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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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mit Rührei und Schinkenstreifen gefüllt war. Für sich hatte sie eine erheblich kleinere Portion aufgefüllt. Dann holte sie noch rasch Brot und Butter herbei und setzte sich dazu. Schweigend verzehrten sie das Frühstück.
    Ludolf schielte ab und an zu Agnes hinüber. Sie stocherte mehr in ihrem Rührei, als dass sie es aß. Heuchlerin! Dieses Bemühen kam doch nur wegen ihres schlechten Gewissens, weil sie sich mit diesem Lümmel herumgetrieben hatte! Jetzt nett zu sein, half ihr auch nichts mehr. Jetzt war es zu spät.
    Unvermittelt fragt Agnes: »Wie war dein Abend?«
    »Nett«, antwortete er knapp. Jetzt kommt die Beichte, schoss es ihm durch den Kopf.
    »Ich habe dich gestern Abend noch gesehen. Ich stand oben am Fenster des Hauses, wo die Hochzeitsfeier war.«
    Ludolf schaute überrascht hoch, sagte aber nichts.
    »Eine hübsche Frau übrigens.« Sie zögerte einen Moment und schob das Ei lustlos von einer Seite zur anderen. »Ich weiß, dass du mir keine Rechenschaft schuldig bist. Ich … ich war ja selbst mit jemandem los.«
    Agnes legte ihren Löffel zur Seite und stand auf. Nervös fuhr sie sich durch die Haare. Wie ein kleines Mädchen, das die Mutter beim Naschen erwischt hatte, stand sie mitten im Raum und fummelte an den Knöpfen ihres Kleides herum. »Wolfram hatte es nur auf meine Unschuld abgesehen. Er trinkt zu viel und wird dann aufdringlich. Ich bin schnell wieder fort. Zum Glück früh genug. Inzwischen weiß ich von Marianne … das ist die Frau des Marktleiters, die vorhin da war …«
    »Ich kenne sie«, unterbrach Ludolf sie.
    »Ja, genau.« Eine Pause, in der Agnes tief Luft holte. »Wolfram ist verheiratet und hat einige uneheliche Kinder. Er betrügt seine Frau wo er nur kann, sodass die Arme vor Gram fast umkommt. Ich bin leider zu vertrauensselig, zu blauäugig gewesen. Er hat mich von vorn bis hinten belogen und mir etwas vorgespielt. Glücklicherweise hat er noch früh genug sein wahres Gesicht gezeigt. Noch früh genug sonst …«, sie räusperte sich, »sonst hätte er sich mit Gewalt das genommen, was ihm nicht zusteht.«
    Inzwischen war Agnes auch klar geworden, warum die Hochzeitsgäste gestern Abend so ablehnend ihr gegenüber gewesen waren. Das waren zumeist Freunde und Verwandte von Klaudius gewesen und damit auch von Wolfram. Die Anwesenden wussten, dass der Hauptmann verheiratet war, aber auf der Feier mit einer anderen Frau, einer jüngeren, auftauchte. Das war ein Schlag ins Gesicht der Verwandtschaft. Aber wie üblich wurde nicht dem Mann die Schuld gegeben, sondern der Frau. Die hatte den armen Kerl ja verführt.
    Ludolf atmete erleichtert auf. Zum Glück war nichts passiert. Warum musste sie immer so leichtsinnig sein? Jetzt war er wohl an der Reihe mit einem Geständnis. »Die Frau heißt Susanna und ist die Tochter des Baders. Ich kenne sie noch von unserem letzten Auftrag hier.«
    Agnes war froh, dass er das Thema gewechselt hatte. »Davon hast du mir bisher nichts erzählt.«
    »Es war auch nicht wichtig. Aber jetzt habe ich sie wieder getroffen. Sie hat mir die Stadt gezeigt.«
    »Ihr machtet einen sehr vertrauten Eindruck.«
    »Sie ist sehr nett.«
    Schnippisch entgegnete Agnes: »Wenn man jemanden nett findet, dann geht man Arm in Arm?«
    Ärgerlich blickte Ludolf hoch. Kaum bekam sie etwas Oberwasser, verdrängte sie ihre eigenen Fehler gleich wieder. »Du hast dich doch auch an den Arm von diesem Kerl gehängt. Oder nicht?«
    Agnes wandte sich verschämt hin und her. »Du hast vollkommen recht. Verzeih bitte. Manchmal denke ich mit dem Herzen und verwechsle Zuneigung mit Mitleid. Ich wollte helfen. Was Wolfram erzählte, klang so redlich. Er tat mir leid. Ich hätte nie gedacht, dass das alles eine Lüge war. Alles nur gespielt.«
    Sie ging ein paar Schritte hin und her. »Manchmal kenne ich mich selbst nicht mehr. Ich bin wirklich am besten im Kloster aufgehoben, abgeschottet vom Rest der Welt. Ich bin einfach nicht zum Heiraten geeignet.«
    Ludolf schreckte zusammen, als er dies hörte. Was war jetzt nur wieder passiert? Warum wurde ihm so komisch? Er hatte doch schon längst mit Agnes gebrochen. Sie war ihm mittlerweile doch egal! Aber jetzt stand sie voller Reue vor ihm und gestand ihm ihre Fehler. Plötzlich spürte er wieder dieses Kribbeln, das ihn so verrückt machte, wenn er sie in seinen Armen hielt. Diese kaum zu unterdrückende Sehnsucht nach ihr. Er musste verrückt sein. Das war doch nicht mehr normal!
    »Ich werde dich nie anlügen«,

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