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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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verblüfft an. Nach und nach wurde ihnen die Tragweite dieser Argumentation bewusst – dieses ungeheuerlichen, teuflischen Plans. Es ging hier nicht mehr nur um einen kaltblütigen Henker, der seinen Platz in der Gemeinschaft vergessen hatte, sondern um einen hinterhältigen Anschlag auf ein angesehenes Mitglied des Stadtrats von Minden.
    Ein Ratsherr unterbrach das Schweigen als Erster: »Wir müssen nach dem Mann suchen. Wir müssen uns in der Schänke genauestens erkundigen. Der Wirt muss uns Antwort und Rede stehen und am besten auch alle Gäste dieses schrecklichen Abends.«
    Lautstark bekundeten die anderen ihre Zustimmung zu dem Plan.
    Aber von Leteln hatte Einwände: »Wie schon eben festgestellt, sollte uns … äh … bewusst sein, dass das nur zu Fragen in der Bevölkerung Anlass gibt. Das können wir nicht riskieren. Wenn wir jeden … äh … vorladen, können wir den Auftritt dieses Menschen nicht mehr leugnen. Wir brauchen einen … äh … anderen Plan.«
    Damit schauten die Händler wieder auf Agnes und Ludolf.
    »Wir sollten tatsächlich anders vorgehen«, antwortete Ludolf. »Ihr könnt Euch sicher sein, dass höchstwahrscheinlich alle Gäste schwören werden, sie hätten nichts bemerkt oder sogar abstreiten werden, an dem Abend überhaupt in der Schänke gewesen zu sein. Der Mann, der mir von seiner Beobachtung erzählt hat, war betrunken, nüchtern hätte er sicher gar nicht mit mir gesprochen. Im Nachhinein verstehe ich auch die Reaktion des Wirtes Melmann. Die ganze Zeit hatte er zu verhindern gesucht, dass ich mit anderen Gästen über den Händler Bode spreche. Möglicherweise ahnt er etwas oder hat die Sache mit dem Henker sogar mitbekommen.«
    »Und was sollen wir jetzt tun?«, wollte der Bürgermeister wissen.
    »Bodes Gehilfe Rehkopf erscheint uns sehr verdächtig. Es sieht so aus, als träfe er Vorbereitungen, damit ein anderer das Geschäft des Händlers unter Wert übernehmen kann.«
    »Ach, darum fragtet Ihr nach dem Wert und nach möglichen Schulden Bodes?«
    »Ganz genau.«
    Gerd von Bucken atmete tief durch. »Heute Morgen, kurz bevor Ihr kamt, erfuhren wir vom Ratsherrn Schäfermann, dass er sich mit der Witwe Bode geeinigt hat. Er wird die Tochter Brigitta heiraten.«
    Agnes war erstaunt. »Das ist aber eigenartig. Gestern haben wir noch mit Brigitta Bode gesprochen. Sie erwähnte nichts von einer Heirat. Sie war sogar etwas betrübt, weil sie davon ausgeht, dass für sie höchstens ein Handwerker in Frage kommt.«
    »Für mich klingt das danach, als habe er den Wert der Mitgift drücken wollen.«
    »Genau!«, stieß Agnes freudestrahlend aus. »Sie sagte nämlich auch, dass ein Händler das Geschäft am Tag zuvor geschätzt hatte. Der war auch zu einen ähnlichen Ergebnis wie Rehkopf gekommen.«
    Der Bürgermeister lief nervös auf und ab. Er wurde lauter. »Mir gefällt es gar nicht, dass unser junger Kollege so billig an das Geschäft kommt, dass er so hinterhältig aus dem Tod von Johannes Bode Nutzen zieht. Wenn wir nicht beweisen können, dass er in betrügerischer Absicht den Wert gefälscht hat, können wir nichts machen. Wenn er aber den Henker geschickt hat, damit Bode keine angemessene Mitgift verlangen kann, schreit das nach Bestrafung.«
    Die anderen Ratsherren begannen wieder, aufgeregt durcheinanderzureden.
    Ludolf schlug vor: »Lasst uns zuerst mit der Witwe Bode sprechen. Ob Ihr bewusst ist, dass das Geschäft zu billig geschätzt wurde?«
    »So macht es bitte und gebt uns umgehend Bescheid«, bestimmte der Bürgermeister. »Wir haben hier noch dringende Angelegenheiten zu klären.« Damit drehte er sich zu den anderen um.
    »Eine Bitte habe ich aber noch.« Agnes wartete, bis die Herren sich ihr wieder zugewandt hatten. »Die Witwe Bode ist ziemlich verärgert wegen unserer Nachforschungen und weigert sich, noch einmal mit uns zu sprechen. Sie will nur noch mit dem Stadtrat oder dem Herrn Bürgermeister selbst reden. Ohne Eure Unterstützung wird es für uns schwierig werden.«
    »Nun gut.« Albert von Leteln meldete sich zu Wort. »Diese Frau war schon immer … äh … eigenartig. Ich komme mit. Wenn ihr meine Anwesenheit nicht passt, darf sie sich auf eine Nacht in Ketten freuen. Vorsichtshalber nehmen wir dann noch zwei Wachen mit. Man … äh … weiß ja nie. Nicht wahr?«
    Und schon eilte er raschen Schrittes los, sodass sich Agnes und Ludolf sputen mussten, ihm zu folgen.

Eine angemessene Mitgift
    Ihr bleibt hier vor der Tür, bis ich Euch … äh …

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