Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eheroman (German Edition)

Eheroman (German Edition)

Titel: Eheroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Seddig
Vom Netzwerk:
nichts. Und jetzt, seit ich hier fahre und paar Sachen sehe, jetzt habe ich so langsam Ideen, was man alles machen kann.»
    «Ja? Was denn zum Beispiel?»
    «Ich will mir ein Segelboot kaufen und dann ein paar Monate weg, griechische Inseln, vielleicht auch ein Jahr. Ich will auf dem Boot leben, ganz allein.» Stulles Wangen sind gerötet. Sein Gesicht strahlt, während er vorsichtig die Worte ausspricht.
    «Kostet das nicht wahnsinnig viel Geld, das Boot und so lange nicht arbeiten?»
    Ava denkt an Stulles Wohnung, an seine Matratze und den Fernseher. Sonst hat er dort nichts. Keine Möbel, keine Einrichtung, kaum Klamotten. So also. Auf einem Segelboot leben. Das ist sein Traum. Das ist schön. Sie sieht Stulle mit seinen braunen Armen, mit seinem schlanken, festen Körper und seinem lächelndem Gesicht auf dem blauen Wasser an einem flatterndem Segel zerren, sieht ihn andere segelnde Menschen kennenlernen, Griechen und Italiener, sich mit ihnen anfreunden, wegziehen, einen anderen Job anfangen, eine neue Frau lieben, Kinder bekommen. Alles ist möglich, wenn einer auch nur eine Sache vorhat und daran arbeitet. Das reißt ihn dann fort und hoch, und die Umstände werden mitgerissen und angepasst.
    «Und du?», fragt Stulle.
    Und Ava fragt: «Was?», damit sie Zeit gewinnt, obwohl sie weiß, was Stulle sie fragen will, aber sie weiß überhaupt nicht, was sie antworten soll.
    «Hast du auch irgendwie was, das du gerne machen würdest?»
    Ava ist froh, dass er sie nicht fragt, was ihr Traum sei, auch wenn es genau das bedeutet, was er gefragt hat und von ihr wissen will. «Ich weiß es noch nicht. Nicht so was wie segeln, glaube ich, aber ich weiß es eigentlich gar nicht. Vielleicht nichts so richtig.»
    Stulle nickt. «Muss ja auch nicht. Du hast ja ein gutes Leben. Wenn man zufrieden ist.»
    Aber Ava hat Neid bekommen, so richtig Neid, weil sie keinen Segelbootplan hat und gar nichts weiter vor, was schön ist und besonders. Nur ein normales Leben und Danilo. Danilo ist alles, was das Besondere in ihrem Leben bisher ausgemacht hat. Dass sie mit ihm zusammengekommen ist, das hat so viel Überwindung von Urteilen anderer Leute gekostet. Keine Frau, die sie kennt, hat einen Freund, der so viel jünger als sie ist. Und so aussieht. Und so ist. Dass sie sich damals auf Danilo eingelassen hat, war das größte Abenteuer bisher. Gegen alles, was alle gesagt haben. So schien es ihr damals, wenngleich die anderen gar nicht so viel dazu gesagt hatten, nicht einmal Petra, und schon gar nicht Beate. Beate ist immer der Meinung, dass Ava schon weiß, was sie tut, und dass sie aufgrund ihrer, in Beates Augen, Besonderheit, so eine eher ungewöhnliche Beziehung hat. «Später ist es ganz egal, dass du vier Jahre älter bist», hat sie gesagt, «später fällt das nicht auf, das ist nur jetzt, wo er noch ein Kind ist.» Da war Danilo siebzehn. «Er ist kein Kind», hatte Ava gesagt, und sie mussten beide lachen, denn Danilo schlief mit Ava und war ein Mann für sie und kein Kind. Aber außer Danilo hat sie nie etwas Ungewöhnliches gewollt. Sie wollte nie Sängerin werden oder Schauspielerin wie ihre Namensschwester. Sie zeichnete nicht, dichtete nicht, sie hatte ja auch überhaupt keine Talente, nicht im Sport, nicht einmal im Sex, denkt sie, oder doch? Wie soll man das wissen? Sich selbst kann sie mit keiner anderen Frau vergleichen, und Danilo hat auch keinen Vergleich. Stulle?
    «Stulle, wie bin ich im Sex?»
    Stulle lacht.
    «Ehrlich. Sag mir, ob ich gut bin.»
    «Du bist gut.»
    «Mann. Sag doch mal wirklich, wie du es meinst. Ausführlicher. Du hast doch Vergleiche.»
    «Vergleiche.» Er kichert hinter seinem Lenkrad und kratzt sich am stoppeligen Kinn. Ava wartet. Sie will eine ehrliche Antwort. Es kommt ihr plötzlich vor, als ob sie vielleicht doch gut im Sex sein könnte.
    «Ich kann es dir nicht sagen», sagt Stulle. «Es ist immer neu. Ich kann nicht dich mit meiner Freundin davor vergleichen, weil, als sie da war und ich sie geliebt hab, da war es das Beste. Aber jetzt ist sie nicht mehr da, und ich bin nicht mehr so, wie ich da war, und kann es nicht mehr einschätzen. Wie, wenn man ein leckeres Eis isst. Und ein halbes Jahr später isst man wieder ein leckeres Eis, und dann soll man das vergleichen. Das geht nicht. Dann müsste man beide Eis nebeneinanderhalten und abwechselnd da und da lecken. Das kann ich ja nicht mit Frauen machen. Kann ich schon. Aber darüber reden wir ja nicht.»
    «Okay.» Ava nickt.
    «Ich

Weitere Kostenlose Bücher