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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Hahn des Nordens.
Natürlich hatte er es die ganze Zeit im Gefühl gehabt: Ronald Steele. Suey, der einst versucht
hatte, sich umzubringen, als ihn ein Mädchen beim Masturbieren in seinem Hotelzimmer
erwischte.
»Der muss ja ein bisschen meschugge sein.« Um das zu sehen, brauchte man kein Diplom in
Psychologie. Was Rebus jetzt brauchte, war eine Mischung aus Einfühlungsvermögen und altmodischer
Verbrecherjagd.
Sein Instinkt sagte ihm, dass Steele sich Richtung Süden begeben und das Auto dagelassen hatte.
(Was würde es ihm schon nützen? Die Polizei hatte längst eine Beschreibung davon und kannte das
Kennzeichen, und er wusste, dass die ihm auf den Leib rückten. Oder vielmehr, dass Rebus ihm auf den Leib rückte.)
»Ain't nothing but a bloodhound«, sang er vor sich hin.
Er hatte gerade in dem Krankenhaus angerufen, in dem Cathy Kinnoul sich jetzt befand. Es wäre
noch zu früh, Genaueres zu sagen, hatte man ihm erklärt, aber sie hätte eine friedliche Nacht
verbracht. Rab Kinnoul war jedoch bisher nicht bei ihr gewesen. War vielleicht
verständlich.
Könnte ja sein, dass sie mit einem zerbrochenen Wasserkrug auf ihn losgehen oder versuchen würde,
ihn mit dem Gürtel ihres Schlafanzugs zu erdrosseln.
Trotzdem. Rab Kinnoul war genauso ein Scheißkerl wie alle anderen. Genau wie Gregor Jack, der
alles für seine politische Karriere aufs Spiel setzte, eine Karriere, die er anscheinend von
Geburt an geplant hatte. Er hatte Liz Ferrie nicht wegen ihrer selbst, sondern wegen ihres Vaters
geheiratet. Als sich dann herausstellte, dass er absolut nicht mit ihr fertig wurde, ließ er sie
einfach in der Versenkung verschwinden und zauberte sie für Fototermine und gelegentliche
öffentliche Auftritte wieder hervor. Ja, alles Scheißkerle. Nur eine Person ging für Rebus
halbwegs würdevoll aus dieser ganzen Geschichte hervor, und derjenige war ein Einbrecher.
Das Labor hatte die Fingerabdrücke auf der Mikrowelle identifizieren können: Julian Kaymer. Er
hatte Jamie Kilpatrick den Autoschlüssel geklaut, war mitten in der Nacht zur Deer Lodge gefahren
und hatte das Fenster eingeschlagen, um hineinzukommen.
Warum? Um alle Spuren zu beseitigen, die zu skandalös waren. Nämlich den Handspiegel mit den
Kokainrückständen und die beiden Strumpfhosen, die an das Himmelbett geknotet waren. Warum? Ganz
einfach: um den Ruf einer Freundin so weit wie möglich zu schützen... den Ruf einer toten
Freundin. Pathetisch, aber in gewisser Weise auch nobel. Dass er die Mikrowelle stahl, war
wirklich haarsträubend. Der Dorfpolizist sollte wohl glauben, dass das Jugendliche waren, die auf
gut Glück in ein leeres Haus eingedrungen waren... und dann nicht die Stereoanlage (immer sehr
beliebt) mitgehen ließen, sondern den Mikrowellenherd. Er war damit weggefahren und hatte das
Gerät irgendwo unterwegs weggeworfen, wo es dann von der diebischen Elster persönlich, von Alec
Corbie, aufgelesen wurde.
Ja, Steele würde mittlerweile in London sein. In seinem Gewerbe arbeitete man mit Bargeld.
Bestimmt hatte er irgendwo welches versteckt, vielleicht sogar eine ganze Menge. Er könnte jetzt
in Heathrow oder Gatwick in einem Flugzeug sitzen oder in einem Zug, der zur Küste fuhr, oder auf
einer Fähre nach Frankreich.
»Trains and boats and planes...«
»Da klingt aber einer sehr gut gelaunt.« Brian Holmes stand in der Tür von Rebus' Büro. Rebus saß
an seinem Schreibtisch, die Füße auf dem Tisch, die Hände hinterm Kopf verschränkt. »Was dagegen,
wenn ich reinkomme, oder muss man sich erst einen Platz reservieren lassen, um Ihren Rocksaum zu
küssen?«
»Lassen Sie meinen Rocksaum aus dem Spiel. Setzen Sie sich.« Holmes hatte den Stuhl fast
erreicht, da stolperte er über einen breiten Riss im Linoleum. Er streckte die Hände aus, um
nicht hinzufallen, und landete auf Rebus' Schreibtisch, mit dem Kopf nur wenige Zentimeter von
einem der Schuhe entfernt.
»Ja«, sagte Rebus, »die dürfen Sie küssen.«
Holmes rang sich ein Mittelding zwischen Lächeln und Grimasse ab. »Dieses Gebäude sollte man
wirklich zum Mond schießen.« Er ließ sich auf den Stuhl sinken.
»Vorsicht, das Stuhlbein wackelt«, warnte Rebus.
»Irgendwas Neues über Steele?«
»Nicht viel.« Holmes hielt inne. »Eigentlich gar nichts. Warum ist er nicht mit dem Auto
gefahren?«
»Das kennen wir zu gut, erinnern Sie sich nicht? Ich dachte, Sie wären derjenige, der diese Liste
zusammengestellt hat. Marke, Farbe und Kennzeichen

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