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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Sicht, entweder der cleverste oder der zufälligste. Steele
musste die Leiche loswerden. Zuallererst musste er sie aus den Highlands fortschaffen; dort gab
es nämlich zu viele Hinweise darauf, dass sie zusammen gewesen waren. Also fuhr er mit ihr im
Kofferraum zurück Richtung Edinburgh. Aber was sollte er mit ihr machen? Moment mal, da hatte es
doch einen Mord gegeben, nicht wahr? Eine Leiche, die in einen Fluss geworfen worden war. Er
könnte es genauso aussehen lassen. Oder noch besser, er könnte ihre Leiche ins Meer treiben
lassen. Also fuhr er an einen Ort, den er kannte; auf den Hügel oberhalb vom Haus der Kinnouls.
Dort war er so oft mit Cathy spazieren gegangen. Er kannte die kleine Straße, eine Straße, die
nie benutzt wurde. Und er wusste, selbst wenn die Leiche gefunden würde, würde man als
Erstes den Mörder von der Dean Bridge verdächtigen. Also versetzte er ihr irgendwann den Schlag
auf den Kopf, so wie es auch der Dean-Bridge-Mörder mit seinem Opfer getan hatte.
Und das wunderbar Ironische dabei war: Das Alibi für den Nachmittag bekam er von Gregor Jack
persönlich.
»Und so sehen Sie die Sache also?«
Die Besprechung fand in Watsons Büro statt: Watson, Lauderdale und Rebus. Auf dem Weg dorthin war
Rebus Brian Holmes begegnet.
»Ich hab gehört, es gibt eine Besprechung beim Farmer.«
»Sie haben ein gutes Gehör.«
»Worum geht's?«
»Soll das heißen, Sie stehen nicht auf der Gästeliste, Brian?« Rebus zwinkerte. »Wie schade. Ich
versuche, Ihnen ein Doggie-Bag mitzubringen.«
»Wie großmütig von Ihnen.«
Rebus drehte sich um. »Hören Sie, Brian, die Tinte auf Ihrer Beförderungsurkunde ist gerade erst
getrocknet. Gehen Sie es gelassen an. Wenn Sie's ganz schnell zum Detective Inspector bringen
wollen, dann stöbern Sie Lord Lucan auf. Und im Übrigen werde ich erwartet, okay?«
»Okay.«
Ganz schön keck, dachte Rebus. Aber apropos keck, er selbst verhielt sich ein wenig wie ein
aufgeplusterter Gockel, wie er da in Watsons Büro saß und herumpalaverte, während Lauderdale
besorgt seinen plötzlich koffeinfreien Vorgesetzten betrachtete.
»Und so sehen Sie die Sache also?« Die Frage kam von Watson. Rebus zuckte die Schultern.
»Es hört sich plausibel an«, sagte Lauderdale. Rebus zog eine Augenbraue leicht hoch:
Unterstützung von Lauderdale zu bekommen, das war ein bisschen so, als würde man sich selbst mit
einem ausgehungerten Schäferhund einsperren...
»Was ist mit Mr. Glass?«, fragte Watson.
»Nun ja, Sir«, sagte Lauderdale und rutschte ein wenig auf seinem Stuhl hin und her, »die
psychiatrischen Gutachten zeigen, dass er nicht gerade das stabilste Individuum ist. Er lebt in
einer Art Fantasiewelt, könnte man sagen.«
»Er hat die Geschichte also erfunden?«
»Höchstwahrscheinlich.«
»Was uns zu Mr. Steele zurückführt. Ich glaube, wir sollten ihn auf ein kurzes Gespräch hierher
holen. Sagten Sie nicht, Sie hätten ihn gestern hergebracht, John?«
»Das ist richtig, Sir. Ich dachte, wir könnten uns den Kofferraum von seinem Wagen mal etwas
genauer ansehen. Doch Mr. Lauderdale schien von Steeles Geschichte überzeugt und hat ihn gehen
lassen.«
Den Ausdruck auf Lauderdales Gesicht würde Rebus so schnell nicht vergessen: Mann beißt
Schäferhund.
»Stimmt das?«, fragte Watson, der Lauderdales Unbehagen ebenfalls zu genießen schien.
»Wir hatten da noch keinen Grund, ihn festzuhalten, Sir. Erst aufgrund von Informationen, die wir
heute Morgen erhalten haben, ist es uns möglich geworden...«
»Okay, okay. Also haben wir ihn wieder abgeholt?«
»Er ist nicht zu Hause«, sagte Rebus. »Ich hab gestern Abend nachgesehen und heute Morgen
wieder.«
Beide Männer sahen ihn an. Watsons Blick sagte: sehr tüchtig. Lauderdales Blick sagte: du
Schweinehund.
»Nun ja«, sagte Watson, »dann sollten wir wohl besser einen Haftbefehl ausstellen. Ich denke, Mr.
Steele wird uns eine ganze Menge zu erklären haben.«
»Sein Auto steht noch in der Garage, Sir. Wir könnten die Spurensicherung bitten, einen Blick
darauf zu werfen. Höchstwahrscheinlich hat er es zwar sauber gemacht, aber man kann nie
wissen...«
Die Spurensicherung? Die liebten Rebus. Er war ihr Schutzpatron.
»Da haben Sie Recht, John«, sagte Watson. »Kümmern Sie sich darum?« Dann wandte er sich an
Lauderdale.
»Noch eine Tasse Kaffee? Ist noch reichlich da, und Sie sind anscheinend der Einzige, der ihn
trinkt...«
Pluster, pluster, pluster. Er war der Little Red Rooster. Er war der

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