Ehrensache
Jedenfalls kein Theologiestudent. Nein, Inspector, Sie
stören mich nicht.«
»Sie haben Ihre Bücher also wohlbehalten zurückbekommen, Sir?«
Costello zeigte auf seinen Bücherschrank mit den Glastüren. »Völlig unversehrt. Der Beamte, der
sie vorbeigebracht hat, hat gesagt, jemand hätte sie gefunden, sie hätten irgendwo
herumgelegen...?«
»So ähnlich, Sir.« Rebus drehte sich zur Zimmertür um.
»Sie haben ja immer noch kein ordentliches Schloss anbringen lassen.«
» Mea culpa, Inspector. Aber keine Sorge, es ist bestellt.«
»Ich möchte nämlich nicht, dass Ihnen Ihre Bücher noch einmal abhanden kommen.«
»Schon verstanden, Inspector. Setzen Sie sich doch bitte. Kaffee?« Diesmal zeigte die Hand auf
eine gemeingefährlich aussehende Kaffeekanne, die dampfend auf einer Kochplatte in einer Ecke des
Raumes stand.
»Nein, danke, Sir. Ist noch ein bisschen früh für mich.«
Costello neigte leicht den Kopf. Dann nahm er auf dem bequemen Ledersessel hinter seinem soliden
Eichenholzschreibtisch Platz. Rebus setzte sich auf einen der modernen Stühle mit spindeldürren
Metallrahmen auf der anderen Seite des Schreibtischs. »Also, Inspector, nachdem wir die sozialen
Artigkeiten hinter uns gebracht haben... was kann ich für Sie tun?«
»Sie haben Chief Superintendent Watson eine gewisse Information gegeben, Sir.«
Costello kräuselte die Lippen. »Eine vertrauliche Information, Inspector.«
»Damals vielleicht, aber jetzt könnte sie uns bei den Ermittlungen in einem Mordfall
weiterhelfen.«
»Ganz bestimmt nicht!«
Rebus nickte. »Also werden Sie verstehen, Sir, dass das die Situation ein wenig verändert. Wir
müssen wissen, wer dieser Freund von Ihnen war, der Ihnen von dem... äh ...«
»Ich glaube, der Ausdruck dafür ist Hurenhaus . Fast schon poetisch, auf jeden Fall viel
netter als Bordell .«
Costello wand sich beinah auf seinem Sessel. »Mein Freund, Inspector, ich hab ihm
versprochen...«
»Es geht um Mord, Sir. Ich würde Ihnen davon abraten, irgendwelche Informationen
zurückzuhalten.«
»Da haben Sie Recht, aber das Gewissen...«
»War es Ronald Steele?«
Costello bekam große Augen. »Dann wissen Sie es ja schon.«
»Nur wild geraten, Sir. Sie sind ein häufiger Kunde in seinem Laden, nicht wahr?«
»Nun ja, ich schmökere gerne herum...«
»Und Sie waren in seinem Laden, als er es Ihnen erzählte.«
»Das stimmt. Es war um die Mittagszeit. Vanessa, seine Mitarbeiterin, hatte gerade Pause. Sie ist
übrigens eine unserer Studentinnen. Nettes Mädchen...«
Wenn du wüsstest, dachte Rebus.
»Jedenfalls hat Ronald mir sein kleines schmutziges Geheimnis erzählt. Irgendwelche Freunde
hatten ihn eines Nachts mit in dieses Hurenhaus genommen. Und er schämte sich entsetzlich deswegen.«
»Tatsächlich?«
»O ja, ganz furchtbar. Er wusste, dass ich Superintendent Watson kenne, und fragte, ob ich ihm
einen Hinweis auf dieses Etablissement geben könnte.«
»Damit wir es schließen lassen?«
»Ja.«
»Aber er wollte wissen, in welcher Nacht das passieren würde?«
»Das wollte er unbedingt wissen. Seine Freunde, verstehen Sie, die ihn mit dorthin
genommen hatten. Er wollte sie warnen.«
»Wissen Sie, dass Mr. Steele mit Gregor Jack befreundet ist?«
»Mit wem?«
»Dem Abgeordneten.«
»Tut mir Leid, der Name sagt mir gar nichts... Gregor Jack?« Costello runzelte die Stirn und
schüttelte den Kopf.
»Nein.«
»Es stand in allen Zeitungen.«
»Tatsächlich?«
Rebus seufzte. Die wirkliche Welt hörte anscheinend vor der Tür zu Costellos Büro auf. Er bewegte
sich eben in höheren Sphären. Rebus wäre beinah zusammengezuckt, als plötzlich das elektronische
Gezwitscher eines Hightech- Telefons losging. Costello entschuldigte sich und nahm den Hörer
ab.
»Ja? Am Apparat. Ja, ist er. Einen Augenblick, bitte.« Er hielt Rebus den Hörer hin. »Es ist für
Sie, Inspector.«
Irgendwie war Rebus nicht überrascht...
»Hallo?«
»Der Chief Superintendent hat mir gesagt, dass ich Sie dort finden würde.« Es war
Lauderdale.
»Ihnen auch einen wunderschönen guten Morgen, Sir.«
»Hören Sie mit dem Scheiß auf, John. Ich bin gerade erst gekommen, und schon ist ein Stück von
der Decke runtergefallen und hätte mich fast am Kopf erwischt. Ich bin nicht in der Stimmung für
so was, okay?«
»Verstanden, Sir.«
»Ich rufe an, weil ich dachte, das würde Sie interessieren.«
»Ja, Sir?«
»Das Labor hat nicht lange für diese beiden Gläser gebraucht, die Sie bei Mr. Pond im Badezimmer
Weitere Kostenlose Bücher