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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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richtigen Eindruck, dachte Rebus. Er nahm das Päckchen mit den Fotos, das zufällig in
dem Moment aufging. »Tut mir Leid«, sagte er und sammelte die Bilder umständlich wieder ein. Es
waren Polaroidaufnahmen, die in der Tat bei einer Party aufgenommen worden waren.
Offenbar eine ziemlich wüste Party. Und wer war denn das?
Rebus hielt das Foto hoch, sodass Jack es sehen konnte.
Es zeigte Gregor Jack, dem zwei Frauen gerade das Hemd auszogen. Alle hatten rote Augen.
»Die erste und letzte Party dieser Art, zu der ich gegangen bin«, behauptete Jack.
»Ja, Sir«, sagte Rebus.
»Hören Sie, Inspector, meine Frau lebt ihr eigenes Leben. Was sie so treibt... darauf habe
ich keinen Einfluss.« Zorn trat an die Stelle der Verlegenheit. »Das mag mir nicht gefallen, und vielleicht passen mir auch ihre Freunde nicht, aber es ist ihre Sache.«
»Selbstverständlich, Sir.« Rebus warf die Fotos zurück in die Tonne. »Tja, vielleicht wissen
die... Freunde Ihrer Frau ja, wo sie ist. Und im Übrigen würde ich dieses Zeug nicht hier lassen,
es sei denn, Sie wollen sich wieder auf den Titelseiten sehen. Mülltonnen sind der erste Ort, an
dem manche Journalisten suchen. Der Ausdruck im Dreck wühlen kommt ja nicht von ungefähr.
Und wie ich bereits sagte, Mr. Jack, uns geht das hier nichts an... noch nicht.«
Aber das würde sich bald ändern. Rebus spürte, wie es bei diesem Gedanken in seinem Magen zu
rumoren anfing.
Schon sehr bald würde es sie etwas angehen.
Als sie wieder im Haus waren, versuchte Rebus, sich immer nur auf eine Sache zu konzentrieren.
Das war nicht einfach, überhaupt nicht einfach. Jack schrieb die Namen und Adressen einiger
Freunde von seiner Frau auf. Wenn sie auch nicht so richtig zur High Society gehörten, so standen
sie doch mehr als nur ein paar Sprossen auf der Gesellschaftsleiter über der Klientel des Horsehair-Pub. Dann fragte Rebus, was Liz Jack für ein Auto führe.
»Einen schwarzen BMW«, sagte Jack. »Aus der Dreier- Serie. Habe ich ihr letztes Jahr zum
Geburtstag geschenkt.«
Rebus musste an sein eigenes Auto denken. »Feines Auto, Sir. Und das Kennzeichen?« Jack rasselte
es herunter. Als Rebus ihn ein wenig erstaunt ansah, lächelte Jack schwach.
»Ich bin ausgebildeter Buchhalter«, erklärte er. »Zahlen kann ich mir gut merken.«
»Natürlich, Sir. Ich glaube, wir sollten jetzt besser...«
In dem Moment war ein Geräusch zu hören. Es kam von der Haustür, die geöffnet und wieder
geschlossen wurde.
Stimmen im Flur. War die verlorene Ehefrau zurückgekehrt? Die drei Männer drehten sich zur
Wohnzimmertür, die nun schwungvoll geöffnet wurde.
»Gregor? Schau mal, wen ich in der Einfahrt getroffen ...«
Ian Urquhart sah, dass Gregor Jack Besuch hatte, und hielt erschrocken inne. Hinter ihm kam ein
müde aussehender Mann mit schlurfenden Schritten ins Zimmer.
Er war groß und dürr, hatte schwarze, strähnige Haare und trug eine runde Brille mit
Krankenkassengestell.
»Gregor«, sagte der Mann und ging auf Gregor Jack zu.
Sie schüttelten einander die Hand. Dann legte Jack dem Mann eine Hand auf die Schulter.
»Ich wollte eigentlich schon früher vorbeikommen«, sagte der Mann, »aber du weißt ja, wie das
ist.« Mit den dunklen Ringen unter den Augen und seiner leicht gebeugten Haltung sah er wirklich
erschöpft aus. Er sprach und bewegte sich sehr langsam. »Ich glaube, ich hab ein paar hübsche
Bände über italienische Kunst ergattert...«
Erst jetzt schien er bereit, die anwesenden Besucher zu registrieren. Rebus schüttelte gerade
Urquhart die Hand, die dieser ihm entgegengestreckt hatte. Der Besucher deutete mit dem Kopf auf
Rebus' rechte Hand.
»Sie müssen Inspector Rebus sein«, sagte er.
»Das ist richtig.«
»Woher weißt du das?«, fragte Gregor Jack sichtlich erstaunt.
»Wegen der Kratzer an seinem Handgelenk«, erklärte der Besucher. »Vanessa hat mir erzählt, ein
Inspector Rebus wäre da gewesen, und dass Rasputin seine Spuren bei ihm hinterlassen hätte...
ganz schön heftig, wie es aussieht.«
»Sie müssen Mr. Steele sein«, sagte Rebus und schüttelte ihm die Hand.
»Höchstpersönlich«, sagte Steele. »Tut mir Leid, dass ich nicht da war, als Sie kamen. Aber wie
Gregor Ihnen sicher bestätigt, bin ich notorisch schwer...«
»Zu erwischen«, fiel Jack ihm ins Wort. »Ja, Ronnie. Das habe ich dem Inspector bereits
erzählt.«
»Bisher also keine Spur von diesen Büchern, Sir?«, fragte Rebus Steele. Dieser zuckte die
Schultern.
»Zu

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