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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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übernommen, sondern die Imagemacher.
»Wir haben hier etwa über dreihundert Patienten«, sagte Forster gerade, »und es ist unser Ziel,
dass die Mitarbeiter so viele wie möglich davon kennen. Ich meine nicht bloß die Gesichter, ich
meine die Namen. Das heißt die Vornamen. Das ist hier keine Irrenanstalt, Inspector Rebus. Diese
Zeiten sind, Gott sei Dank, lange vorbei.«
»Aber das Gebäude ist doch gesichert.«
»Ja.«
»Sie haben mit geisteskranken Kriminellen zu tun.«
Forster lächelte wieder. »Da würden Sie bei den meisten unserer Patienten gar nicht drauf kommen.
Wussten Sie, dass die Mehrheit von ihnen - über sechzig Prozent, glaube ich - einen
überdurchschnittlichen IQ hat? Einige von denen sind vermutlich intelligenter als ich.« Diesmal
ließ er sich zu einem Lachen hinreißen, dann kam wieder das ernste Gesicht, das fürsorgliche
Gesicht. »Viele unserer Patienten sind verwirrt, leiden unter Wahnvorstellungen. Sie sind
depressiv oder schizophren. Aber ich kann ihnen versichern, dass sie in keinster Weise so sind
wie die Verrückten, die man in manchen Filmen sieht. Nehmen Sie beispielsweise Andrew Macmillan.«
Die Akte hatte die ganze Zeit auf Forsters Schreibtisch gelegen. Nun schlug er sie auf. »Er ist
seit Eröffnung der Klinik bei uns. Zuvor war er in weniger... angenehmen Einrichtungen. Er machte
überhaupt keine Fortschritte, bevor er hierher kam. Mittlerweile ist er gesprächiger und scheint
allmählich bereit, an einigen der angebotenen Aktivitäten teilzunehmen. Ich glaube, er spielt
sehr gut Schach.«
»Aber er ist immer noch gefährlich?«
Forster zog es vor, nicht zu antworten. »Er leidet gelegentlich unter Panikanfällen... Atemnot,
aber das ist nichts im Vergleich zu den Tobsuchtsanfällen am Anfang.«
Er schloss die Akte. »Ich würde sagen, Inspector, dass Andrew Macmillan sich auf dem Weg zu einer
völligen Genesung befindet. Und warum möchten Sie mit ihm reden?«
Also berichtete Rebus ihm von der »Meute«, von der Freundschaft zwischen »Mack« Macmillan und
Gregor Jack, von dem Mord an Elizabeth Jack und der Tatsache, dass sie sich zuvor keine vierzig
Meilen von Duthil entfernt aufgehalten hatte.
»Ich hab mich gefragt, ob sie ihn vielleicht besucht hat.«
»Das können wir für Sie nachsehen.« Forster blätterte erneut in der Akte herum.
»Interessanterweise steht hier nichts davon, dass Mr. Macmillan Mr. Jack kennt oder dass er
diesen Spitznamen hat. Mack haben Sie gesagt?« Er griff nach einem Bleistift. »Ich mach bloß eine
Notiz...« Das tat er, dann blätterte er weiter in der Akte. »Anscheinend hat Mr. Macmillan im
Laufe der Jahre an mehrere Abgeordnete geschrieben... und an andere Persönlichkeiten des
öffentlichen Lebens. Mr. Jack wird erwähnt...« Er las schweigend noch ein wenig weiter, dann
schloss er die Akte und griff zum Telefon. »Audrey, können Sie mir bitte die aktuellen
Besucherunterlagen bringen... sagen wir, vom letzten Monat? Danke.«
Duthil war nicht gerade eine Touristenattraktion, und nach dem Motto aus den Augen, aus dem
Sinn gab es nur recht wenige Eintragungen in dem Buch. Also war es eine Sache von Minuten,
bis Rebus fand, wonach er suchte. Der Besuch hatte am Samstag stattgefunden, am Tag nach der Operation Hush Puppies, noch bevor die Angelegenheit öffentlich bekannt wurde.
»Eliza Ferrie«, las er. »Besuchter Patient: Andrew Macmillan. Beziehung zum Patienten: Freundin.
Um drei Uhr eingetragen und um halb fünf wieder ausgetragen.«
»Unsere regulären Besuchszeiten«, erklärte Forster. »Die Patienten können ihre Besucher im großen
Freizeitraum empfangen. Wir haben es jedoch so arrangiert, dass Sie Andrew auf seiner Station
sprechen können.«
»Seine Station?«
»Eigentlich nur ein großer Raum. Mit vier Betten. Aber wir nennen diese Räume Station, um zu
betonen... vielleicht wäre fördern ein besseres Wort... um die Krankenhausatmosphäre zu fördern.
Andrew ist auf der Kinnoul-Station.«
Rebus schreckte auf. »Wieso Kinnoul?«
»Wie bitte?«
»Warum heißt die Station Kinnoul?«
Forster lächelte. »Nach dem Schauspieler. Sie müssen doch schon mal von Rab Kinnoul gehört haben?
Er und seine Frau gehören zu den Förderern der Klinik.«
Rebus beschloss, nichts davon zu sagen, dass Cath Kinnoul eine aus der »Meute« war, dass sie mit
Macmillan zur Schule gegangen war... Das ging ihn überhaupt nichts an. Doch die Kinnouls stiegen
in seiner Wertschätzung, zumindest Cath. Anscheinend hatte sie

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