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Ehre sei dem Vater (German Edition)

Ehre sei dem Vater (German Edition)

Titel: Ehre sei dem Vater (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa May
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gut
genährte Tigerkatze mit zufriedenem Brummen auf ihren Schoß, schmiegte ihr
weiches Fell an den Oberkörper ihres Frauerls und
ließ sich schließlich schwer auf ihren Oberschenkeln nieder. Wie schon so oft verspürte
Verena in diesem Moment Erleichterung. Das gleichmäßige Schnurren und die
bedingungslose Hingabe des Tieres beruhigten sie ungemein. Ihr Pulsschlag
verlangsamte sich wieder stetig und auch die Hitzewallungen, die ihren Körper
eben noch überwältigt hatten, gingen gemächlich wieder auf Normalbetrieb.
Genussvoll rollte sich Kiddy auf den Rücken, um ihr auch die Bauchseite zum
Streicheln anzubieten und Verena kraulte liebevoll über den fülligen,
flauschigen Katzenkörper. „Warum können Menschen nicht so unkompliziert sein?“,
flüsterte sie.
    Noch einmal raste der ereignisreiche heutige
Tag an ihr vorüber. In Anbetracht ihrer Probleme mit Marie erschien ihr nun der
Streit mit Alexander als Lappalie. „So kann’s gehen“, dachte sie in einem
Anflug von Galgenhumor, „man braucht nur ein weiteres, größeres Loch aufzutun
und schon erscheinen die jeweils vorangegangenen Sorgen nur mehr halb so
schlimm! Fragt sich nur, wo ich nun ein neues noch größeres Problem auftreiben
kann? Aber bei meinem Glück findet sich bestimmt in Kürze etwas Brauchbares!“

Julian Seidl wurde für gewöhnlich vom
durchdringenden Klingeln seines Weckers wach. Er zog das alte blecherne Ding
aus reiner Nostalgie immer noch allabendlich gewissenhaft auf. Ein Verflossener
hatte ihm vor mehr als einem Jahr einen modernen Radiowecker geschenkt, doch
das neue Gerät lag noch immer originalverpackt im Wohnzimmerschrank.
    Den alten Wecker hatte ihm sein Vater
geschenkt, als Julian ungefähr zehn Jahre alt war. Er stammte von Julians
Großvater Egon. Julian hatte sich gewundert, warum sein Vater den Wecker so
leichtfertig an ihn weiterschenkte, vor allem deshalb, weil es das einzige
Erinnerungsstück an seinen Großvater war, das er je gesehen hatte. Es gab weder
Fotos, noch Wertgegenstände oder auch nur wertlosen Kram von Egon Seidl. Dieser
Umstand gab ihm das Gefühl, einen besonderen Stellenwert in der Gunst seines
Vaters zu genießen oder wenigstens bis zu ihrem Krach genossen zu haben.
    Julian hing in sentimentaler Liebe an dem
alten Stück. Es brachte einen Hauch von heimatlicher Geborgenheit in seine vier
Wände. Der schrille Klingelton war eines der wenigen beständigen Dinge in
seinem Leben. Er holte ihn nun schon seit mehr als zwanzig Jahren aus seinen
Träumen, ohne auch nur ein einziges Mal seinen Dienst versagt zu haben. Der
Wecker gab trotz seiner undankbaren Aufgabe jedem Erwachen einen positiven
Beigeschmack.
    Doch an diesem Morgen weckte ihn das Telefon.
    Julian versuchte das unangenehme Bimmeln mit ungeschickten
Schlägen auf den Wecker zum Verstummen zu bringen. Als das nichts half, hob er
schließlich den Kopf und blickte verschlafen in die Runde. Durch die
verschlossenen rosa-violetten Vorhänge fiel das matte Licht der aufgehenden
Sonne. Im ersten Moment ging ihm durch den Kopf, dass er womöglich verschlafen
hätte, um gleich darauf zu realisieren, dass er heute seinen freien Tag hatte.
„Das gibt’s doch nicht“, murmelte er, als ihm langsam klar wurde, woher das
Klingeln kam. Wer raubt mir denn am frühen Sonntagmorgen den Schlaf?“ Seine
kurzen Haare standen in alle Richtungen, als er sich mühsam auf den Weg in die
Küche machte, um die Lärmquelle zu suchen. „Julian Seidl hier“, krächzte er in
den Hörer, als er ihn endlich gefunden hatte.
    „Entschuldige, wenn ich dich geweckt haben
sollte!“, schallte die aufgeregte Stimme seiner Schwester vom anderen Ende der
Leitung.
    Julian wusste, dass Barbara nicht wirklich
Skrupel hatte, ihn frühzeitig aufzuwecken. Ihre erregte Stimme holte ihn jedoch
augenblicklich aus seiner Verschlafenheit. Barbara fuhr in ihrer Ansprache
fort, ohne eine Reaktion ihres Bruders abzuwarten: „Ich glaub, ich bin an allem
schuld! Wir beide hatten ja schon seit Tagen kein Wort mehr miteinander
gewechselt. Ich wollte mich nicht schon wieder bei ihm entschuldigen, wenn ich
mir keiner Schuld bewusst bin. Mama hat so auf mich eingeredet, dass ich
nachgeben soll. Hätte ich das bloß gemacht, dann wär’s sicher nicht soweit gekommen! Wenn ihm etwas zugestoßen sein sollte, das
könnte ich mir niemals mehr verzeihen!“
    „Ist ja gut, Barbara“, versuchte Julian seine
Schwester ein wenig zu beruhigen. „Komm erst ein bisschen herunter und sag mir
dann,

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