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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Hals. Seine Stimme zitterte ein wenig. »Ich denke, ich darf das nicht sagen.«
    Ludolf rang um Fassung. Warum hatte der liebe Gott den Verstand bloß so ungleich verteilt? »Dann muss ich Euch halt einsperren lassen.«
    »Wieso das denn?«
    »Weil Ihr die Nachforschungen zum Tod des Händlers behindert!«
    Der Kontorsgehilfe trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. »Versteht doch bitte!«
    »Was soll ich verstehen?«
    »Ich bekomme sonst Arger.«
    Ludolf machte eine abwehrende Handbewegung, das Argument zählte für ihn nicht. »Das interessiert mich herzlich wenig. Es geht hier um den Tod des Händlers. Wie viel?«
    Ulrich Rehkopf grübelte einen Augenblick. Furchtsam schaute er sich um, ob nicht zufällig jemand in der Nähe war. Er antwortete sehr leise: »Schätzungsweise sechshundert bis siebenhundert Gulden.«
    »Mit oder ohne Schulden?«
    »So ungefähr wird’s passen. Wären die Schulden höher, hätte ich es schon gemerkt.«
    »Na, also. Geht doch.« Befriedigt reckte sich Ludolf und ging durch den Raum.
    Sechshundert bis siebenhundert Gulden also. Er hatte natürlich überhaupt kein Gefühl dafür, ob das viel oder wenig war. Was bekam man dafür? Er erinnerte sich an den Verkauf eines Hofes bei Möllenbeck für zwanzig Gulden. Dazu gehörten vier Hufen 13 Land. Und ein Meierhof wechselte für fünfzig den Besitzer. Ein Grundstück hier innerhalb der Stadtmauern war bestimmt viel mehr wert – vor allem, wenn noch Gebäude darauf standen, die solider und um einiges komfortabler waren als ein Hof auf dem Land. Hier kam dann noch der Speicher voller wertvoller Waren dazu.
    Ludolf wandte sich wieder an den Kontorsgehilfen, der immer noch verschüchtert dastand. »War der Händler Bode eigentlich viel auf Reisen?«
    »Ab und zu. Aber selten sehr lang. Eigentlich nie mehr als drei Wochen.«
    »Wer hat dann das Geschäft hier geleitet? Seine Frau?«
    »Oh, nein! Die Herrin wollte damit nie etwas zu tun haben.« Rehkopf entspannte sich. »Sie hat andere Interessen. Sie geht viel zur Andacht. Ich habe hier allein im Kontor gearbeitet.« Die letzten Worte waren mit Überzeugung und Stolz gesprochen worden.
    »Dann konnte sich der Herr auf Euch verlassen?«
    »Natürlich. Ich sprang ein, wenn er verhindert war, etwa weil er Besprechungen mit anderen Händlern hatte oder auf Reisen war. Seine Arbeit als Ratsherr kostete ihn auch viel Zeit. Deshalb überließ er mir schon einiges. In den alltäglichen Dingen kannte ich das Geschäft besser als der Händler.«
    »Ach ja?«
    Zu spät bemerkte der Kontorsgehilfe, dass er Ludolf in die Falle getappt war.
    »Trotzdem wisst Ihr nicht, wie hoch die Schulden sind?«
    »Ja … ich meinte doch … nein … ich …« Rehkopf wurde ganz hektisch.
    Ludolf trat ganz nah an ihn heran und hielt provozierend seine Hand ans Ohr. »Was meintet Ihr?«
    Der Kontorsgehilfe raufte sich vor Verzweiflung die Haare. »Ich meinte, ich kenne nicht die genaue Höhe, sondern nur so ganz grob.«
    »Und was ist mit den sechs- bis siebenhundert Gulden?«
    »Deswegen sagte ich ja, so ungefähr. Ich weiß es nicht genau. Nur so dazwischen.«
    »Und wie viel wäre es ohne Schulden?«
    »Vielleicht zweihundert mehr. Bitte! Mehr weiß ich nicht!« Er blickte Ludolf niedergeschlagen an.
    Der ging ein paar Schritte durch den Raum, um nachzudenken. »Aber wenn Ihr Euch so gut im Geschäft auskennt, wie Ihr eben behauptet habt, hättet Ihr dem Händler etwas vormachen können.«
    »Wie? Was vormachen?«
    »Dass die Lage des Geschäfts schlechter ist als in Wirklichkeit.«
    Rehkopf antwortete empört: »Jetzt geht Ihr aber zu weit! Das würde mir im Traum nicht einfallen!«
    »Was geht hier vor?« Die scharf gesprochenen Worte hallten durch den Raum.
    Die beiden Männer drehten sich erschrocken um. Hoch aufgerichtet und mit unnachgiebigem Blick stand die Witwe Bode nur wenige Schritte entfernt. Ihre Hände hatte sie vor dem Bauch gefaltet, als betete sie. Völlig unbemerkt war sie herangekommen. Ludolf fragte sich, wie viel von dem Gespräch sie wohl mitbekommen hatte. Dabei hatte er gerade ihr nicht wieder über den Weg laufen wollen, nicht nach ihrem Wutanfall vom Vortag. Warum hatte er nicht besser aufgepasst!
    »Ich verbiete Euch jedes weitere Gespräch in diesem Haus oder mit einem meiner Leute.« Sie sprach nicht besonders laut, aber gebieterisch. »Ich dachte, das hätte ich Euch bereits gestern klar gemacht? Oder braucht Ihr erst eine Schrift an der Wand?«
    »Wollt Ihr denn nicht wissen, warum

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