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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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seine Geschichte, die Geschichte von einer zufälligen Begegnung in einem
Zimmer mit roter Beleuchtung. Und von drei Männern. »Da hab ich mich Folgendes gefragt... ich
weiß, dass Sie gesagt haben, Sie könnten Ihre Quelle nicht preisgeben... aber war es einer von
denen?«
Watson schüttelte den Kopf. »Weit gefehlt, fürchte ich, John. Hm, riechen Sie das?« Der Raum
füllte sich mit dem Kaffeearoma. Wie sollte Rebus das nicht riechen?
»Ja, Sir, sehr angenehm. Es war also nicht...?«
»Es war niemand, der Gregor Jack kennt. Wenn Pro...«
Er verstummte stotternd. »Ich kann kaum erwarten, dass dieser Kaffee fertig ist«, sagte er ein
wenig zu enthusiastisch.
»Sie sagten gerade... Sir?« Aber was? Was? Provision?
Prorektor? Prozentual? Problem?
Prorektor? Nein, nein. Nicht Prorektor. Protestant?
Produzent? Ein Name oder Titel.
»Nichts, John, gar nichts. Ich frag mich, ob ich überhaupt saubere Tassen habe...?«
Ein Name oder ein Titel. Professor. Professor? »Sie wollten nicht zufällig gerade einen
Professor erwähnen?«
Watsons Lippen waren versiegelt. Doch Rebus' Gedanken rasten jetzt.
»Zum Beispiel, Professor Costello. Er ist doch ein Freund von Ihnen, Sir? Er kennt also Mr. Jack
nicht?«
Watson bekam rote Ohren. Jetzt hab ich dich, dachte Rebus. Erwischt, eiskalt erwischt. Dieser
Kaffee war jeden Penny wert, den er gekostet hatte.
»Allerdings interessant«, sinnierte Rebus, »dass der Professor über ein Bordell Bescheid wissen
sollte.«
Watson schlug auf den Schreibtisch. »Jetzt reicht's.«
Seine lockere Morgenstimmung war verflogen. Jetzt war sein ganzes Gesicht rot bis auf einen
kleinen weißen Fleck auf jeder Wange. »Na schön«, sagte er. »Dann sollen Sie es von mir aus
wissen. Professor Costello war derjenige, der mir davon erzählt hat.«
»Und woher wusste der Professor das?«
»Er hat gesagt... er hat gesagt, er hätte einen Freund, der dieses Etablissement
eines Nachts aufgesucht hätte und dem das nun peinlich wäre. Natürlich« - Watson senkte die
Stimme zu einem Zischeln - »gibt es keinen Freund. Der alte Knabe war selbst dort. Er
bringt es nur nicht über sich, es zuzugeben. Wie dem auch sei« - seine Stimme wurde wieder lauter
- »wir alle geraten irgendwann mal in Versuchung, nicht wahr?« Rebus dachte an die gestrige
Begegnung mit Gill Templer. Versuchung, in der Tat.
»Also hab ich dem Professor versprochen, ich würde dafür sorgen, dass das Etablissement
geschlossen wird.«
Rebus war nachdenklich geworden. »Und haben Sie ihm auch gesagt, wann Operation Hush
Puppies stattfinden sollte?«
Nun wurde Watson nachdenklich. Schließlich nickte er.
»Aber er ist doch... er ist Professor... für Theologie. Er hätte doch niemals den
Zeitungen den Tipp gegeben. Und er kennt diesen verdammten Gregor Jack überhaupt
nicht.«
»Aber Sie haben es ihm gesagt? Datum und Uhrzeit?«
»Mehr oder weniger.«
»Warum? Warum wollte er das wissen?«
»Sein Freund ... Der Freund wollte das wissen, damit er alle, die er kannte, davor
warnen konnte, an dem Abend dorthin zu gehen.«
Rebus sprang auf. »Verdammt noch mal, Sir!« Er hielt inne. »Bei allem Respekt. Aber begreifen Sie
das denn nicht? Es gab einen Freund. Es gab jemanden, der gewarnt werden musste.
Aber nicht, damit er verhindern konnte, dass seine Freunde erwischt werden... sondern damit er
dafür sorgen konnte, dass Gregor Jack geradewegs in die Falle tappte. Sobald er wusste, wann wir
zuschlagen würden, brauchte er nichts weiter zu tun, als Jack anzurufen und ihm zu sagen, dass
seine Schwester zu diesem Zeitpunkt dort wäre. Derjenige wusste, dass Jack es nicht über sich
bringen würde, nicht hinzugehen und nachzusehen.« Er riss die Zimmertür auf.
»Wo gehen Sie hin?«
»Professor Costello einen Besuch abstatten. Nicht dass das unbedingt notwendig wäre, aber ich
möchte den Namen aus seinem Mund hören, und ich möchte es gerne selber hören. Lassen Sie sich
Ihren Kaffee gut schmecken, Sir.«
Doch das tat Watson nicht. Der Kaffee schmeckte wie verbranntes Holz. Zu bitter, zu stark. Er
hatte schon seit einiger Zeit mit sich gerungen, nun traf er eine Entscheidung. Er würde ganz
aufhören, Kaffee zu trinken.
Das würde seine Buße sein. So wie Inspector John Rebus sein Tröster war...
»Guten Morgen, Inspector.«
»Morgen, Sir. Ich störe Sie doch hoffentlich nicht?«
Professor Costello wies mit einem Arm auf den leeren Raum. »In Edinburgh steht kein Student um
diese - für sie - gottlose Uhrzeit auf.

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