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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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die Rolling
Stones. Es war das Album, das er am Nachmittag im Auto gehört hatte: Let It Bleed. Jack stand von seinem Ledersofa auf, in einer Hand ein Glas Whisky. »Inspector, das ging aber
schnell. Sie haben mich bei meinem heimlichen Laster erwischt. Aber wir haben doch alle ein
heimliches Laster, oder?«
Rebus musste wieder an die Szene in dem Bordell denken. Und Jack schien seine Gedanken zu lesen,
denn er lächelte verlegen. Rebus schüttelte die angebotene Hand. Er bemerkte, dass auf dem
juckenden Finger der linken Hand ein Pflaster klebte. Ein heimliches Laster und ein kleiner
Schönheitsfehler...
Jack sah, dass er auf das Pflaster blickte. »Ekzem«, erklärte er und schien noch mehr sagen zu
wollen.
»Ja, das sagten Sie bereits.«
»Tatsächlich?«
»Gestern.«
»Sie müssen mir verzeihen, Inspector, normalerweise wiederhole ich mich nicht. Aber nach dem, was
gestern alles passiert ist...«
»Ja, verständlich.« An Jack vorbeiblickend, bemerkte Rebus eine Karte, die auf dem Kaminsims
stand. Sie war gestern noch nicht dort gewesen.
Jack wurde bewusst, dass er ein Glas in der Hand hielt.
»Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
»Das können Sie, Sir, und ich nehm's auch an.«
»Whisky, okay? Ich fürchte, sonst ist nicht viel da...«
»Das Gleiche, was Sie trinken, Mr. Jack.« Und aus irgendeinem Grund fügte er hinzu: »Ich mag die
Rolling Stones auch, ihre frühen Songs.«
»Ganz meine Meinung«, sagte Jack. »Die Musik heutzutage, das ist doch alles Schrott, oder?« Er
war zu der Wand links vom Kamin gegangen, wo auf einem Glasregal eine Reihe Flaschen und Gläser
standen. Während er einschenkte, ging Rebus zu dem Tisch, an dem Urquhart gestern mit einigen
Papieren herumhantiert hatte. Dort lagen Briefe, die unterschrieben werden mussten (alle mit dem
Fallgitter des House of Commons im Briefkopf), und einige Unterlagen zu parlamentarischen
Angelegenheiten.
»Dieser Job«, sagte Jack, als er sich mit Rebus' Drink näherte, »ist im Grunde das, was man
daraus macht. Es gibt einige Abgeordnete, die nur das Allernotwendigste tun, und Sie können mir
glauben, das ist schon nicht wenig. Cheers.«
»Cheers.« Sie tranken beide.
»Und dann gibt es die«, fuhr Jack fort, »die sich alles aufladen. Sie machen ihre
Wahlkreisarbeit, und sie mischen bei jeder Parlamentsdebatte mit, interessieren sich für Gott und
die Welt. Sie debattieren, sie schreiben, sie gehen zu ...«
»Und in welches Lager gehören Sie, Sir?« Er redet zu viel, dachte Rebus, und dabei sagt er so
wenig...
»In das dazwischen«, sagte Jack und unterstrich seine Antwort mit einer Handbewegung. »Setzen Sie
sich doch.«
»Danke, Sir.« Beide setzten sich hin, Rebus auf den Sessel, Jack auf das Sofa. Rebus war sofort
aufgefallen, dass der Whisky verwässert worden war, und er fragte sich, von wem? Und wusste Jack
davon? »Also dann«, sagte Rebus, »Sie sagten am Telefon, dass Sie mir etwas zu...«
Jack stellte die Musik per Fernbedienung aus. Es kam Rebus vor, als würde er mit der
Fernbedienung auf die Wand zielen. Es war nämlich keine Stereoanlage zu sehen.
»Ich möchte etwas klarstellen in Bezug auf meine Frau«, sagte er. »In Bezug auf Liz. Ich mache mir Sorgen um sie, ich gebe es zu. Ich wollte nichts sagen, bevor...«
»Warum nicht, Sir?« Bis hierher klang die Rede genau vorbereitet. Aber schließlich hatte er auch
über eine Stunde Zeit dazu gehabt. Doch irgendwann wäre er damit fertig.
Rebus konnte geduldig sein, wenn er wollte. Er fragte sich, wo Urquhart wohl war...
»Wegen der Publicity, Inspector. Ian hält Liz für eine Belastung für mich. Ich finde, dass er ein
wenig übertreibt, aber Liz ist... nun ja, nicht unbedingt jähzornig...«
»Sie glauben, dass sie die Zeitungen gesehen hat?«
»Mit ziemlicher Sicherheit. Sie kauft immer die Boulevardzeitungen. Wegen des ganzen
Tratschs.«
»Aber sie hat sich nicht gemeldet?«
»Nein, nein, hat sie nicht.«
»Und das ist ein bisschen merkwürdig, finden Sie nicht?«
Jack zog das Gesicht in Falten. »Ja und nein, Inspector. Ich meine, ich weiß nicht, was ich davon
halten soll. Kann sein, dass sie sich über die ganze Sache nur kaputtlacht. Aber
andererseits...«
»Sie glauben, sie könnte sich was antun, Sir?«
»Sich was antun?« Jack begriff nur langsam. »Sie meinen Selbstmord? Nein, das glaube ich nicht,
nein, das nicht. Aber wenn ihr die Sache peinlich ist, dann könnte sie einfach verschwinden.
Andererseits könnte ihr auch etwas zugestoßen

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