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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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eine Nachricht im Rathaus.«
    Petra nickte.
    Agnes und Wolfram verabschiedeten sich und verließen die Küche auf dem Weg, den sie gekommen waren. Das Kontor war leer. Rehkopf war nirgends zu sehen.

Eifersucht
    Ludolf kam langsam die Martinitreppe hinunter. Er fühlte sich leicht und beschwingt. So, als würde er im Traum durch Minden gehen. Alles schien unwirklich und so fern. Die Begegnung mit Susanna hatte ihn berauscht. Er hatte nicht lange bleiben können, weil sie noch so viel zu tun hatte. Aber am nächsten Abend wollte sie ihm Minden zeigen. Dann hätten sie ein wenig mehr Zeit für sich allein. Schade, dass sie schon so bald abreisen musste. Aber in drei oder vier Wochen wäre sie ja wieder zurück.
    Wie hätte er sich wohl verhalten, wenn Agnes nicht so abweisend gewesen wäre? Hätte er Susanna dann überhaupt geküsst? Wahrscheinlich nicht. Agnes war doch selber schuld, wenn er nach anderen Mädchen Ausschau hielt, so launisch und unberechenbar, wie sie war.
    Jetzt konnte Ludolf das Rathaus sehen. Agnes und Wolfram standen zusammen zwischen den wuchtigen Pfeilern des Laubengangs und unterhielten sich angeregt. Die junge Frau lehnte sich mit dem Rücken gegen den Sandstein und schaute zum Hauptmann hoch. Dieser stand ganz nah bei ihr und stützte sich mit einer Hand am Pfeiler ab, sodass er sich geradezu über sie beugte. Noch ein Stück weiter, und sie könnten einander küssen. Merkte sie denn gar nicht, dass er sie nur ins Bett bekommen wollte?
    Die beiden waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie Ludolfs Näherkommen nicht bemerkten. Agnes lächelte ihr Gegenüber an, zwischendurch lachte sie laut auf und hielt dabei verschämt die Hand vor den Mund. Noch ein paar Schritte weiter, und Ludolf konnte hören, was sie sprachen.
    »Und heute Abend? Nur ein kleines Essen?«, fragte Wolfram schmeichelnd. So klang seine tiefe Stimme sogar richtig angenehm.
    »Besser nicht«, antwortete Agnes.
    »Ach, warum denn nicht?«
    Sie schüttelte lachend den Kopf. »Ihr gebt wohl nie auf.«
    »Bestimmt nicht. Also warum nicht?«
    »Es ist besser so.«
    »Warum denn?«
    »Es schickt sich nicht. Ich habe immerhin einen Ruf zu verlieren.«
    »Aber wie wär’s denn mit morgen? Zur Hochzeitsfeier bei meinem Vetter Klaudius? Es gibt gut zu essen, und es wird sicher viel getanzt. Und Ihr könnt viele nette Leute kennenlernen.«
    Agnes schob ihr Kinn vor und schürzte die Lippen. Sie dachte krampfhaft nach. »Vielleicht. Lasst uns morgen noch einmal darüber reden.«
    »Ich nehm’ Euch beim Wort. Ich will mit Euch tanzen.«
    Ludolf machte durch ein Räuspern auf sich aufmerksam. Sofort erstarb die Unterhaltung, und die beiden blickten missbilligend auf den Störenfried.
    »Was liegt an?«
    Der Hauptmann antwortete brummig: »Agnes weiß Bescheid. Das sollte reichen. Wir brauchen Euch nicht.«
    Ludolf lief rot an. Was erlaubte sich dieser Kerl eigentlich? Aber was sollte man von solch einem ungehobelten Menschen auch erwarten? »Ich habe offiziell den Auftrag bekommen und …«
    »Wir!«, fuhr Agnes dazwischen. »Wir haben den Auftrag bekommen. Also spiel dich hier nicht so auf!«
    »Gut.« Er musste sich beherrschen.
»Wir
haben den Auftrag bekommen und haben das Recht, alles zu erfahren, was nötig ist. Oder irre ich mich da?«
    Agnes und Wolfram sahen sich an. Sie nickte ihm nur kurz zu, dann erzählte er lustlos von den Geschehnissen des Morgens und den neuen Erkenntnissen. Vom Besuch bei der Witwe, der Verhaftung des Konrad Hus und von der Unterhaltung mit der Magd.
    »Bald haben wir den Mörder«, schloss er seinen Bericht ab.
    »Falls es Mord war«, entgegnete Ludolf.
    »Häh? Natürlich war’s Mord.«
    »Ich denke nicht. Meiner Meinung nach war es Selbstmord. Wir sollten lieber danach suchen, was ihn dazu getrieben hat.«
    Der Hauptmann hatte sich von der Säule gelöst und kam jetzt auf den jungen Mann zu. Seine Hand lag drohend auf dem Griff des Schwertes. »Blödsinn! Warum sollte er Selbstmord begehen? Andere hatten Anlass, ihm den Hals umzudrehen! Auch wenn es einige Schlauberger hier nicht wahrhaben wollen. Wenn Ihr Eure Zeit verschwenden wollt, meinetwegen.«
    Wolfram hatte sich breitbeinig vor Ludolf aufgebaut und schaute grimmig auf den einen halben Kopf kleineren Gegner hinunter.
    Die Stimme des Möllenbeckers zitterte ein wenig, aber er wollte sich von diesem ungehobelten Klotz nicht einschüchtern lassen. »Nur weil einige Leute die Spuren nicht erkennen können, heißt das noch lange nicht, dass es

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