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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Euer Mann umkam?«
    »Ich verbiete solches Gerede hier in meinem Haus! Ich werde mich umgehend beim Rat über Eure Unverschämtheit beschweren. Was Ihr da redet, hat nichts, rein gar nichts mit dem Mord an meinem Mann zu tun.«
    »Ich bin vom Rat verpflichtet worden, weil Ihr den Tod Eures Mannes untersuchen lassen wolltet. Dann müsst Ihr Euch auch gefallen lassen, dass wir genau nachforschen. Und dass wir auch unangenehme Fragen stellen.«
    »Was Ihr das faselt, hat nichts mit dem Mord zu tun!« Sie reckte den Hals und schaute zur Seite. Ihre Verachtung für den Fremden, der es wagte, sich in ihre Angelegenheiten einzumischen, war unverkennbar.
    Ludolf ließ sich diese Zurechtweisung nicht gefallen und ging zum Gegenangriff über: »Dann wisst Ihr mehr, als Ihr bisher zu sagen bereit wart.«
    »Wie könnt Ihr es wagen, mich so zu quälen!« Sie schlug unvermittelt die Hände vors Gesicht. Ihre Stimme klang plötzlich ganz heiser. »Habt Ihr kein Schamgefühl? Ich habe meinen geliebten Mann verloren!« Sie schluchzte. »Oh, Herr im Himmel und alle Heiligen, helft mir bitte gegen diesen Satan standzuhalten.«
    Ludolf war erschrocken. Jetzt war er wohl über das Ziel hinausgeschossen. Es war nicht das erste Mal, dass er sich durch seine direkte Art Probleme eingehandelt hatte. Andererseits: Irgendwie schien ihm die Veränderung in ihrer Stimmung – von größter Wut und Verachtung zu abgrundtiefer Trauer – doch ein wenig zu plötzlich, um glaubwürdig zu sein. Spielte sie ihm nur etwas vor, um einer Antwort enthoben zu sein und vor ihrem Arbeiter das Gesicht zu wahren? Um herauszufinden, woran er war, musste er sie provozieren, aus der Reserve locken, und verschärfte deshalb seinen Ton. »Dann sagt mir den Grund, warum Ihr nicht darüber reden wollt. Sonst muss ich vermuten, dass Ihr eine Beteiligung am Tod Eures Mannes verheimlicht. Ich lasse dann die Stadtwache holen.«
    Das Schluchzen erstarb sofort. Sie nahm ihre Hände vom Gesicht und starrte ihn wutentbrannt an. Ihre Augen waren nicht gerötet, ihre Wangen nicht von Tränen feucht. Ihre Stimme klang plötzlich wieder arrogant wie immer. »Verlasst sofort das Kontor. Wenn Ihr mich vor den Rat schleppen lasst, werdet Ihr für diese Frechheit bestraft. Ich werde nie wieder mit Euch reden. Sagt das dem Bürgermeister, falls Ihr Euch traut.«
    Sie drehte sich um und ging erhobenen Hauptes davon. Sie hätte sich nie eine Niederlage anmerken lassen.
    »Rehkopf! Ihr kommt mit!«, befahl sie.
    Der Angesprochene eilte hinterher. Die Witwe und der Kontorsgehilfe verließen den Raum durch eine rückwärtige Tür und ließen Ludolf allein zurück.
    »Also doch, du falsche Schlange.« Befriedigt rieb sich der junge Mann die Hände. Irgendetwas verheimlichte die Witwe. Was sollte diese Heimlichtuerei? Hatte sie etwas mit dem Tod ihres Mannes zu tun, oder nutzte sie nur die Gunst der Stunde?
    Aber dies wäre nun eine gute Gelegenheit, noch einmal mit dem Lagerverwalter Bernhardt zu sprechen. Vielleicht konnte auch er eine Schätzung zum Wert des Geschäftes abgeben. Stimmte das, was der Kontorsgehilfe gesagt hatte? Ludolf traute weder der Bode noch dem Rehkopf. Also stieg er die Treppe zum Speicher hinauf.

Im Badehaus
    Munter plaudernd waren Wolfram und Agnes auf dem Weg zum Badehaus des Tobias Dullen. Wo Ludolf nach rechts zum Haus der Bodes abgebogen war, gingen sie geradeaus weiter. Linker Hand rückte die große Stützmauer der Oberstadt jetzt bis an die Straße heran. An dieser Stelle war sie nicht mehr so hoch und imposant wie gegenüber dem Rathaus an der Martinitreppe, nur noch etwa doppelte Mannshöhe. Hier überquerte im Bogen sogar eine kleine Straße den Absatz. Aus einer Schmiede waren Hämmern und das Wiehern der Pferde, die beschlagen wurden, zu hören. Oberhalb der Mauer, auf der ein paar kleine Häuser standen, erhob sich majestätisch St. Marien. Sie thronte auf der Kuppe und war weithin sichtbar. Dann standen die beiden vor dem Marientor, das in Richtung Petershagen führte, und bogen nach rechts ab.
    Agnes erzählte wieder voller Begeisterung von ihrer Arbeit im Stift; den kleineren Kindern brachte sie Lesen und Schreiben bei, die Größeren unterrichte sie in Kirchengeschichte sowie ein wenig in Latein und Griechisch.
    Mittlerweile waren Agnes und Wolfram beim Badehaus angekommen. Es befand sich zwischen Deichhof und der Stadtmauer und war genau über der Stadtbeke erbaut worden. Es sah aus wie die übrigen Häuser rundherum – Fachwerk mit teilweise

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