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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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wandte sich wieder um und ging zu Wolfram zurück.
    »Der Bursche ist bockig wie ein kleines Kind«, bemerkte der Hauptmann, als sie ihn erreicht hatte.
    »Er ist schlimmer als mein Vater. Ich will jetzt nicht mehr darüber reden. Schluss.«
    Wolfram grinste vor sich hin, als sie die Straße entlanggingen, die Ludolf kurz vorher ebenfalls genommen hatte. Begehrlich betrachtete er die junge Frau, die immer einen Schritt vorausging.
    * * *
    Rechts neben dem Grundstück der Familie Bode stand ein schmales, kleines Haus. Es schien uralt zu sein. Lehm bröckelte an einigen Stellen aus dem maroden Fachwerk, andere Flächen waren notdürftig ausgebessert. Ein paar der dunklen Balken sollten dringend ausgewechselt werden, sie waren oberhalb der Fundamente schon angefault. Die Eingangstür klapperte heftig, als der Hauptmann anklopfte. Niemand öffnete. Von irgendwo in der Nähe war jedoch ein leises, metallisches Klingen zu hören. Die Werkstatt befand sich vermutlich hinter dem Haus.
    Die beiden Besucher nahmen den kleinen, schmalen Gang zwischen der Mauer, die das Grundstück des Händlers umschloss, und dem alten Haus. Ein Fuhrwerk käme hier nie durch. Das Klopfen wurde lauter. Als die beiden um die Hausecke bogen, sahen sie eine offene Werkstatt, die an das Wohnhaus angebaut worden war. Die Esse war an diesem Tag nicht angefacht worden, dafür hantierte der Schmied mit einigen Eisen. Er war ein wenig untersetzt, aber von breiter, kräftiger Statur – schätzungsweise zwischen dreißig und fünfunddreißig Jahren.
    »Ach, unser Hilfshenker!«, rief er, als er Wolfram erblickte.
    »Nicht frech werden!«, fuhr ihn der Soldat an.
    Doch der Schmied hatte dafür nur ein müdes Lächeln übrig. Er ließ sich nicht so schnell einschüchtern. »Womit wollt Ihr heute die Leute von ihrer Arbeit abhalten?«
    »Wir untersuchen den Mord an Eurem Nachbarn.«
    »Hab schon gehört, was Ihr mit Konrad Hus und seiner Frau gemacht habt. Bin ich jetzt dran? Werdet Ihr meiner Frau auch den Arm brechen wollen?«
    Der Hauptmann richtete sich hoch auf und reckte den Kopf, um noch größer zu erscheinen. »Wenn Ihr mich auch angreift.«
    »Wenn sich unsereiner verteidigt, heißt’s hinterher sowieso immer, wir hätten angefangen.«
    »Dann seid vorsichtig.«
    »Und mit Eurer neuen Favoritin an der Seite wollt Ihr jetzt wohl einen auf anständig machen.« Dabei zwinkerte er anzüglich.
    Agnes fuhr ärgerlich dazwischen: »Das stimmt doch gar nicht. Der Rat hat mich beauftragt, den Tod des Händlers Bode zu untersuchen!«
    Der Schmied lachte schallend und schlug sich auf die Schenkel. »Seit wann beauftragt der Rat Dirnen? Er besucht sie höchstens.« Er konnte sich kaum wieder beruhigen.
    Nun wurde Agnes lauter. Wie kam dieser dahergelaufene Schmied dazu, ihr so eine Unverschämtheit zu unterstellen? Sie war rot angelaufen. »Was fällt Euch ein? Ich bin keine Dirne!«
    »Wenn Ihr mit dem da kommt, ganz bestimmt doch. Seit wann ist die Geliebte unseres lieben Hauptmanns der Stadtwache eine ehrbare Frau?« Gieselmann lachte weiter.
    Wolfram ging das eindeutig zu weit. »Ruhe jetzt! Wir haben hier ’nen Mord zu untersuchen. Also keine Beleidigungen mehr gegen die Scholasterin. Sie ist eine Nonne, die auf Empfehlung des Bischofs vom Stadtrat eingesetzt wurde.«
    Agnes war außer sich vor Wut. Aber sie verkniff sich lieber jedes weitere Wort. Schon wieder hatte sie sich so weit reizen lassen, dass sie ihre Beherrschung verloren hatte. Wenn das hier vorbei war, musste sie dringend zur Beichte, um ihr Gewissen zu erleichtern.
    »Schon gut, schon gut.« Der Schmied hob beschwichtigend die Hände und lächelte großmütig.
    Der Hauptmann blickte Agnes an, um sich zu vergewissern, dass die Befragung beginnen konnte. Agnes nickte nur kurz und trat dann einige Schritte beiseite. Schmollend lehnte sie mit verschränkten Armen an der Mauer.
    Inzwischen war eine Frau an der rückwärtigen Tür des Hauses erschienen. Sie war wohl durch das Geschrei angelockt worden. Verschüchtert schaute sie in die Runde und blieb im Türrahmen stehen. Neben sie drängte sich ein Junge von etwa zwölf Jahren.
    »Also«, der Hauptmann wandte sich wieder an Gieselmann. »Wo wart Ihr vorige Woche am Dienstagabend und in der Nacht?«
    »Warum fragt Ihr mich das?«
    »Weil Ihr Grund hattet, Bode umzubringen.«
    »Weswegen hätte ich das tun sollen?«
    »Wegen des Lärms und Gestanks aus der Schmiede. Bode soll Euch ja sogar zum Umzug gezwungen haben. Ihr wolltet hier ja nicht

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