Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
gefaltet. Das musste die Witwe Bode sein. Ludolf begrüßte sie freundlich und sprach ihr sein Beileid aus. Sie bedankte sich nur kurz.
»Was kann ich für Euch tun?«, fragte die Frau.
»Der Rat hat mich beauftragt, den Tod Eures Mannes zu untersuchen.«
Anna Bodes Mine wurde noch abweisender. »Heute Morgen war schon der Hauptmann von Lübbecke mit einem Frauenzimmer hier, das das Gleiche behauptet hat. Ich denke, ich sollte so schnell wie möglich die Stadtwache holen.«
»Die Stadtwache wird Euch das sicher bestätigen. Der Rat hat sowohl die Nonne Agnes von Ecksten als auch mich beauftragt.«
»Eine Nonne ist sie?«
Ludolf nickte.
»Was ist das für ein Kloster? Dass eine Nonne so unchristlich herumlaufen kann, so gewöhnlich. Und sich dann auch noch freiwillig mit Mord und Totschlag beschäftigt. Aber das ist zum Glück nicht mein Problem.« Damit setzte sich die Witwe in den Sessel. »Was sollte ich Euch noch sagen können? Heute Morgen hab ich schon alles gesagt, was ich weiß. Ihr solltet lieber den Mörder suchen und mich nicht fortwährend belästigen.«
Ludolf räusperte sich. Diese Frau schien nicht viel von Entgegenkommen zu halten. »Das ist leider nötig, denn wir brauchen Antworten auf wichtige Fragen.«
»Und was sollte das sein?«
»Wie läuft Euer Geschäft?«
Anna Bode zog erstaunt ihre Augenbrauen hoch. »Davon weiß ich nichts. Ich habe mich noch nie damit beschäftigt.«
»Aber vielleicht wisst Ihr, ob es Schulden gibt? Ob Gläubiger Euren Mann bedroht haben?«
Die Witwe stand ärgerlich auf. »Wir haben keine Schulden. Es muss einen anderen Grund für den Mord an meinen seligen Mann geben!«
»Und wenn es doch Selbstmord war? Und er in den Tod getrieben wurde?«
Anna Bodes Stimme wurde nun lauter. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. »Was erlaubt Ihr Euch! Es war kein Selbstmord! Ihr beschädigt unsere Ehre! Er war ein ehrbarer Christenmensch! Wie könnt Ihr es wagen, uns so zu beleidigen? Schließlich behauptet Ihr wohl noch, ich hätte ihn in den Tod getrieben.«
Ludolf war dieser Ausbruch sichtlich unangenehm. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die Witwe so die Fassung verlieren würde. Er hatte eher mit Weinen und Klagen gerechnet. Nun, so reagierte eben jeder unterschiedlich auf den Tod eines geliebten Menschen.
»Bitte entschuldigt! Ich möchte weder Euch noch Euren Mann beleidigen. Wir müssen aber alle Möglichkeiten überprüfen. Und ab und an auch unangenehme Fragen stellen.«
Die Frau atmete tief durch und starrte Ludolf wütend an. Ihre Zähne knirschten hörbar, aber es gelang ihr, sich zu beherrschen.
Ludolf fragte vorsichtig: »Kann es sein, dass jemand Euren Mann bedrohte, weil Geschäfte durch die verschiedenen Unglücksfälle geplatzt waren?«
»Nein«, presste sie ärgerlich hervor. »Mein Mann war immer ehrlich. Er hat sich nie Feinde gemacht. Wie könnt Ihr es wagen, ihn zu verurteilen, als wäre er ein Sünder? Ihr seid unverschämt!«
»Wir brauchen jeden kleinsten Hinweis.«
»Das ist nicht meine Aufgabe. Ich muss jetzt das Andenken an meinen toten Mann bewahren, das von dahergelaufenen Fremden in den Schmutz gezogen werden soll. Geht endlich!« Mit einer energischen Bewegung zeigte sie auf die Tür. »Falls es sonst noch etwas geben sollte, werde ich es ausschließlich mit dem Bürgermeister besprechen. Diese ungerechtfertigte Belästigung unschuldiger und ehrlicher Bürger ist eine Schande. Raus mit Euch, oder ich hole meine Arbeiter.«
Jeder Versuch, die Befragung fortzusetzen, war sinnlos. Die Frau hatte sich so in Rage geredet, dass jedes weitere Wort womöglich zu einer Katastrophe geführt hätte. Ludolf verneigte sich wortlos und verschwand so schnell wie möglich. Bloß weg von hier. Er hatte keine Lust auf Ärger mit dem Stadtrat wegen einer wütenden Witwe.
Die Werkstatt des Zunftmeisters
So. Was nun?« Der Hauptmann schaute griesgrämig auf Agnes herunter. »Du musst doch zugeben, der Kerl weiß was. Aber wenn ich den nich härter rannehmen darf, bekommen wir nie was raus.«
Lächelnd blickte sie zu ihm auf. »Lieber Wolfram, warum sollten wir zu diesen brachialen Methoden greifen, wenn wir das auf geschicktere Art lösen können?«
»Wie soll das denn gehen?«
Ihr Grinsen wurde noch breiter. »Von Wiesen sitzt hier bei seinem Freund. Wenn wir jetzt in seine Werkstatt gehen, können wir seine Arbeiter ungestört befragen.«
Wolfram brabbelte irgendetwas Unverständliches. »Na gut, gehen wir in die Videbullenstraße. Is’
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