits erwachsen war, nach dem Gesetz. Das hatte ihr einerseits ein schlechtes Gewissen gemacht, andererseits überzog es ihre Beziehung und vor allem den Sex mit einer zuckersüßen Schmutzschicht, die ihr immer wieder einen Schrecken einjagte, der sie hellwach machte für das Gefühl des Begehrens. Jemanden wirklich wollen, jedes Haar und jede Pore, seine fahrigen Bewegungen, sein Zucken und seine leere Milde danach, wie es ist, wenn man nie, nie satt wird davon, das weiß sie jetzt ganz genau, wie das ist und wie es sich anfühlt. Es treibt ihr zuweilen die Tränen in die Augen. Sie kann sich oft nicht konzentrieren, vor Gier und vor Eindrücken. Danilo reißt die Augen auf, während er mit ihr schläft, sieht aber kaum etwas, sieht nur die Bewegung in sich drin und seine Lust, sie könnte hässlich sein und alt, er würde es nicht sehen, er reißt die Augen auf und liebt sie stumm und blind, sie dagegen sieht alles, jede Falte seiner unglaublichen, duftenden Haut, sie kann weder aufhören zu sehen noch aufhören zu denken, wie schön er ist, wie schön, und wie sie alles haben kann und wie wütend sie das zwischendrin auch macht, weil er sie so für sich einnimmt, dass sie in Tränen ausbricht.
    Anschließend liegt sie da, wie ein Lappen, wie ein nasser Lappen, nass von Schweiß, Danilo raucht, sie ist in sich leer und leicht, und sie würde die Uhr gern anhalten und den Tag, und keinen Schritt mehr weitergehen, weil es später nur noch bergab gehen kann, das ist gewiss. Es kann nicht mehr besser werden, es kann nur schwerer werden, es läuft alles darauf hinaus. Sie ahnt es, und er ahnt nichts, das weiß sie auch. Er denkt über Dinge nach, die sie längst nicht mehr betreffen. Er ist sich seiner Liebe gewiss, sie steht wie ein Baum, wie etwas in ihn Gepflanztes, das keiner Grübeleien mehr bedarf. Aber sie, sie liegt da wie ein feuchter Lappen und weiß bereits, dass Dinge sich ändern, immer und stets. Sie wird irgendwann die Muschifrau sein, mit Flecken an den Händen und im Gesicht, mit brüchigen Knochen, allein mit neun Katzen und der Angst, dass auch das sich ändern wird.
    «Sie tut mir leid», sagt Ava.
    «Wer?»
    «Die Muschifrau. Sie hat solche Angst, dass sie wegkommt, ins Krankenhaus oder in ein Heim. Aber sie will hierbleiben, und sie will die Katzen behalten.»
    «Na ja», sagt Danilo, «kann man ja verstehen. Soll sie doch hierbleiben.»
    Ava schüttelt den Kopf. «Sie kann das alles nicht mehr. Bei ihr stinkt es. Und sie hat irgendwas. Sie krümmt sich manchmal so komisch in die Seite rein und hält die Luft an, und dann hustet sie so schlimm. Sie hat was. Aber sie geht nicht zum Arzt. Und ich schätze, es ist auch zu spät dafür. Ich schätze, sie hat Krebs.»
    Danilo bläst den Rauch hoch und lächelt. «Sicher, Ava. Woher willst du denn das wissen? Gleich Krebs, aber sicher.»
    «Ich weiß es natürlich nicht. Aber ich merke es. Es ist was, das schlimm ist. Ich kenne das

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