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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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im Bett lag, die Haare wild auf ihrem
Kissen ausgebreitet. Er ließ Lucky herein und gab ihm mehr als seine übliche Portion zu fressen,
dann machte er Tee und Toast für sich und Patience.
»Zwick mich, ich muss wohl träumen«, sagte sie, als er sie weckte. Sie trank gierig den Tee, dann
nahm sie einen kleinen Bissen von einem gebutterten Toastdreieck. Rebus schenkte sich noch eine
halbe Tasse nach, trank sie in einem Zug aus und stand vom Bett auf.
»Okay«, sagte er. »Ich bin weg.«
»Was?« Sie sah auf ihre Uhr. »Hast du diese Woche Nachtschicht?«
»Es ist Morgen, Patience. Und ich hab heute eine Menge zu tun.« Er beugte sich zu ihr, um sie auf
die Stirn zu küssen, doch sie zog ihn an der Krawatte so weit nach unten, dass sie ihm einen
salzigen, krümeligen Kuss auf den Mund geben konnte.
»Sehen wir uns später?«, fragte sie.
»Verlass dich drauf.«
»Wäre schön, wenn ich das könnte.« Doch er war bereits fort. Lucky kam ins Zimmer, sprang aufs
Bett und leckte sich die Lippen.
»Ich auch, Lucky«, sagte Patience. »Ich auch.«
Er fuhr direkt zu Ronald Steeles Bungalow. Es herrschte starker Verkehr Richtung Innenstadt, doch
Rebus fuhr aus der Stadt heraus. Es war noch nicht ganz acht Uhr. Er hielt Steele nicht gerade
für einen Frühaufsteher. Heute war ein trauriges Jubiläum - es war auf den Tag zwei Wochen her,
dass Liz Jack ermordet worden war. Zeit, die ganze Angelegenheit endlich zu klären.
Steeles Wagen stand immer noch in der Garage. Rebus ging zur Haustür und versuchte, die Klingel
in einem munteren Rhythmus zu drücken - ein Freund oder der Briefträger... auf jeden Fall jemand,
dem man gern die Tür aufmacht.
»Komm schon, Suey, hopp, hopp.«
Doch niemand öffnete. Er linste durch den Briefschlitz.
Nichts. Er blickte durch das Wohnzimmerfenster. Alles sah genauso aus wie gestern. Noch nicht mal
die Gardinen waren zugezogen worden. Kein Lebenszeichen.
»Ich hoffe, du hast nicht die Mücke gemacht«, murmelte Rebus, obwohl es vielleicht sogar besser
wäre, wenn er das getan hätte. Es wäre zumindest irgendetwas, ein Zeichen von Angst oder
ein Hinweis darauf, dass er etwas zu verbergen hatte. Er könnte die Nachbarn fragen, ob sie
irgendwas gesehen hatten, doch zwischen Steeles und ihrem Bungalow war eine Mauer. Er entschied
sich dagegen. Es könnte Steele darauf aufmerksam machen, dass sich Rebus so sehr für ihn
interessierte, dass er schon zur Frühstückszeit bei ihm aufkreuzte. Stattdessen stieg er wieder
ins Auto und fuhr zu Suey Books. Es war eine Chance von eins zu hundert. Wie er befürchtet hatte,
war der Laden verrammelt, der Eingang mit Drahtgittern und einem Vorhängeschloss gesichert.
Rasputin lag schlafend im Fenster. Rebus ballte eine Hand zur Faust und hämmerte gegen die
Scheibe. Der Kopf der Katze schoss hoch und sie stieß ein lautes, erschrockenes Miauen aus.
»Erinnerst du dich an mich?«, fragte Rebus grinsend.
Der Verkehr war dichter geworden und bewegte sich zäh wie Sirup durch die Straßen. Er bog auf die
Cowgate ab, um die schlimmsten Staus zu vermeiden. Wenn Steele nicht zu finden war, gab es nur
noch eine Möglichkeit. Er musste Farmer Watson umstimmen. Und er musste es noch an diesem Morgen
tun, solange der alte Knabe bis an die Kiemen voll Koffein war. Das war die Idee... wann machte
dieser Delikatessenladen am Leith Walk auf...?

»Oh, vielen Dank, John.«
Rebus zuckte die Schultern. »Wir trinken so viel von Ihrem Kaffee, Sir. Da dachte ich, es wird
Zeit, dass mal jemand anders welchen kauft.«
Watson öffnete die Tüte und schnupperte. »Hm, frisch gemahlen.« Er fing an, das dunkle Pulver in
seinen Filter zu kippen. Die Maschine war bereits mit Wasser gefüllt. »Was sagten Sie doch
gleich, wie heißt diese Sorte?«
»Frühstücksmischung, glaub ich, Sir. Robustica und Arabica... irgend so was. Ich bin nicht gerade
ein Experte ...«
Doch Watson tat die Entschuldigung mit einer Handbewegung ab. Er stellte die Kanne in die
Maschine und legte den Schalter um. »Also, John.« Er verschränkte die Hände vorm Bauch. »Was kann
ich für Sie tun?«
»Nun ja, Sir, es geht um Gregor Jack.«
»Ja?«
»Sie haben mir doch gesagt, dass wir Mr. Jack so weit wie möglich helfen sollten? Dass Sie das
Gefühl hätten, man hätte ihm vielleicht eine Falle gestellt?« Watson nickte nur.
»Nun ja, Sir, ich bin nah dran, nicht nur zu beweisen, dass es so war, sondern auch, wer es getan
hat.«
»Ach? Reden Sie weiter.«
Also erzählte Rebus ihm

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